Madrigal für einen Mörder
Madrigal für einen Mörder
Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
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Februar 2008
Seitensprung
von Claudia Göpel

„Heute wirst du mir gehören.“
Ich tippe die Worte mit fliegenden Fingern.
„Du kommst in den Park, die letzte Bank auf dem kleinen Hügel. Dort wirst du auf mich warten. Denk an die Augenbinde.“
„Ich freue mich, kleine Lady. Bis gleich“, antwortet er.

„Ich muss noch mal weg“, rufe ich Torsten zu, der im Schneidersitz auf dem Sofa hockt, den geliebten Laptop auf dem Schoß.
Er nickt und schaut nicht mal auf dabei.
„Vielleicht treffe ich mich dann auch noch mal kurz mit Lars auf ein Bier“, murmelt mein Mann Richtung Monitor.
Ich fasse es nicht. Interessiert es ihn nicht, wohin ich will? Selbst Schuld!
Ein kurzer Blick in den Spiegel, dann haste ich die Treppe hinunter und hole mein Fahrrad aus dem Keller. Den Wagen nehme ich lieber nicht. Torsten würde nur dumme Fragen stellen, wieso ich die paar Meter zu meiner Freundin mit dem Auto fahren müsste.

Der Fahrtwind lässt meine Haare wehen. Mild riecht er und nach Frühling. Die Sonne steht noch eine Handbreit über den Reetdächern. Als ich um die Ecke biege, meine ich, den kleinen Bach im Park plätschern zu hören. Das ist natürlich Unsinn! Was ich spüre, ist der Schlag meines Herzens, schneller und lauter als sonst.
Ich verstecke das Rad hinter einem Gebüsch und schleiche mich langsam an den Hügel an, wo ER auf mich warten wird. Mein Internet-Prinz, mein Seelenspiegel.
Seit Wochen schicken wir Mails hin und her. Doch nun ist es soweit. Ich werde ihm gegenüberstehen, ihn betrachten, ohne dass er mich sehen kann. Deshalb die Augenbinde. Wenn er mir nicht gefällt, gehe ich wieder. So einfach ist das. Das war meine Bedingung. Außerdem kann er so nicht erkennen, dass ich gar keine geheimnisvolle Stiefellady bin. Mein Ledermantel ist hellbraun, nicht schwarz und mein dunkelblondes Haar reicht gerade mal bis zum Kinn.

Als ich vorsichtig über den Hügel zur Bank schaue, sehe ich ihn. Er bindet sich gerade ein schwarzes Tuch über die Augen.
Mein Herz klopft noch schneller. Ich lasse meine Brille in die Manteltasche gleiten. Man weiß ja nie.
Betont lässig schlendere ich auf dem schmalen Weg zu ihm, darauf bedacht, dass meine flachen Absätze ein Klacken ertönen lassen. Ich habe extra Büroklammern mit Klebeband daran befestigt. Verrucht bin ich – so was von verrucht!
Ich umrunde die Bank zweimal. Vor Aufregung wage ich nicht, ihn anzusehen. Mein Auserwählter sitzt still und rührt sich nicht. Erst beim dritten Mal fällt es mir auf.
Na so was aber auch – das glaube ich nicht!
Na warte!
Bis jetzt haben wir beide keinen Ton gesagt und ich beschließe, dass das auch so bleiben soll.
Vorsichtig blicke ich mich um. Der Park ist menschenleer, der Hügel durch einige Sträucher vor Blicken geschützt.
Wortlos setze ich mich auf seinen Schoß, wühle durch seine Haare und knabbere leicht an seinem Ohrläppchen. Unter meinem Rock trage ich nichts.
Seine Hände packen fordernd meinen Po. Er stöhnt, als er meine nackte Haut berührt und ich spüre, wie es sich in seiner Hose regt.
Ich bin längst schon feucht.
Mühelos öffne ich den Reißverschluss. Sein Schwanz scheint nur darauf gewartet zu haben, springt mir entgegen.
Ich überlege nicht lange und setze mich auf ihn.
Jetzt stöhne ich.
Langsam lasse ich mein Becken kreisen.
Mein dunkler Prinz erstarrt, dann bestimmt er den Rhythmus. Ich halte dagegen und kralle mich in der Rückenlehne fest. Seine Bewegungen werden fordernder. Jeder Stoß ist wie eine Befreiung, bis wir beinahe gleichzeitig explodieren.
Meinen Schrei unterdrückt er mit seiner Hand.
„Pssst, kleine Lady, wer wird denn hier so große Töne spucken wollen?“
Ich steige von seinem Schoß, ordne meine Kleider und verstaue sein erschlafftes Glied wieder in seiner Hose. Mit einem Taschentuch fange ich den gewaltigen Strom auf, der aus meiner Scham quillt.
Schlechtes Gewissen? Nö.
Ich kontrolliere, ob die Augenbinde sitzt. Ja, alles klar – er sieht mich nicht. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich ihm „bis bald“ ins Ohr hauche.
Dann laufe ich den Hügel hinunter und setze mich auf mein Fahrrad. Ich blicke nicht zurück. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und taucht den Himmel in tiefes Rostrot.

Zu Hause angekommen, gehe ich sofort unter die Dusche.
Torsten sitzt auf dem Sofa, als hätte er sich die ganze Zeit keinen Zentimeter bewegt.
„Ich dachte, du wolltest mit Lars ein Bier trinken gehen?“ frage ich, während ich meine Haare trockenreibe.
„Hmmm“, sagt er gedehnt, aber sein schneller Atem fällt mir trotzdem auf.
Ich setze mich neben ihn, lege eine Hand auf seinen Schenkel und schaue ihn an. Meine Scham ist noch immer geschwollen vor Lust.
„Torsten, ich habe dich soeben betrogen“, sage ich.
Endlich hebt er seinen Kopf, seine Augen blitzen.
Ich weiß nicht, wieso ich auf einmal grinsen muss. Ich kann richtig fies sein.
Sein Finger tanzt drohend vor meiner Nase.
Er holt tief Luft.
„Du elendes Luder! Ich weiß sogar mit wem.“
Blitzschnell packt er mich, umschließt fest meine Handgelenke, verzieht keine Miene und drückt mich nach hinten.
Nach einem kurzen Ringkampf liegen wir uns in den Armen.
„Ich verzeihe dir, kleine Lady.“, raunt er und küsst mich.

Mein Mann hat es ja doch faustdick hinter den Ohren!
Ich denke, wir passen zusammen.

Letzte Aktualisierung: 06.02.2008 - 11.00 Uhr
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