'paar Schoten - Geschichten aus'm Pott
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März 2007
Das Cafe Schönberg
von Antonia

Das schrille Klingeln meines Weckers reißt mich wie jeden Morgen aus dem Schlaf. Durch das geöffnete Fenster dringen hektische Stimmen in mein Zimmer, irgendwo schreit ein Kind und der Hund meines Nachbarn winselt vor der Tür.

Noch etwas müde, aber frohgelaunt, springe ich aus dem Bett. Der Blick zum Wecker sagt mir, dass ich genügend Zeit habe um noch ausgiebig zu frühstücken.
Mit der Zahnbürste im Mund, versuche ich die Kaffeemaschine zu betätigen, den Toaster zu bestücken und den Eierkocher aus dem Schrank zu holen.

Minuten später sitze ich allein an meinem Frühstückstisch und kann es kaum erwarten mein Auto aus der Garage zu fahren. Heute ist ein besonderer Tag, es ist mein Geburtstag und ich fahre zu meiner „Lady“.

“Meine Lady“ sage ich ganz leise und verträumt vor mich hin und köpfe dabei mein Frühstücksei. Meine Gedanken schweifen etwas zurück und ich erinnere mich wie alles begann.

……………….

Es war der 13. August, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Eine flüchtige Begegnung auf einem unwichtigen Seminar. Wir teilten uns die Enge einer Raucherinsel und redeten über die bevorstehende Wahl. Wie lange dauert eine Zigarettenpause? 10 Minuten? Danach verloren wir uns aus den Augen, aber ich bekam sie nicht aus dem Sinn.

Diese Frau hatte Etwas, ich konnte es nicht definieren. Sie war nicht auffallend hübsch, kein Exot und kein Modepüppchen. Aber sie hatte Ausstrahlung, ihre Stimme war klar und ihre Augen besaßen Ausdruck.

Während der Vorträge über die Wichtigkeit von unwichtigen Veränderungen in der Firma, suchten meine Augen immer wieder nach dieser Frau. Vergebens, sie war wie vom Erdboden verschwunden.

Ein paar Tage später führte uns der Zufall wieder zusammen. Wir waren Beide auf dem Weg in die Kantine, um uns mit lauwarmen Kaffee und mürben Kuchen die Pause zu versüßen.
Da war es wieder, dieses Gefühl. Sie zog mich in ihren Bann und diesmal nahm ich allen Mut zusammen und sprach sie direkt an: “Hallo, mein Name ist Sebastian und ich glaube wir kennen uns. Hätten sie Lust mit mir in dem Cafe um die Ecke einen heißen und frischen Kaffee zu genießen?“

Sie lächelte. “Das Cafe Schönberg in der Johannisstraße? Ja, wenn ich die Wahl zwischen einem Magengeschwür vom Kantinenkaffee und einer Blase am Fuß habe, dann entscheide ich mich für die Blase. Denn um die Ecke ist das nicht gerade, junger Mann.“ Mit diesen Worten deutete sie auf ihre Füße.
“Neu und sicher noch nicht eingelaufen?“ versuchte ich diese Konversation fortzusetzen. Meine Hände wurden feucht. Für eine Sekunde drehte sich alles und ich wechselte wohl kurz die Farbe.
“Ist ihnen nicht gut?“ fragte sie besorgt aber sehr klar. Ihre Stimme holte mich wieder in die Realität zurück. “Nein, nein, es ist alles in Ordnung?“ stammelte ich und bot ihr meinen Arm an.
Nichts war in Ordnung. Aber sollte/konnte ich ihr das sagen? Diese Frau hat traumhafte Beine und diese schmückten hauchzarte Nylons. Und als ob das noch nicht genug wäre, ihre Füße steckten in eleganten, höheren Pumps.

……………….

Noch immer halte ich den Eierlöffel in der Hand, der Kaffee ist kalt und so langsam finde ich mich im Heute wieder. Es wird Zeit, dass ich loskomme.
Heute ist nicht nur mein Geburtstag, nein – heute wird der Tag sein, an dem ich sie in unserem Cafe Schönberg überrasche. In diesem kleinen verträumten Lokal begann unsere Beziehung und dort werde ich heute um ihre Hand anhalten.
Mit diesen Gedanken, einem Lächeln und dem Etui mit den Ringen in der Hand, werfe ich die Tür ins Schloß.

© Antonia

Letzte Aktualisierung: 09.03.2007 - 19.52 Uhr
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