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Mai 2008
Rosarot
von Elfriede Assadi

„Liebling, kannst du nach Emily sehen, ich bin unter der Dusche.“
„Ja Schatz, ich geh schon.“ Langsam erhob sich Brad von der Couch, ließ den Fernseher laufen, und ging ins Kinderzimmer. Durch den zarten Vorhang drangen Sonnenstrahlen, die den darauf gedruckten Schmetterlingen Leben einzuhauchen schienen. Es sah aus, als würden sie, wie an einen warmen Sommertag, über Wiesen und Felder tanzen.
Behutsam, als wäre ihr kleiner Körper von einer Eischale umgeben, nahm Brad seine süße Emily aus der rosaroten Wiege. Zärtlich strich er über ihren Kopf, trug sie im Zimmer umher, sprach mit beruhigenden Worten auf sie ein und wartete, bis Sally aus dem Badezimmer kam.

Dieses kleine wunderbare Geschöpf brachte das Leben von Sally und Brad ganz schön durcheinander. Ihr größter Wunsch, ein Kind zu haben, hatte sich erfüllt.
Ein Baby, ein süßer Schatz hatte beiden so sehr gefehlt. Aber nun war ihr Leben perfekt, ihr Glück vollkommen. Sie hatten ein richtiges Zuhause mit Kind, jetzt waren sie endlich eine richtig kleine Familie.

Seit acht Jahren waren sie ein Paar, aber mit dem Nachwuchs wollte es nicht so recht klappen. Dabei ergaben alle Untersuchungen, dass Brad vollkommen gesund und zeugungsfähig war. An ihm konnte es nicht liegen. Seine Frau schien ebenfalls, wie sie versicherte, vollkommen gesund zu sein.
Früher hielt er seinen beruflichen Stress für die Ursache, er war viel unterwegs. Sally weinte in dieser Zeit sehr oft, wurde immer trauriger. Es kam vor, dass sie tagelang das Haus nicht verließ und kaum noch aß. Bis sie ihm vor einem Jahr freudestrahlend um den Hals fiel und unter Tränen mitteilte: „Liebling, wir bekommen ein Baby!“

Von da an war Sally wie ausgewechselt. Sie schäumte über vor Lebendigkeit und Tatendrang. Sie war wie früher, so, wie er sie kannte. Liebevoll richtete sie ein Kinderzimmer ein. Alles in rosarot. Denn Sally wusste, es wird ganz bestimmt ein Mädchen. Sie kaufte und kaufte, alles in rosarot. Ja, sie wusste, sie ahnte, es konnte nur ein Mädchen werden! Immer wieder sagte sie:
„Brad, mein Liebling, ich bin mir ganz sicher, es wird ein Mädchen, denn wir beide wünschen es uns so sehr.“
Mit großer Erleichterung trat er seine langen Dienstreisen an. Seiner Frau ging es wunderbar und bald würde sie nicht mehr so alleine sein. Die Zeit verging schnell und Sallys Schwangerschaft verlief ohne Komplikationen. Ihre zarte Gestalt schmückte ein kleines Bäuchlein, das sie stolz vor sich hertrug.

Im achten Monat erreichte ihn unterwegs der Anruf seiner Frau:
“Brad, mein Liebster, stellt dir vor …, sie ist da! Wir haben ein Mädchen …, unser kleines Mädchen ist da!“
Sie erzählte von vorzeitigen Wehen … Wie auch immer, er war einfach nur glücklich, endlich Vater zu sein. Endlich ein zu Hause mit Frau und Kind. Endlich wusste er, wofür er so hart arbeitete. Wie gut es das Leben doch mit ihnen meinte.
Er dankte Gott für das wunderbare Geschenk.
Endlich war für seine Frau die traurige Zeit vorbei, sie war nicht mehr alleine. Rührend kümmerte sie sich um Emily. Aus Sally wurde eine liebevolle verantwortungsbewusste Mutter. Brad war unglaublich stolz auf sie.

***

„Liebling, der Fernseher ist an …“, ertönte Sallys Stimme aus dem Badezimmer,
„du weißt doch, die Strahlen sind ganz schädlich für unsere Emily. Bitte sei so lieb, und schalte ihn aus!“
„Ja, Schatz, ich mach` schon!“
Brad suchte im Wohnzimmer nach der Fernbedienung, fand sie aber nicht. Er musste sie ins Kinderzimmer mitgenommen haben …
Mit Emily im Arm ging er in das Vorzimmer.
Im Hintergrund liefen im Fernsehen die Nachrichten,
„… nach dem neuesten Ermittlungsstand gibt es noch immer keine Hinweise auf die Entführung der kleinen Sahra, die, wie wir berichteten, vor vier Monaten aus einem Kinderwagen …“

Letzte Aktualisierung: 26.05.2008 - 13.01 Uhr
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