L. fand, dass Bier eine der praktischsten Erfindungen war, die im Verlauf der Menschheitsgeschichte gemacht worden waren. Es löschte den Durst, sättigte (insbesondere im Zusammenspiel mit Schweinehaxe), erheiterte und entfaltete eine wohltuende Wirkung bei einer ganzen Reihe von Leiden. Außerdem konnte man damit Schnecken von Beeten fern halten. Dies war wichtig, denn L. hatte einen großen Gemüsegarten, der sein ganzer Stolz war. Hier zog er Tomaten, Bohnen, Gurken und sogar Kürbisse. Leckerbissen, die alle Arten von Schnecken anlockten. Tausende waren schon seinen wohlriechenden Fallen zum Opfer gefallen.
Eines Morgens öffnete L. die Tür seines Hauses, um sich die Zeitung zu holen, als er etwas Unglaubliches sah. Auf ihn zu, bewegte sich eine gewaltige Gastropodenarmee. Schlachtreihe an Schlachtreihe krochen die Schnecken. Schwere Weinbergschnecken bildeten die Hauptstreitmacht, Nacktschneckenverbände unter Führung von Tigerschnegeln stießen über die Flanken vor. Bänderschnecken bildeten die Nachhut. Ein Sturmkriechen mit drei Metern pro Stunde. L. betrachtete eine Weile die schreckliche Schönheit des perfekt choreografierten Angriffs, dann ging er hinter das Haus und holte einen Beutel Streusalz. Es war ein kurzer Kampf.
Nachdem L. die Reste zusammengekehrt hatte, ging er frühstücken. Seine Beobachtung bekümmerte ihn nicht weiter. Mochte es Zufall, – eine Laune der Natur gewesen sein, oder eine Kriegserklärung: Er war der Herr in seinem Garten und konnte es notfalls mit allen Schnecken der Welt aufnehmen.
In diesem Bewusstsein machte sich L. nach dem Essen daran, seine Beete zu inspizieren. Er zupfte ein Hälmchen hier, ein Blättchen dort, entfernte Verblühtes und strich glatt, was allzu kraus erschien – alles musste perfekt sein für den Besuch, den er erwartete. Der kleine Gartenbauer, sein Lieblingsmagazin, wollte in der nächsten Ausgabe einen Bericht über seinen Garten bringen. „Wegen der beispielhaften Verbindung von Nutz ...
Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.
Vielen Dank!
Andreas Schröter
Letzte Aktualisierung: 31.08.2007 - 21.29 Uhr Dieser Text enthält 9877 Zeichen.