Madrigal für einen Mörder
Madrigal für einen Mörder
Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
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August 2008
Hanna auf der Bank
von Klaus Eylmann

"Und ich dachte, ich sei etwas besonderes für dich." Monika ging neben ihm und sah auf den Boden.
"Hum", sagte Karl. Was besonderes? Das war ihm nie in den Sinn gekommen. Es war Abend. Das satte Grün des Rasens verlor sich in der Dunkelheit. Vögel hoben sich wie Scherenschnitte gegen den Himmel ab.
"Nun sag doch was. Ich habe dich gestern hier mit einer anderen gesehen."
"Was, auf der Bank, vor den Rosenbeeten?"
Monika nickte.
Die Straße, die sie überquerten, führte von einem Ende des Parkes zum anderen. Autoscheinwerfer spiegelten sich auf dem Asphalt. Karl war als kröchen sie auf ihn zu. Zwei Läufer joggten vorbei.
"Es war dort gewesen." Karl streckte seinen Arm aus. Sie gingen zu den Rosen mit den abendlich matten Farben. Drei Bänke standen dort. Eine war besetzt.
"Diese Frau?", fragte Karl.
"Ja, genau diese. Sie liest."
"Ja", sagte Karl.
"Sie liest ein Buch." Monika näherte sich der Frau mit den roten Haaren und dem bleichen Gesicht. Sollte ich ihr sagen dass es meine ist? Karl entschied sich dagegen.
Monika ging zu Karl zurück. "Kennst du sie?"
"Keine Ahnung."
"Was? Kennst du sie nun oder nicht?"
"Irgendwie kommt sie mir bekannt vor", meinte Karl.

Am nächsten Tag regnete es und sie nahmen ein Taxi. Monika besaß eine kleine Wohnung in einem Hochhaus hinter dem Park und Karl verbrachte eine weitere Nacht bei ihr. Wieso Monika und nicht Hanna?
Letztere war vor drei Tagen aus dem Haus gegangen, um im Park spazieren zu gehen. Nun saß sie jeden Tag ein paar Stunden vor den Rosenbeeten, las in einem Buch und erkannte ihn nicht. Wo kam sie her? Wo ging sie hin? Was war das für ein Buch? Dünn, mit einem schwarzen Einband, den kein Titel zierte. Hanna hatte nie umgeblättert. Hatte sie? Nein. Stundenlang musste sie auf die gleiche Seite gestarrt haben. Ein scheußliches Gefühl von Einsamkeit überkam ihn.

Am Tag darauf war es bewölkt. "Da ist sie wieder." Monika ging an der Frau vorbei, doch Karl blieb stehen. "Hanna!", brüllte er.
"Hanna?" Monika stellte sich neben ihn. "Hanna! Sieh mich an!" Karls Kopf wurde rot. Er beugte sich zu seiner Frau hinab und schlug ihr das Buch aus der Hand.
"Was machst du da? Und, Hanna, du kennst sie also!" Monika hob das Buch auf.
"Es ist meine Frau! Es ist meine...." Karl beobachtete, wie Monika neben Hanna auf der Bank Platz nahm und das Buch aufschlug. Dann fing sie an zu lesen.

Letzte Aktualisierung: 26.08.2008 - 17.02 Uhr
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