Madrigal für einen Mörder
Madrigal für einen Mörder
Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
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Oktober 2007
Ein Hoch auf Kyrill
von Vera Klee

„Wie viele haben wir?“, neugierig blickte Captain Burke über die Schulter seines ersten Commanders.
„Bisher erst 145.000 Neuanmeldungen.“ Commander Kail Steps drehte sich zu seinem Captain um und zuckte seine Schultern.
„Zu wenig, und das, obwohl wir letzte Woche die Anzeige geschaltet haben. Das war der stärkste Tsunami, den wir in den letzten Monaten in Gang gesetzt haben. Wir müssen noch einmal in der gleichen Region zuschlagen, dann werden sie in Scharen kommen. Commander Steps: Starten sie sofort eine neue Werbekampagne für unseren Stern Korpulus. Ab morgen fliegt das Shuttle im Stundentakt und zwar gratis. Werben sie: Kostenloser Shuttleservice für Kurzentschlossene! Wir werden die Region Asien doch wohl noch leerer kriegen! Das wäre doch gelacht.“ Er drehte sich um und verschwand durch die Tür der Kommandozentrale.

Commander Kail Steps seufzte. Er würde noch mehr Nachtschichten einlegen müssen, bis sie ihre eigentliche Mission beenden könnten: Den Wasservorrat auf ihrem eigenen Planeten Xantion auffüllen. Es mussten vorher noch viele Erdlinge auf einen bewohnbaren Ausweichstern gebracht werden, ohne dass jemand Verdacht schöpfte. Bisher hatte er einige Erdteile um die Hälfte der Bewohner reduzieren können. Wenn ein Drittel der gesamten Bevölkerung evakuiert wäre, würden sie zuschlagen. Das hieß, er musste nun immerhin noch 2.000.000 Menschen schmackhaft machen, auf den Stern Korpulus auszuwandern. Jeden Erdling kostete die Einbürgerung 50.000 Dollar und das Geld war vor Abflug fällig. Denn nicht jeder überlebte den beschwerlichen Flug bis Korpulus. Das durfte natürlich auf gar keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen! Bisher hatten sie 1,7 Millionen Tote zu entsorgen und das kostete auch im Jahr 2497 immerhin noch mehrere Millionen Dollar. Sie benötigten dringend neue Wasservorräte und die Wasservorkommen der Erde beliefen sich noch immer auf circa 1,124 Milliarden Kubikkilometer. Was zählte da schon ein Verlust von ein paar Millionen Menschen, die technologisch gesehen hier auf Xantion fast überflüssig waren. Wenn noch zwei Millionen Erdlinge die Reise bezahlten, so hätte Captain Burke genug Geld, um alle Wasservorräte zu transportieren. Der Commander bereitete seine Besatzung auf den nächsten Einsatz vor und schaltete die neuen Werbeaktionen bei den größten Fernsehstationen der Erde:

Ihre Reise ohne Wiederkehr – verlassen Sie die Erde, bevor es ein Anderer schafft!
Kostenloser Shuttleservice zum Stern Korpulus.
Für nur 50.000 Dollar entfliehen Sie den Katastrophen, dem Tod. Nie wieder erleben Sie einen Zyklon, Hurrikan oder einen Taifun. Weder Erderwärmung noch Sturmflut. Waldbrände, Dürreperioden und verseuchte Nahrungsmittel gehören der Vergangenheit an!
Schützen Sie Ihre Kinder vor der nächsten Pandemie, der Verseuchung und dem rätselhaften Fischsterben. Nur wir garantieren unverstrahlte Lebensmittel, sowie biologische Tierhaltung. Entscheiden Sie sich noch heute, es steht nur noch ein begrenztes Kontingent Häuser auf Korpulus zur Verfügung! Kurzentschlossene (bei Buchung bis morgen früh 8.00 Uhr) erhalten von uns das neueste tragbare Meteroritenwarngerät gratis!

