Sexlibris
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Wo ist die Grenze zwischen Pornografie und Erotik? Die 30 scharfen Geschichten in diesem Buch wandeln auf dem schmalen Grat.
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April 2008
Begegnung wider Willen
von Regina Lange

Endlich drei Wochen Urlaub. Freizeit und Relaxen war nun angesagt.
Mit meiner Liege, Handtüchern und weiteren Utensilien bepackt ging ich zum Strand. Meine Familie war bereits dort und schwer beschäftigt Mein ältester Sohn tauchte im Golf von Mexiko und suchte den Meeresgrund nach irgendwelchen Dingen ab. Einmal hatte er eine Fünf-Dollar-Note gefunden. Vermutlich hoffte er weitere Schätze zu finden. Mein Jüngster wühlte im Sand herum und versuchte kleine Krebse zu fangen. Und mein Mann? Er stand im Wasser und angelte.
Ich stellte meinen Liegestuhl auf und legte mich hin. Sonne pur wollte ich genießen. Ich nahm mein Buch zur Hand und begann zu lesen. Es war ein traumhafter Tag. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Es ging ein leichter Wind. Hier und da hatten sich einige Touristen ihr Plätzchen zum Sonnenbaden gesucht. Kinder und Erwachsene vergnügten sich im Meer. Die Luft roch so frisch und klar. Einige Pelikane ließen sich von den Wellen treiben, während andere ihrer Artgenossen wie Pfeilgeschosse aus der Luft ins Wasser abtauchten um Fische zu jagen. Unglaublich wie diese Vögel ihre Beute aus der Luft erspähte, um sie dann zu fangen und gleich zu verschlingen.

Ich verspürte einen leichten Hunger und öffnete eine Tüte Chips. Wohl keine so gute Idee, denn in kürzester Zeit hatte sich das scheinbar bei den Möwen herumgesprochen. In Scharen kamen sie heran geflogen und umkreisten mich. Einige landeten direkt vor mir und warteten gierig darauf, endlich etwas Essbares abzubekommen. Das war zu viel. Ich verscheuchte die aufdringlichen Federviecher mit meinem Badetuch. Widerwillig erhoben sie sich in die Luft und flogen kreischend davon.

Meine Familie war zu beschäftigt und hatte von meinem kleinen Abenteuer nichts bemerkt. Ich widmete mich wieder meinem Buch! Die glühende Gaskugel brannte gnadenlos vom wolkenlosen Himmel und suchte sich ihre Opfer. Meine Haut hatte allmählich Ähnlichkeit mit einem gekochten Lobster, obwohl ich mich mit meinem Sonnenschutzgel Schutzfaktor 30 gut eingerieben hatte. Das Gel schmolz nach dem Auftragen schnell dahin und die Sonne schlürfte es geradezu wie Eiscreme auf. Es half nichts. Ich musste mich einfach mal im Meer abkühlen. So ging ich langsam hinein und schlurfte dabei auf dem sandigen Grund herum, um Stingrays zu verscheuchen. Es war herrlich, obwohl es mit cirka 30 ◦ C nicht unbedingt die große Abkühlung war. Ich ließ mich im nassen Element bei leichtem Wellengang genüsslich treiben. Ein fantastisches Gefühl. Ich schaute zur Küste und vergewisserte mich, dass ich mich nicht zu weit entfernt hatte. Vor der ersten Sandbank war man relativ sicher vor Haien.
Der Kapitän hatte meinem Mann beim Hochseeangeln erzählt:„ I have seen a Great White a couple days before! I didn’t see a Great White very often but sometime it happens that you see one!“
Auf eine Begegnung dieser gefährlichen Fischart konnte ich gern verzichten. Eine gewisse Vorsicht konnte also nicht schaden.

