Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
"Was würdest du tun, wenn ich sterbe?"
Er hebt kurz seinen Kopf, wohl um sich zu vergewissern, ob ich wirklich gesprochen habe.
"Du stirbst nicht."
"Ja. Aber wenn doch?"
"Dann würde ich mir eine andere Geliebte suchen." Er lacht. Ich nicht.
"Eine Blondine?"
"Was?"
"Ob du dir eine Blondine suchen würdest? Brünett hattest du jetzt schon, bleibst du dabei oder würdest du gern was anderes probieren?"
"Meine Frau ist blond."
"Ja aber die schläft nicht mit dir. Was sagst du zu der neuen Verkäuferin beim Bäcker? Die ist doch süß."
"Die ist mir völlig egal. Du bist hier, das reicht mir."
"Ja aber wenn ich nicht hier wär, wenn ich tot wäre."
"Okay, von mir aus, ich nehm die Brotverkäuferin."
Er wirkt gereizt. Ich bin mir nicht sicher, ob es meine Fragen sind oder weil ich ihn auf die Bäckertussi angesprochen habe. Ich war dabei und trotzdem hat er mit ihr geflirtet. ‚Sie kennen ja schon alle Brotsorten auswendig, und das nach einer Woche.’ Und wie er sie angelächelt hat.
"Soll ich mir die Haare blond färben?"
"Nein, warum?"
"Es macht mir nichts aus, wirklich. Ich hab sie mir ja auch länger wachsen lassen für dich, blondieren ist wirklich kein Problem."
"Nein."
Eine Weile schweigen wir, seine Hand liegt noch immer auf meiner Brust. Die Berührung, die mich vor ein paar Minuten noch elektrisiert hatte, bedrückt mich. Er bedrückt mich.
"Was soll das eigentlich alles, warum stellst du mir diese ganzen bescheuerten Fragen?"
Ich drehe mich zu ihm, unsere Gesichter sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
"Ich will, dass du mich liebst."
"Aber ich liebe dich nicht. Du bist eine klasse Frau, ich bin gern bei dir, genieße jede Minute, jede Sekunde. Aber ich liebe dich nicht."
Stille.
"Hör zu, wir wollten doch nicht, dass es kompliziert wird, wir wollten doch nur…"
"Ja, du hast Recht, schon gut."
"Wirklich?"
"Ja."
Seine Hand streicht über meinen Bauch, sein Körper deckt mich zu. Sein Kuss besänftigt meine Gedanken. Als er in mich eindringt, ist alles vergessen.
"Ich muss jetzt los."
Ich schaue auf meinen Wecker. Die zwei Stunden sind um. Mehr würde auffallen. Er zieht seine Sachen über und lächelt mich an. Schick sieht er aus in seinem Anzug.
"Soll ich dir einen Kaffee bringen?"
"Nein, ich schlaf noch ein bisschen."
Der Raum ist so leer ohne ihn.
Ich ziehe die Decke über mich. Nachher werde ich die Tabletten nehmen. Wenn ich diesmal die Kraft dazu habe.
Letzte Aktualisierung: 04.02.2008 - 15.41 Uhr Dieser Text enthält 2390 Zeichen.