Ein Prickeln breitete sich über meinem Nacken aus und ich spürte, wie sich dabei jedes Haar einzeln aufrichtete. Benny Turritella stakste auf mich zu. Geduckt blieb ich sitzen und kniff die Augen zusammen.
Es war nicht Bennys Ziegenbärtchen, das mich störte. Bestand es doch nur aus drei schwarzen und drei grauen Haaren, die sich jedes Mal aufstellten, wenn er mit seiner meckernden Stimme Aufträge an uns verteilte. Es waren auch nicht seine dunklen Augen, die in dem Teiggesicht zu versinken drohten und ängstlich flackerten, wenn es jemand wagte, standhaft Blickkontakt zu halten. Und es waren erst recht nicht die drei Tentakelstümpfe, die aus seinem Rücken herausragten und ihn als ein misslungenes Retortenbaby brandmarkten. Das Mischen von Genen hatte in seinem Fall zu einem verunglückten Ergebnis geführt. Die Teleskopbeine, auf denen er sich schaukelnd fortbewegte, und der Kugelbauch, der sich absurd vor seinem dürren Körper aufblähte, waren mir egal.
Was mich und alle seine Mitarbeiter in den Wahnsinn trieb, war sein Hemd. Ein fotometrisches Hemd. Erfunden von dem irren Doktor Tobarius Tenschwachtel, der Herrenoberhemden mit organischen Halbleitern ausstattete, die ihre Energie aus der Körperwärme bezogen und wechselndes Licht aus dem Spektralbereich erzeugten. Dabei war eine Kreation verwirrender Linien, kreischender und in den Augen brennender Farben herausgekommen. Ein Sternenhändler musste es Benny aufgeschwatzt haben. Der Anblick dieses Hemdes ließ sich nur mit einer Sonnenbrille unbeschadet ertragen. Doch Benny erlaubte das Tragen von Sonnenbrillen nicht. Wagte es trotzdem jemand, so zog er gleich 50 Föderationsdollar vom Gehalt ab. In der Kolonie Icarus, die seit den letzten Plasmastürmen an Lebensmittelknappheit litt, wog jeder Dollar schwer und so kniffen wir lieber die Augen zusammen, wenn Benny an uns vorbeimarschierte.
Dieses Hemd machte mich mit jedem Tag, an dem er es trug, aggressiver. Das Crescendo der Farbkomposition löste Spa ...
Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.
Vielen Dank!
Andreas Schröter
Letzte Aktualisierung: 31.01.2008 - 21.39 Uhr Dieser Text enthält 9738 Zeichen.