Der Cousin im Souterrain
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Der nach "Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten" zweite Streich der Dortmunder Autorinnengruppe "Undpunkt".
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Juli 2007
Tage wie dieser
von Andrea Gluding-Avci

Heute war der erste Mai, ein Feiertag wie jedes Jahr. Alle hatten an diesem Tag etwas Besonderes vor. Nur ich nicht. Ich war allein unterwegs. Ich hatte mir eine alte Wolldecke unter den Arm geklemmt und meinen schwarzen Lederrucksack auf den Rücken geschnallt und marschierte allein durch den Wald. Ich hatte kein bestimmtes Ziel. Als ich an einer großen Wiese vorbeikam sank meine Laune fast bis auf den Gefrierpunkt.
Meine Gedanken schweiften ab. Hier war ich vor zwei Jahren auch vorbeigekommen. Da hatte mich mein Freund zärtlich in den Arm genommen, mir einen äußerst anzüglichen Blick zugeworfen und mir einen innigen Kuß gegeben…
Ich schob den schmerzlichen Gedanken beiseite. Es war schon mehr als ein halbes Jahr vergangen, seit er mich verlassen hatte und doch kam es mir so vor, als sei es erst gestern gewesen.
Ich verließ den Kiesweg und stapfte quer durch das kniehohe Gras. Bis jetzt war noch keiner von den grill- und picknickwütigen Leuten auf die Idee gekommen, die herrliche Wiese in Beschlag zu nehmen. Ich war die Erste. Ich lief bis zur ungefähren Mitte, das war weit genug, um nicht gleich von jedem gesehen zu werden. Ich warf den Rucksack achtlos hin, breitete meine Decke aus und ließ mich lustlos darauf nieder. Der ideale Ort, um seine Wunden zu lecken. Da saß ich nun wie ein geprügelter Hund und ließ den Kopf hängen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, den Tag mit meinen Freunden zu verbringen.
Von dem herrlichen Wetter und der bunten Blumenpracht bekam ich nichts mit. Ich packte meinen Schmierblock aus, und versuchte meine Notizen zu ordnen. Und schon war ich in einer anderen Welt. Seit Wochen arbeitete ich nun schon an einer Kurzgeschichte, die in Schottland spielte. Ich liebte Schottland, es übte auf geheimnisvolle Weise eine große Anziehungskraft auf mich aus, ganz besonders die Mythen und Legenden, die sich um dieses raue Land rankten…
Eine riesige schwarze Hundeschnauze holte mich abrupt wieder in die Realität zurück. Erschrocken starrte ich den riesigen Mischlingshund an, der Nase an Nase vor mir aufragte. Ich wagte nicht, mich zu rühren, obwohl der Hund freudig mit de Schwanz wedelte.
Und da sah ich sie auf mich zukommen: eine gut gelaunte Familie mit Kind und Kegel, bewaffnet mit Fahrrädern, Picknickkörben, strahlenden Gesichtern und jede Menge fröhlichem Gelächter.
Entnervt warf ich einen Blick gegen den Himmel. Mußten die ausgerechnet hier her kommen?
„Rex, komm sofort hier her!“, rief ein junger Mann. Er kam auf mich zu und zerrte den Hund am Halsband ein Stück zurück. „Ich hoffe, er hat Sie nicht erschreckt. Rex ist furchtbar neugierig, “ meinte er und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Der Unbekannte sah umwerfend gut aus, aber das nahm ich kaum wahr.
„Nein, schon in Ordnung,“ gab ich kurz angebunden zurück und steckte meine Nase wieder in meine Notizen.
„Na dann…, bis später vielleicht“, sagte er noch bevor er mit seinem Hund zu seiner Familie zurückging.
Mit der idyllischen Ruhe war es nun vorbei und meine Konzentration ließ auch zu wünschen übrig.
„Schluß damit“, dachte ich, knallte den Stift geräuschvoll auf den Block und hob trotzig den Kopf. „Schluß mit Trübsal blasen.“
Ich erhob mich packte meine Sachen zusammen und steuerte direkt auf die kleine Familie zu, die sich unweit niedergelassen hatte. Rex begrüßte mich als Erster. Von allen anderen wurde ich mit freundlichen Grüßen neugierig begrüßt und sogleich zum Picknick eingeladen.
Es war an der Zeit zu sehen, was die Zukunft brachte…

Letzte Aktualisierung: 22.07.2007 - 17.33 Uhr
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