Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten
Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten
In diesem Buch präsentiert sich die erfahrene Dortmunder Autorinnengruppe Undpunkt mit kleinen gemeinen und bitterbösen Geschichten.
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September 2007
Tränen im All
von Esther Schmidt

Bridgit Stevens steht mir genau gegenüber. Ich bin ein Glückspilz. Hoch intelligent ist sie und trotzdem ein Rasseweib mit ansehnlicher Oberweite. Wenn ich ihr das sagen würde, hätte ich die Ohrfeige weg, darauf wette ich.
Bob neben mir hat es schlimmer getroffen. Der starrt die nächsten dreiundfünfzig Jahre auf den gestrengen Professor Olson. Ich kann einen Teil von Olson links von Bridgit erkennen und rechts von ihr einen Blick auf den Weltraum werfen, durch den wir fliegen. Ein priviligierter Platz für den Kapitän. Der Rest der Crew zieht sich aufgereiht den Gang hinunter.
Vom Hals abwärts sind die Scheiben unserer Stasiskammern aus Milchglas und Bridgets Körper schimmert nur schemenhaft hindurch. Manchmal versuche ich mir vorzustellen, wie sie dahinter aussieht. Dann frage ich mich, ob ihre Nippel zart und rosa sind, oder so braun, wie bei Carmelita. Carmelita! Es tut weh daran zu denken, dass sie tot sein wird, wenn ich zurück komme. Dann treiben Schlieren in der Flüssigkeit, die meine Kammer füllt. Die Wissenschaftler glauben, dass man in der Stase nicht weinen kann. Haben die eine Ahnung!

Im einundzwanzigsten Jahrhundert hat man sich die Stase noch als traumlosen Schlaf vorgestellt. Der Körper altert kaum, Atmung und Herzschlag sind auf ein Minimum reduziert, wie konnte man da erwarten, dass die höheren Hirnfunktionen aktiv bleiben? Doch Anfang des dreiundzwanzigsten Jahrhunderts wurde klar, dass die Kältestarre mehr ist, als ein komatöser Zustand ohne Außenwahrnehmung. Es fängt schon damit an, dass sich die Augen öffnen, wie bei einem Toten. Sechs bis zehn Bildimpulse erreichen das Gehirn pro Tag, keine Bewegungen, nur einzelne Bilder, die das Gehirn quälend langsam verarbeitet. Auch die Gedanken bewegen sich zäh und mühsam. Aber sie sind da und man hat ja bei diesen langen interstellaren Reisen keine Eile – nicht einmal beim Denken.

Akustische Signale sind konstanter, als die Bilder, die mein Gehirn wahrnimmt. Ich glaube, h ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.

Vielen Dank!

Andreas Schröter

Letzte Aktualisierung: 02.10.2007 - 21.45 Uhr
Dieser Text enthält 7172 Zeichen.

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