Der Tod aus der Teekiste
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Märchen | Januar 2009
FINDELKIND und Die Geschichte von der Zweigsteckerin
von Katka Jäger

Da war ein Reich – und ein König. Der König war älter geworden. Sein Reich mit der Anzahl seiner grauwerdenden Haare gewachsen.
Um Alles überwachen zu können, hatte der König überall im Lande „Stellvertreter“ eingesetzt, die 'nach dem Rechten' sehen sollten, wie man so schön sagt. Besonders ihm angetane Dinge ließ er auch durch ihm besonders angetane Leute überprüfen; so seine Gärtnereien durch eine ihm überaus ans Herz gewachsene Person: FINDELKIND, der vielleicht einmal „Findelkönig“ werden sollte.

FINDELKIND (es wurde einfach FINDEL gerufen) machte somit wieder einmal seine Runde durch die königlichen Gärten.
FINDEL atmete so richtig die gute, blumenvolle Luft ein – da gewahrte er ein ihm bisher völlig unbekanntes, kleines Gärtchen. Er stutzte. Neben bizarren Sträuchern wuchsen für ihn noch nie gesehene Blumen darin - viele schöner als die aus den anderen, meist größeren Gärten.
Und dann gewahrte er ... SIE ... eine kleine, zarte Frau – mitten im Gärtchen sitzend und drei Zweige in Händen haltend, die sie immerfort neu umsteckte. „Komm' näher“, sagte sie wie selbstverständlich. - „Oh...“, entfiel es FINDEL (SIE konnte ihn doch noch gar nicht gesehen haben...) „Ich kenne Dich gar nicht!“, entgegnete FINDEL zögerlich, „wer bist Du?“ - „Ich bin die ZWEIGSTECKERIN“, erklärte sie mit einem natürlichen Stolz und schaute den 'Vertreter des Königs' mit sternchenblitzenden Augen an. Dabei hörte sie nicht auf, ihre drei Zweige (einen roten und zwei gelbe) ständig umzugruppieren.



„Ah ja...“, gab FINDEL verständnisvoll von sich (er war ganz verzaubert von ihren Blicken). - Eine Weile sah er diese wunderbare Frau an ... einfach so.
„Und warum hörst Du nicht damit auf, diese Zweige andauernd umzuordnen?“, fragte er schließlich, um dann neugierig wie verlegen zugleich auf die schönen Hände der Zweigsteckerin zu blicken.
„Ja...“, holte sie aus, „weißt Du – weil ALLES relativ ist, mein Freund. Wie ich die Äste auch stecke ... sehe ich immer wieder neue Möglichkeiten.“
Daraufhin verfiel sie erneut in tiefes Schweigen und konzentrierte sich ganz darauf, die Zweige wieder ganz anders neu zu ordnen.
FINDEL staunte und merkte zugleich, daß das Gespräch offenbar abgeschlossen war. Ehrfürchtig begann er rückwärts zu gehen und verließ ganz langsam das kleine, zauberhafte Gärtchen.

Zuhause erzählte er alles dem altgewordenen König. Dieser zeigte sich sehr überrascht darüber, daß er ein Gärtchen besaß, von dem nicht einmal er etwas wußte.
„Wir werden zusammen dorthin gehen“, ließ ihre Majestät über seine Lippen verlauten; packte FINDEL an der Hand und zog ihn in Richtung seiner Gärtnereien.
„Na – wo ist denn deine 'Zweigsteckerin'?“, erkundigte sich der alte König bei seinem Adoptiv-Sohn. Dieser schaute mit großen Augen in der Umgebung einher. Plötzlich schrie er: „Da ... SIE war dort! Sie war wirklich dort!“
Aber: es war nichts zu sehen.
FINDEL deutete wild auf eine kleine, leere Fläche halb-verkommener Wiesen und nur ein dürrer und dennoch besonderer Strauch erschien ihm als Anhaltspunkt, daß er sich kaum irren konnte.




Der alte König hob seine Augenbrauen und sah verständnisvoll auf seinen FINDEL hinunter: „Für Dich hat dieses schöne Gärtchen wirklich existiert, mein kleiner“, räumte der König ein. „Das Gärtchen war da und auch deine kleine Frau, die 'Zweigsteckerin'. Doch ... „, so fuhr Majestät fort, „.. nur
für Dich eben; verstehst Du? In Wahrheit hast Du geträumt – und doch nicht.“
Der König schwieg nun. FINDEL traten ein paar Tränen in die Augen. „Weißt Du“, schloß der König, „für Dich sind Dinge wahr, die ich nicht sehe – und umgekehrt ist es genauso.“
„Ja...“, flüsterte FINDEL und schnaufte erleichtert auf, „es ist wohl ALLES relativ.“
Noch einmal schauten beide auf die halbverwilderte Grasfläche, wobei es FINDEL so vorkam, als ob er ganz vertraut ein paar Sternchen glitzern sähe. Dann verließen FINDEL und der König den doch sehr merkwürdigen Ort.

Getrennten Weges gingen sie nach Hause. Jeder von ihnen wollte noch ein wenig allein sein.

Letzte Aktualisierung: 17.01.2009 - 11.15 Uhr
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