Bitte lächeln!
Bitte lächeln!
Unter der Herausgeberschaft von Sabine Ludwigs und Eva Markert präsentieren wir Ihnen 23 humorvolle Geschichten.
mehr ... ] [ Verlagsprogramm ]
 SIE SIND HIER:   HOME » MITMACH-PROJEKT » SCHREIBAUFGABE » Desirée Brenner IMPRESSUM
NEWSLETTER
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

Jetzt anmelden! ]

UNSERE TOP-SEITEN
1.) Literatur-News-Ticker
2.) Leselust
3.) Forum
4.) Mitmach-Projekt
5.) Schreib-Lust-News 6.) Ausschreibungen 7.) Wettbewerbs-Tipps
Juni 2007
Das Meer, der Nebel und die schmutzige Kaffeetasse
von Desirée Brenner


Ich weiß, dass die Tage gezählt sind. Jeder Tag hat vierundzwanzig Stunden und sechzig Minuten.
Nur eine Minute davon ist mit dir.
Die Zeit mit dir ist die Zeit dazwischen, zwischen dir und mir.
Sie ist der Frühling an der Küste, an jedem erdenklichen Ort.
Sie ist der Klang der Wellen, der einzige, den man in allen Liedern, die das Meer zu bieten hat, immer wieder erkennt.
Du bist die Insel, auf der ich gestrandet bin, weil ich die Zeit vergaß. Dreiundzwanzig Stunden und neunundfünfzig Minuten lärmen in meinem Kopf. Wirbeln umher als wäre das Leben tatsächlich ein Spiel, das nur durch Regeln Form gewinnt.
Ich habe sie vergessen.
Ich vergaß sie im ersten Moment, als du sie nahmst und zwischen deinen Fingern riebst- da waren sie fort, fortan gehaltlos für mich.

Seitdem lebe ich nur eine Minute.
Ich bin der schlaflose Schläfer, der im Nebel wandert, dreiundzwanzig Stunden und neunundfünfzig Minuten.
Ich verlange kein Licht für diese Zeit. Das Dunkel ist mir genehm. Es gibt dort keine Feinde mehr, nur Nebelgesichter. Gesichter, die mir sagen, wie ich durch den Nebel komme. Die mich durch das tote Geäst leiten, den verstummten Wald, in dem ich angeblich wohne.
Ich mochte diese Gesichter einst, denn früher oder später führten sie mich zu dir.
Zu unserer Minute. Der einen Minute, die immer mehr Raum einnimmt, die schon zur Stunde geworden ist, zum Tag, zur Woche, die trotzdem weiter wächst.
Sie hat den Raum der dreiundzwanzig Stunden und neunundfünfzig Minuten erobert.

Wächst in mich hinein doch auch aus mir heraus.
Er trägt mich nicht besonders, dieser Raum. Er ist kalt und schweigsam, manchmal so schweigsam, dass ich, sollte jemand aus Versehen das Licht anmachen, aus allen Nebelgefilden stolpere.
Dann sehe ich eine schmutzige Kaffeetasse und fühle mich einsamer als je zuvor.

Letzte Aktualisierung: 21.06.2007 - 07.31 Uhr
Dieser Text enthält 1818 Zeichen.

Druckversion

 LINKTIPPS: Naturwaren Diese Website wird unterstützt von:

www.mswaltrop.de
Copyright © 2006 - 2024 by Schreiblust-Verlag - Alle Rechte vorbehalten.