Hinter den Bojen überholte ein Motorboot mit tiefem Seegang und hoher Geschwindigkeit eine Jolle, die bei dem leichten Wind kaum vorankam. Die Bugwelle war so gewaltig, dass ihre Ausläufer mir ins Gesicht schlugen. Meine Augen brannten entsetzlich von dem Salzwasser und ich konnte nur noch aus halb zugekniffenen Augen sehen. Blinzelnd entdeckte ich plötzlich direkt vor mir einen riesigen, dunklen Schatten im Golf von Mexiko, der so prompt aufstieg und im nächsten Moment wieder verschwand. Ich stoppte abrupt meine Schwimmbewegungen. Im ersten Moment war mein Körper wie eingefroren und meine Augen suchten wie ein Radar die Wasseroberfläche ab. Mein Gehirn schaltete sich wieder ein und der erste Gedanke war: ein Hai. Ein Hammerhai? Oder sollte sich etwa ein Weißer Hai in diesen Gewässern aufhalten? Ich warf alle Vorsichtsmaßnahmen über den Haufen und versuchte im Freistil schnellstens zum Ufer zu gelangen. Das Salzwasser spritzte mir von meinen hastigen Schwimmzügen ins Gesicht und ich hatte schon so viel davon geschluckt, dass mir speiübel wurde. Das Adrenalin schoss mir nun ins Blut und mein Herz fing an zu rasen. Mein Mund wurde trocken und ich hatte das Gefühl einen dicken Kloß im Hals zu haben. Panik durchfuhr meinen Körper. Denn jetzt dröhnte mir die Filmmusik von „Der Weiße Hai“ in den Ohren. Je schneller ich krauelte umso lauter hämmerten die Takte in meinem Kopf. Meine Kräfte ließen allmählich nach. Der Strand war noch so weit entfernt.
Obwohl ich schon völlig außer Atem war, trieb mich der bloße Gedanke an den Hai vorwärts.
Meine Arme und Beine schmerzten bereits von der Anstrengung. Zusätzlich ließ die Anspannung meinen Körper verkrampfen und am Ende übermannte mich die Erschöpfung. Ich konnte mich kaum noch bewegen. Verfolgte er mich schon? Plötzlich hatte ich die schlimmsten Filmszenen vor Augen. Fehlende Gliedmaße, abgetrennte Beine und Arme.
„Nein!“, schrie ich. „Hilfe, Help! Shark!“
Ich schluckte noch mehr Wasser und ich gurgelte die Wörter undeutlich heraus.
Endlich erblickte ich meinen Mann, der immer noch angelte und kreischte: „ Ein Hai!“
„Was?“ Mein Mann sah mich nur ungläubig an.
„Schnell, raus hier! Ein Hai!“
Letztlich spürte ich Boden unter den Füßen und versuchte nun zu laufen.
Wo war mein Sohn? Gerade tauchte er doch noch? Ein Würgereiz überkam mich. Mein Magen schien sich gerade umzudrehen. Eine kleine Woge stieß mich an und stolpernd fiel ich der Länge nach hin. Ich rappelte mich schwankend wieder auf und schnappte nach Luft.
„Sharks! Get out!“, brüllte ich. Einige der Touristen schreckten auf und sahen besorgt auf das Meer!
„Where?“, wollte jemand wissen.
Abgekämpft und keuchend fiel ich in den Sand. Meine Söhne? Wo waren sie?
Eine ältere Dame half mir wieder auf die Beine. Total entkräftet konnte ich kaum auf meinen wackligen Beinen stehen.
„Thanks!“
„No problem!“
Eine Menschenmenge hatte sich angesammelt und starrte gebannt auf die See. Unter ihnen auch meine Söhne. Ich torkelte zu ihnen und umarmte sie schluchzend.
„Wo sind die Haie?“, fragte mein Jüngster.
„Ich weiß es nicht! Irgendwo da draußen!“
„It’s just a Manatee!“, rief ein älterer, braungebrannter Mann, der mit seinem ausgestreckten Arm auf das Säugetier zeigte.
„No Shark! Only a Manatee! “
Ich betrachtete mit offenem Mund ein cirka vier Meter großes Etwas, das gemächlich durch den Ozean glitt.
„Was um alles in der Welt ist ein Manatee?“, wunderte ich mich.
„Mama, das ist doch nur eine Seekuh. Die ist harmlos und tut nichts!“

Letzte Aktualisierung: 21.04.2008 - 20.17 Uhr
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