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Dezember 2008
Dämonen der Nacht
von Gerhard Fritsch

Vor undenkbaren Zeiten, als die heißen Meere noch dampften und das Land mit rauchender Asche überzogen war, Berge sich über Nacht auftürmten und ein nach Schwefel stinkender Nebelbrei die Sicht zu den Gestirnen verdeckte, waren nur wenige Pflanzen- und Tierarten in der Lage, auf dem noch unwirtlichen Planeten zu überleben. Und deren Beschaffenheit war eine andere als die der Lebewesen späterer Zeitalter. Bäume hatten Rinde hart wie Stein und Blätter zäh wie Leder, Tiere waren mit mächtigen Knochenpanzern, dicker, sehnenartiger Haut und furchterregenden Zähnen und Hörnern ausgestattet. Selbst Feuer konnte ihnen nichts anhaben.
Alte Mythen erzählen, dass zu dieser Zeit das Volk der Dracca auf der Flucht vor ihren Feinden die Tiefen des Universums durchkreuzten und schließlich die Erde als geeignete Wohnstätte für sich entdeckten. Hier waren sie von Anfang an allen anderen Geschöpfen weit überlegen und konnten sich innerhalb kurzer Zeit zur herrschenden Rasse aufschwingen. Nichts konnte bestehen, was nicht ihren Zwecken diente oder sich ihnen unterwarf. Unter Versklavung aller dafür geeigneter Lebewesen bauten sie riesige Befestigungsanlagen, die sie vor ihren Feinden aus dem Weltall schützen sollten. Viele Millionen Umläufe um das Zentralgestirn, das sie nicht sahen, sondern nur fühlten, herrschten die Dracca über das Land und über die Meere. Unerbittlich war ihre Herrschaft, hoch der Blutzoll ihrer Untergebenen und grausam die Rache gegen alle, die aufbegehrten. Immer größer und mächtiger wurde ihr Reich. So gigantisch waren die Türme und Wälle, die sie errichteten, dass schließlich ihr Erbfeind aus der früheren Heimat aufmerksam wurde und sich aufmachte, sie zu vernichten. Erbittert wehrten sich die Dracca unter ihrem Herrscher Jochacca und trieben ihre Untertanen erbarmungslos in den Kampf, dem diese nicht mehr entkommen konnten, doch zuletzt siegte der Feind. Cereastor, ihr erbittertster Gegner, schleuderte Blitze gegen die Erde und bahnte der Sonne Zugang zur Oberfläche. Schaudernd und unter entsetzlichem Gebrüll traten die lichthassenden Geschöpfe der Finsternis die Flucht in das Innere der Erde an. Erste Höhlenlabyrinte waren noch zur Zeit der Herrschaft auf der Oberfläche angelegt worden. Dorthin eilten sie nun und gruben sich immer tiefer und tiefer. Zur Erdoberfläche ließen sie nur wenige Ausgänge offen. Diese wurden getarnt, so dass niemand sie als Pforte zu ihrem Reich erkennen konnte. Heute sind das normale Höhlen, Vulkanschlote und verborgene Stollen, die selbst in Städten bis zur Oberfläche dringen und dort in dunkle Keller oder verborgene Gewölbe münden. Die eigentlichen Zugänge zu ihrem Reich, die mit Wachen postiert sind, befinden sich erst einige Tagesreisen unter der Erde. Ungebetene, die es bis dorthin schaffen, kehren nicht mehr zurück.
Die Dracca waren ursprünglich eine reptiloide, mit Intelligenz ausgestattete Rasse, doch das Leben in ständiger Dunkelheit machte sie zu Kreaturen von rein dämonischer Natur. Ihr Aussehen ist furchterregend, und ihr Wesen von gnadenloser, böser Energie geprägt. Die ungebändigte Glut der Tiefe verleiht ihnen eine Fülle von Sinneswahrnehmungen, die den Lebewesen der Oberfläche fehlen oder bei diesen nur in abgeschwächter Form und isoliert vorkommen. So können sie pulsierendes warmes Blut über weite Entfernungen orten, selbst durch Erde und Stein hindurch, und manchen von ihnen gelingt es sogar, ihre schauderhaften Absichten im Geist ihrer Opfer zu verankern oder deren Dasein mit ihrer ganzen Wesenheit zu verseuchen. Der einen Seelen erkaufen sie sich gegen Macht und Kälte, auf dass diese ihnen helfen, die Übrigen in ihr Netz aus Schatten und Entsetzen zu treiben. So wie die Dunkelheit lieben sie alles Böse und Abscheuliche, und so wie die Sonne hassen sie alles Gute im Menschen. Sie fördern das Grauen der Nacht und schüren die Angst unter den Furchtsamen, denn sie leben nicht von Fleisch und Brot, sondern von den Gefühlen der Unglücklichen und Bedrohten. Empfindet ein Mensch oder Tier Furcht vor ihnen, verfallen sie in höchste Erregung, kosten es aus, versuchen die Angst des Gegenüber noch zu steigern, um noch mehr Genuß zu erhalten, so wie eine Katze die gefangene Maus noch zappeln läßt, bevor sie ihr den Todesbiß versetzt.
In dieser Absicht lauern sie in jeder dunklen Nacht, an jeder finsteren Ecke, auf jedem düsteren Pfad, und sinnen danach, die Herzen der Menschen zu verdunkeln und ihnen das Licht der Freude und der Hoffnung zu nehmen.

Ende

Letzte Aktualisierung: 15.12.2008 - 20.22 Uhr
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