Das alte Buch Mamsell
Das alte Buch Mamsell
Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
mehr ... ] [ Verlagsprogramm ]
 SIE SIND HIER:   HOME » MITMACH-PROJEKT » SCHREIBAUFGABE » Moshe Sala Chazara IMPRESSUM
NEWSLETTER
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

Jetzt anmelden! ]

UNSERE TOP-SEITEN
1.) Literatur-News-Ticker
2.) Leselust
3.) Forum
4.) Mitmach-Projekt
5.) Schreib-Lust-News 6.) Ausschreibungen 7.) Wettbewerbs-Tipps
Überraschung | Februar 2009
Sergeant Pepper
von Moshe Sala Chazara

Sergeant Pepper's Lonely Heart's Club Band spielte wie jeden Donnerstag in dem kleinen Rondell im St. James Park. Rex war etwas melancholisch, aber sonst, alles wie immer.
Ein kleines PLOING zerplatzte, im Rahmen der Musik von keinem der umstehenden Musikliebhaber gehört. Und dann war Stille.
Genau so ein PLOING war da zerplatzt, wie es nicht jeden Tag vorkommt, aber meistens von keinem gehört wird. Jetzt aber hörte es jeder, denn es war plötzlich Stille: Keine Musik und ein leeres Rondell. Irritiert schauten sich die Leute an und gingen eilig auseinander.
Sergeant Pepper's Band spielte unvermindert am Ufer eines See's weiter.
Der See war fast rund, von einer Reihe Pappeln umstanden. Zwei Enten darauf und es regnete. Ringsum leicht gerundete Berge in Olivgrün, an deren Hängen sich die Langeweile wie Teig breitmachte und es regnete Landregen.
Die kleinen Wellen schimmerten bleifarben und die beiden Enten sahen keinen Ausweg. Ein leichter Wind, der Freund des Wassers, kam auf und eine Ente schaukelte, aber dann war alles wieder beim alten. Dies blieb so fast zwei Jahre.
Dann wurde die Tuba rostig und hörte auf zu spielen, d.h. die Tuba verrostete und zerfiel. Dann fiel die Geige auseinander, die elektrische Gitarre zersprang und das Schlagzeug schrumpfte und schrumpfte und floss schließlich in eine Erdspalte.
Die Band bewegte sich weiter, spielte weiter die alten Melodien, aber zu hören war nur noch der Regen auf dem See. Schließlich verdarben auch die Musiker, bekamen Schimmel und Moos, Fäulnis da und dort, das Fleisch fiel grün und blau geworden, schließlich ab, und die weißen Knochen platschten ins Wasser.
Nun kam nur noch eine Abwechselung in das gleichmäßige Rauschen des Regens, wenn die beiden Enten in Hörweite schwammen. Dies ergab einen etwas dumpferen Ton.
Als die beiden Jahre zur Gänze um waren, gingen auch die beiden Enten unter.
Der Wind kam nun erneut, rauschte die Regenwolken dahin, raschelte in den Pappeln und vertrieb die Langeweile, krauste die Seeoberfläche, die anfing quecksilbern zu glänzen und ein Blau zu spiegeln. Schließlich strahlte die Sonne satt vom Himmel. Der See dampfte und wurde kleiner und kleiner, die Pappeln verdorrten. Das war im fünfundzwanzigsten Jahr.
Dann versalzte der See, Karawanen kamen und gingen. Das war im Jahre 1273. Der Wind blies : Sand, Erde, Cola - Dosen, Papier - Fetzen. Das war im Jahre 1991.
Später regnete es hin und wieder, die Erde wurde grün, Felder entstanden, Ernten wurden eingefahren. Dann entdeckten die Geologen das Salz. Es wurde abgebaut, wanderte in Mägen, durch Därme, zur Kanalisation und von da ins Meer. Das Meer nahm das Salz, alles.
Die Fische lebten darin, die Dampfer fuhren darauf. Die Menschen aßen die
Fische und fuhren auf den Dampfern und niemand ahnte den See.
Aber der See war größer denn je.
Dr. Abraham saß auf seinem Kanapee, streckte die Beine von sich und dachte über die Zeiten nach. Der Whisky auf Eis erschien ihm heute besonders gelungen. Wie üblich, war es ein lauer Abend, in dessen Atmosphäre die helle Marmorterrasse das Abendlicht spiegelte. Die Grillen ringsum bereiteten sich darauf vor, das Konzert des Abends zu geben.
"Immerhin ist es dir diesmal gelungen, etwas realistischer zu bleiben", meinte seine Frau, die in einem Lehnsessel an einer Tasse Jasmintee nippte und die momentane Ruhe einsog, als wäre sie der Zucker im Tee.
Dr. Abraham runtzelte die Stirn, streckte seine Beine noch ein wenig weiter und sagte: "Eigentlich hätte doch ein wenig mehr Drama sein können. Mir ist das irgendwie zu glatt vom Ablauf her."
"Drama, Drama!", kreischte Salabaster, und ruderte mit seinen Pelikanschwingen auf dem Kopf einer Putte, "Salabaster ist für Drama, Drama!"
Dr. Abraham sah ihn durchdringend an und dachte daran, daß man ihn doch lieber wieder nach Zypern zurückschicken sollte, denn Salabaster hatte nicht den notwendigen Charakter für weitsichtige Kommentare.
Sarah nahm ein kleines Schlückchen Tee und versank ein wenig in einer Ferne, die nur sie kannte.
"Sollten wir nicht mal etwas richtig Harmonisches versuchen?", hauchte sie.
"Harmonisches, Harmonisches", kreischte Salabaster, und schien fast abzuheben vom Kopf der Putte, "Salabaster ist für Harmonisches, Harmonisches!"
Dr. Abraham schloss die Augen und filterte in seinen Weiten die Möglichkeiten. Wie immer schossen verschiedene Lichter hin und her.
Schließlich öffnete er seine Augen wieder und sagte: "Wenn ihr meint."
Das Tischchen mit dem PLOING-O-METER stand zu seiner Linken.
Er zog seine Taschenuhr heraus und verglich sie mit der Zeiteinstellung am PLOING-O-METER. Seit Babylon liebte er immer noch calliptische Zeitrechnung.
Er nahm noch einige Einstellungen an den Schiebereglern vor und dann drückte er auf den roten Knopf mit der Bezeichnung Auslöser.

Letzte Aktualisierung: 21.02.2009 - 15.14 Uhr
Dieser Text enthält 4787 Zeichen.

Druckversion

 LINKTIPPS: Naturwaren Diese Website wird unterstützt von:

www.mswaltrop.de
Copyright © 2006 - 2024 by Schreiblust-Verlag - Alle Rechte vorbehalten.