Madrigal für einen Mörder
Madrigal für einen Mörder
Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
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August 2007
Gehet hin in Frieden
von Juli Jaschek

Auf dem Weg zur Kirche kam sie an der Metzgerei vorbei.
Vor seinem Geschäft stand der Irl und zog den Hut: „S’Good, Frain Baroness!“
Ihr Mund wurde so klein wie ein Pfennig. „Grüß Gott“, sagte sie kalt. Seitdem er ihr das Angebot mit der Million gemacht hatte, mied sie die Metzgerei, wo man ihr früher stets etwas Gelbwurst überreicht hatte oder ein kleines Schnitzel. Aber seit der Irl ihr Schloss haben wollte, schaute die Irlin sie nur noch mit einem dreisten Blick an und fragte „Was darfs sein?“ – so als wäre sie eine vom gemeinen Volk.
Sie würde das Schloss nie verkaufen. Wo sollte sie denn dann wohnen? „In einem von den Bungalows“, hatte der Irl vorgeschlagen, „die sie in der Schwaige bauen.“ Wie? In die Kreisstadt ziehen? Und wer würden dann ihre Nachbarn sein? Außerdem klang Bungalow wie Bunker, es erinnerte sie an den Krieg.
Das Leben im Schloss war freilich schwierig geworden. Sie hatte kein Geld, um die abgedeckten Ziegel zu ersetzen, es reichte gerade noch für die Heizung im Winter. Bei der Jubiläumsfeier vor fast fünfzig Jahren, da hatte es noch eine Kutsche gegeben mit Pferd, damit fuhr die Familie von N. einmal die Dorfstraße auf und ab, ihre Mutter winkte, dann hielt man an und verteilte Geschenke an die Dorfbevölkerung. Ach, das war lange her. Keine Kutsche mehr, kein Kutscher, Fräulein von N. ging seit vielen Jahren zu Fuß. Lebte allein im Schloss, bedient nur von der 14jährigen Martha, die ihr kochte, putzte und die Eierspeisen auftrug.
Sie musste die Sakristei durchqueren, nur so kam sie zu ihrem Kirchenstuhl. Pfarrer Bletz, dem gerade vom Mesner das Messkleid über den Kopf gewurstelt wurde, zappelte unter dem Stoff, mit wilden Rucken kämpfte sich sein Kopf mit den weißen Borsten durch die enge Öffnung. Fräulein von N. erschauerte. Jeden Sonntag gab es diese kleine Gänsehaut – würde ihr Blick auf etwas treffen, das sich nicht geziemte? Ein Stück Socke, irgendetwas, das der Pfarrer doch unter d ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.

Vielen Dank!

Andreas Schröter

Letzte Aktualisierung: 31.08.2007 - 21.30 Uhr
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