Kail Steps programmierte die Bordcomputer, traf weitere Vorbereitungen und beendete danach seine Schicht, um sich ein paar Stunden aufs Ohr legen. Er stellte die Tsunamirakete drei Stärken höher als die letzte ein, programmierte sie noch etwas näher an die Küste von Südostasien und gab die entsprechende Order an seine Mitarbeiter weiter, bevor er den Vorgang mit der Eingabe seines persönlichen Codes abschloss. Danach ging er in seine Kabine und ließ sich erschöpft auf die Matratze fallen. Sicher würden morgen wieder einige Frauen mit an Bord sein, wenn die neuen Erdlinge auf Korpulus ankämen. Kail sehnte sich schon nach einer Abwechslung, denn Frauen lebten auf dem Planeten Xantion nur kurze Zeit; ihre Körper kamen mit der Strahlung nicht zurecht. Sein Privileg als Commander war, sich als Erster eine der Frauen von dem neu besiedelten Stern aussuchen zu dürfen, um sich mit ihr die Zeit zu vertreiben und für Nachwuchs zu sorgen. Kail drehte seinen Körper zur Bordwand, und träumte von dem nächsten Shuttle.

In der Zwischenzeit rechnete Captain Burke seine Statistiken durch und kam zu dem Schluss, dass ein Tsunami in Thailand nicht ausreichen würde. Also ordnete er noch einige Waldbrände und Erdbeben der Stärke 8 in China an. Die würden mehr bewirken, als damals die Tornados in den USA. Je länger die Katastrophen anhielten, umso mehr Reisende bezahlten die Passage zum Stern Korpulus. Bald würde er genug Geld haben, um das ganze kostbare Wasser auf den Heimatplaneten zu holen. Er war skrupellos, was den Tod der Menschheit anging, denn für ihn waren sie so gut wie nutzlos. Die schwere Arbeit verrichteten die Roboter. Frauen dagegen konnte er gebrauchen, dienten sie doch zur Erhaltung der Besatzung. Sie konnten die Männer auf andere Gedanken bringen und für den Fortbestand der Mannschaft sorgen. Der Akt der Fortpflanzung war überhaupt nicht romantisch oder gefühlvoll, so wie früher. Es wäre schon außerordentliches Glück, wenn eine dieser Frauen überhaupt noch Gefühle zeigen könnte. Um den eigentlichen Akt zu protokollieren, müssen beide Partner in den Zeugungstrakt. Der große, sterile Raum war rundherum mit Glasscheiben versehen, hinter denen die Robotereinheit Xantion IV die Strömung der Eizellen und Samen verfolgte und abspeicherte. Manchmal hasste der Captain diese gefühllose Prozedur, doch sie gehörte zum Fortbestand des Planeten. Es waren auch schon Frauen dabei, die ihm außerordentlich gut gefielen. Doch ihm als verheiratetem Captain war es verwehrt, mit anderen Frauen für Nachwuchs zu sorgen. Morgen würden sicher wieder neue Damen an Bord kommen, die der Besatzung die schwere Arbeit ein wenig versüßen würden.

Und was für eine Frau diesmal mit an Bord war. Commander Kail Steps war seit dem ersten Blickkontakt während ihrer Begegnung im Shuttle von ihr fasziniert. Als sie ihren Raumanzug auszog, starrte er auf ihre langen, nackten Beine und konnte sich kaum von ihrem Anblick losreißen. Ihr Gesichtsausdruck, ihre ganze Haltung zeugte von Stolz, sie schien fast schon unnahbar, und Kail war gespannt, wie sie auf seine Einladung reagieren würde.
„Herzlich Willkommen in ihrem neuen Leben. Ich bin Commander Kail Steps und möchte Sie gerne heute Abend um 20.00 Uhr in meine Commandozentrale unseres Heimatplaneten Xantion einladen, damit Sie sich persönlich ein Bild davon machen zu können, wie es um Ihre Sicherheit hier auf dem Stern Korpulus gestellt ist. Ich würde Sie dann mit meinem Raumgleiter abholen.“
Gespannt erwartete er ihre Antwort und konnte sogar ein freundliches Lächeln entdecken.
„Sehr gerne, Commander Steps. Ich freue mich schon darauf.“ Ihr Augenaufschlag ließ ihn auf mehr hoffen. Er wusste natürlich nicht , dass Kyrill als top ausgebildetete Sternenagentin an Bord kam, um die wahren Pläne der Besatzung auszuspionieren. Ohne großen Aufwand würde sie nun ins Innerste der Kommandozentrale gelangen. Sie kleidete sich um und steckte eine winzige Ampulle in ihr Amulett, welches ihren Heimatplaneten Erde darstellte. Nun bereitete sie sich auf ihre Verabredung vor.

