Sie schreckte hoch. Ein fremder Mann saß neben ihr.
„Piranhas mögen Skalare. Wusstest du das, Lady?“
„Nein, bitte nicht…“, flehte sie.
„Dieser hier liebt die weißen.“
Der Unbekannte fischte die weiße Schönheit aus dem kleinen Becken. Dann hielt er den Käscher hoch und schaute zu, wie der Fisch im Netz zappelte. Als er sich nur noch schwach bewegte, ließ er ihn langsam in das größere Becken gleiten.
‚Your skin has turned to white….’, sang Cat Stevens.
Es dauerte eine Weile, bis der Skalar sich wieder bewegte. Und es dauerte wieder eine Weile, bis das schwarze Schuppenmonster aus einer Ecke seines Reiches kam und sich der weißen Schönheit näherte.
„Schau genau hin, Lady“, sagte der Mann und seine Augen bewegten sich schnell.
„Siehst du die weiße Zackenreihe? Siehst du, was er macht?“
So stark der Sog.
Zu stark.
„Ein herrliches Skelett“, schwärmte er. „Wie es schwebt. Ich kann mich nicht satt sehen.“
„Schneeweiß“, hauchte sie.
„Ja, so schön weiß.“
Böse Augen! Sie wollte weglaufen, die Beine gehorchten nicht.
„Was ist mit dir, Lady? Deine Händchen. Sie sind ja so kalt. Komm zu mir.“
Mit starken Armen zog er sie zu sich hinüber.
Ganz steif wurde sie.
„Du bist ja überall kalt. Lass uns tanzen, Lady.“
Er umschlang sie mit seinem massigen Körper.
„Jaa, so ist es schön.“
„Nein, nicht…“ Ihre Stimme. Warum versagte ihre Stimme?
„Ich spiel es noch einmal für dich. Hörst du es?“
‚Your skin has turned to white…’
„Immer wieder spiele ich es für dich.“
‚Why do you sleep so still?’, sang Cat Stevens.
„Du zitterst ja. Musst du nicht. Karl ist doch bei dir. Lass uns schwimmen, Lady. Wie die Fischlein im Wasser.“
So still hier.
Zu still.
www.renatehupfeld.de
Letzte Aktualisierung: 27.04.2007 - 19.29 Uhr Dieser Text enthält 3585 Zeichen.