Der Cousin im Souterrain
Der Cousin im Souterrain
Der nach "Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten" zweite Streich der Dortmunder Autorinnengruppe "Undpunkt".
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Juli 2007
Schluss damit!
von Tanja Muhs

Schluss damit! Rot auf Blütenweiß steht es auf dem Zettel, so wie ich auf den Fliesen vor dem Badezimmerspiegel. Das erste, was ich jeden Morgen sehe, ist nicht mein Gesicht, sondern dieser Zettel. Josh hat ihn aufgehängt, alle diese Zettel. Ausgeschnitten hat er sie aus buntem Tonpapier - quadratisch, rund, oval und rechteckig -, beschriftet und in der ganzen Wohnung platziert. Er will mir helfen, das weiß ich. Ich nehme die Seife, halte meine Hände unter das kalte Wasser des Hahns, wasche sie gründlich, immer erst links, dann rechts, die Handflächen und –rücken, zwischen den Fingern, unter den Nägeln, hinauf bis zur Ellenbogenbeuge. Ich schrubbe sie, schrubbe, als wäre ich gerade von einer Nachtschicht unter Tage nach Hause gekommen.
Ich höre Josh durch die Diele schlurfen. Jetzt steht er in der Tür, reibt sich die Augen, schaut auf meine Hände. Wie ich ihn hasse, diesen Blick auf meine Hände.
„Wie lange bist du schon zugange?“
Als hätte er gefragt: „Wann kann ich ins Bad? Ich muss ins Büro.“ antworte ich: „Gleich fertig! Nur noch schnell duschen,“ „Aha“, sagt er, „schnell duschen“, und geht zurück ins Bett.
Ich steige in die Duschkabine, erst mit links, dann mit rechts, wieder hinaus, erst mit links, dann mit rechts, wieder hinein und wieder hinaus und wieder hinein, drehe den Hahn auf und zu und auf und zu und auf, bevor ich mich unter den lauwarmen Wasserstrahl stelle. Während ich mich wasche – erträglich kalt, erst links, dann rechts, gründlich - denke ich an Josh, der nebenan im Bett liegt, an den blauen Zettel über ihm an der Wand. Schluss damit! Blau ist er, weil Josh gemeint hat, er würde so beruhigend wirken wie ein Aquarium beim Zahnarzt. Vorstellen soll ich mir, er sei reines, klares Wasser, in das ich meine Hände tauche, in dem ich bade. Bei Josh scheint er zu helfen, denn seit der Zettel dort hängt, schläft mein Mann nachts wie ein Baby, wie ein Baby, während ich immer wieder aufschrecke durc ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.

Vielen Dank!

Andreas Schröter

Letzte Aktualisierung: 31.07.2007 - 20.58 Uhr
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