Das alte Buch Mamsell
Das alte Buch Mamsell
Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
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Thema: Affäre | September 2008
Eine Rosine namens Sieglinde
von Robert Pfeffer

Sieglinde Dreher saß am Tisch im Speisesaal, wie sie das um diese Uhrzeit immer tat. Das Leben war ein Karussell geworden, eines das nie mehr anzuhalten drohte und bei dem man sich mit Überschreiten der Schwelle dieses Heimes bis zum Tod entschieden hatte, ob man Feuerwehrauto fuhr oder auf einem Holzpferd dahin ritt. So trostlos wie die Tage und Wochen, die sie jetzt hier war, so trostlos sah das Essen aus, das vor ihr stand. Kleine Reste Alufolie am Rand der Verpackung verrieten, was die Schwestern sonst zu verbergen versuchten, nämlich dass man den Inhaftierten Folienfutter vorsetzte. Ja, eine Inhaftierte war sie hier. Welch anderen Rückschluss ließ ein Tagesablauf zu, der sie jeder Selbständigkeit beraubte und nur noch Spurenelemente von Freiwilligkeit enthielt?

Lieblos waren die Pflichtkalorien in eine Plastikschale gepfercht und weit weg von jeglichem Stil, den man bereits zelebrieren kann, wenn man im Essen nur etwas mehr sah als die reine Nahrungsaufnahme. Nicht minder lieblos stocherte sie in der mehrfach geteilten Schale herum, inspizierte mit ihrer Gabel die abgezählt wirkenden drei Rosinen, die die Scheibe Fleisch als rheinischen Sauerbraten deklarierten. Verkochter Rotkohl flankierte einen Kloß, der an seiner glitschigen Oberfläche den Versuchen auswich, ihn anzuschneiden.

Seit acht Wochen war sie nun hier, hatte sich scheinbar an den Alltag im Pflegeheim gewöhnt, in das sie wegen starker Blutdruckschwankungen sicherheitshalber und auf dringendes Anraten ihrer Kinder gezogen war. Doch ... in ihr brodelte es. Die Aktivität ihres Geistes inmitten jener, die sich wohl schon aufgegeben hatten, trat meist in verbalen Fumarolen zutage, ab und an sorgte sie jedoch auch für geysirartige Ausbrüche. Fakt war, dass sie mit einer für ihre Altersklasse ungewohnt frechen Ader in dieser Wüste, deren Stille fast nur vom Fernseher unterbrochen wurde, auf dramatische Weise unterfordert war und eine Rettung nicht in Sicht.

Sie verließ bedrückt de ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.

Vielen Dank!

Andreas Schröter

Letzte Aktualisierung: 01.10.2008 - 11.19 Uhr
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