Commander Kail Steps konnte es kaum erwarten. Er bereitete seine Kabine mit den köstlichsten, unverstrahlten Lebensmitteln vor, welche es auf der Erde schon lange nicht mehr gab: Weintrauben, Orangen, Käse und leckeren Wein. Mit dieser Mischung hatte er schon viele Frauenherzen zum Schmelzen gebracht. Seine Taktik würde sicher auch diesmal zum Erfolg führen.
Nachdem er Kyrill abgeholt hatte, zeigte er ihr alle wichtigen Funktionen der Raumstation, ohne jedoch die Sicherheitscodes zu missachten. Dann bat er sie auf seine Kabine. Kyrill sah überwältigend aus. Sie ließ ihr kleines Dekolleté sehen, was aber nicht zu freizügig war und mit ihrem kurzen Rock betonte sie noch ihre langen Beine. Als Kail ihr die Weintrauben anbot und sie diese fast gierig hinunterschlang, musste er lächeln. Nun war es soweit. Er schenkte ihr ein Glas Wein ein und prostete ihr zu.
„Auf ein neues Leben bei uns. Herzlich Willkommen. Mein Name ist Kail. Du gefällst mir sehr.“
Kyrill trank einen kleinen Schluck von dem herrlichen Wein und drückte sich verlangend gegen ihn. Sie küsste sie ihn erst vorsichtig, dann wild und verlangend, was der Commander nur zu gern mit sich geschehen ließ. Kyrill drückte ihn auf sein Bett und ihr Spiel konnte beginnen. Als sie ihn auf seinen Bauch drehte und seine Rückenmuskeln massierte, schloss er genüsslich seine Lider. Dies war der passende Moment, um ihm mit der freien Hand den betäubenden Inhalt der mitgebrachten Kapsel in sein Glas zu füllen.
„Hier, trink noch einen Schluck!“, animierte sie ihn, drückte ihm das Glas in die Hand und begann, sich vor ihm zu entkleiden. Commander Kail ließ seine Blicke über ihren Körper schweifen, während er das Glas leertrank. Kurz darauf wirkten die K.O. Tropfen auch schon und Kyrill konnte sicher sein, dass er einige Stunden im Tiefschlag liegen würde. Zeit genug also.

Während der Commander außer Gefecht gesetzt war, zog sie sich wieder an, durchsuchte seine Sachen und nahm die Karten mit den Sicherheitscodes an sich. Dann schlich sie zurück in die Kommandozentrale, überwältigte den Wachposten mit einem geübten Schlag an die Schläfe und startete den Zentralcomputer. Schnell fand sie die richtigen Seiten und las das Protokoll, während sie die Daten auf eine Mini-CD abspeicherte. Jetzt hatte sie endlich den Beweis für ihren Präsidenten. Captain Burke wollten die Erde zerstören, statt die Menschheit retten. Es war ungeheuerlich. Alle Naturkatastrophen waren künstlich von diesem Planeten aus hervorgerufen worden. Sie las die Todesziffern. Skrupellos, dieser Captain Burke und seine Mannschaft. Kyrill begann mit der Umprogrammierung des Bordcomputers. Mit der Zerstörung der Kommandozentrale würde es wohl nie mehr möglich sein, eine so große Übermacht auf zu bauen. Kyrill schaffte es, den Alptraum für die Erde zu beenden.

Letzte Aktualisierung: 18.10.2007 - 14.30 Uhr
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