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April 2008
Begegnungen. Keine Geschichte
von Helga Rougui

Begegnungen sind das Salz in der Suppe des Lebens.
Ohne Begegnungen ist keine Bewegung, nur stilles Abwarten – wenn die Begegnungen aufhören, endet das Leben.

Einerseits die regelmäßigen, alltäglichen, banalen Begegnungen, die dich jedes Mal aufs neue merken lassen: du existierst in deiner Realität, indem du dich an anderen Existenzen reibst, ohne sie zu berühren oder gar zu durchdringen, sowie auch die wiederkehrenden tröstenden und freudigen Begegnungen, die - kleine Variante - der Zucker im Kaffee deines Lebens sind.
Das ist die unverzichtbare Basis. Die Alternative ist Einsamkeit.

Andererseits die außergewöhnlichen, faszinierenden, atemberaubenden Begegnungen, an die du dich dein Leben lang erinnerst, die folgenschweren Begegnungen, durch die sich dein Leben verändert sei es im guten oder schlechten Sinne, die wichtigen augenöffnenden Begegnungen, durch die du dich, welche Chance, vielleicht verändern darfst, wenn du sie verstehst.
Das sind die Glücksfälle, die Sahnehäubchen deines Daseins. Die Alternative ist Langeweile.

Es sind zu viele - und in deinem Kopf ballt sich aus mancherlei Gründen diesmal keine Begegnung, erlebt oder erfunden, zu einer Geschichte zusammen.

Dabei mangelt es dir nicht an Begegnungen.
Morgens begegnest du deinem Freund, der sich fluchend in seinen Arbeitstag hineinarbeitet.
Wenn du über die Autobahn zur Arbeit fährst, begegnest du einer Vielzahl von Idioten hinterm Steuer, die alle noch nicht richtig wach sind und dementsprechend fahrkunstmäßig nicht in die Gänge kommen, und du bist natürlich wieder mal die einzige, die zügig und reaktionsschnell zur Arbeit flitzt.
Auf der Arbeit angekommen triffst du wie jeden Morgen deine lieben Kollegen, die dich scheißfreundlich begrüßen, während sie bereits überlegen, an welcher Stelle sie dir den Dolch in den Balg rammen können.
Und das Highlight dieser Art Begegnung ist dann deine Chefin, die freundlich falschlippig Tadel verteilt, die um so schlimmer sind, als sie im Gewand des Liebreizes einherkommen.
In der Mittagspause dann siehst du dich einer grobschlächtigen weißbekittelten Dame mittleren Alters gegenüber, die mit mürrischem Gesicht eine oder zwei Kellen undefinierbares Zeugs auf deinen Teller knallt, und den schlechten Appetit dazu wünschst du dir dann schon mal lieber selber.
Nach Feierabend, beim Einkaufen, legst du der mißmutigen Kassiererin an der Schnellkasse deine sieben Einkäufe aufs Band. Die dich anranzt, ob und wo du offensichtlich nicht bis fünf zählen gelernt hast.
Und abends begegnest du wieder deinem Freund, der schlagkaputt und reichlich angefressen von seiner Arbeit kommt und dessen Interesse an deinem Tagesablauf darin besteht, sich zu fragen, wieso das Essen noch nicht auf dem Tisch steht.

Dir begegnen offensichtlich deine Begegnungen als Gegner.
Du armer, zutiefst gebeutelter, unglücklicher Mensch.

Aber da ist auch die Begegnung mit deiner langjährigen Freundin, die du einmal in der Woche triffst, die dich voll und ganz versteht und als einzige keine Forderungen an dich stellt.
Oder die Kollegin, die dir von sich aus hilfreich zur Seite steht, wenn du einem unlösbaren Problem gegenüberzustehen meinst.
Und dann an einem ihrer guten Tage findet die Chefin ein ehrliches Wort der Anerkennung für eure ersprießliche Zusammenarbeit und ein echtes freundliches Lächeln.
Mittags schenkt dir die nette Kantinenhilfe, wenn du dich mal wieder nicht für ein Dessert entscheiden kannst, einfach das andere dazu.
Später, im Supermarkt, macht dich die freundliche Kassiererin darauf aufmerksam , daß eine von den Tomaten in deiner Packung faul ist, und die geduldigen Menschen in der Schlange hinter dir warten ohne zu schimpfen, bis du vom anderen Ende des Ladens eine neue Packung geholt hast, die in Ordnung ist.
Und abends nach dem Essen wartet dein Freund nur auf dich, der dich in die Arme nimmt und dir das Gefühl gibt, du seist für ihn der einzige Schatz auf der Welt, und der dich aushält, wenn du unglücklich oder inkonsequent bist.

Wie du in deine Begegnungen hineinrufst, so schallt es heraus.

Wie gut, daß das Leben aus Begegnungen besteht.

Aber eine Geschichte wird das diesmal nicht.

Letzte Aktualisierung: 22.04.2008 - 20.36 Uhr
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