Ganz schön bissig ...
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März 2009
Der große Fang
von Sylvia Seelert

Ein Streifen Licht fiel in die Dunkelheit, es folgte ein Schrei und wieder Finsternis.
„Eine Neue“, raunte und wisperte es durch ihre Reihen.
„Die Arme. Gefangen wie wir!“
„Oh effroi. Wo bin ich hier? Ich kann nichts sehen.“
„Meine Liebe, beruhigen Sie sich.“
„Ich bin Herzogin Victoria Luise und solch einen schmachvollen Umgang nicht gewohnt! Ich sollte in meinem Samtbett liegen.“
„Ma chère duchesse, wie wunderbar Sie wieder zu sehen. Großherzogin Hilda. Wir haben uns neulich auf der Aids-Gala so prächtig amüsiert. Prinzessin Sibylla ist auch hier.“
„Mon dieu, Sie hat es auch erwischt?“
„Und Jack“, brummelte es aus der Ecke.
„Ein Bürgerlicher“, flüsterte die Prinzessin. „Tickt nicht ganz richtig.“
„Ich bin nicht taub!“
„Kommt aus Hollywood!“, fügte die Großherzogin hinzu. „Ein wenig fou furieux!“
„Crazy hags“, knurrte Jack.
„Das war nicht charmant.“
„Kein Benehmen!“
„Mon dieu…“
„Wie kann man ihn nur mit uns zusammen in diesen engen Raum stecken. Skandalös.“
„Shut up. Wir sollten lieber über Flucht nachdenken, anstatt wie die Hühner zu gackern“, rief Jack ungehalten dazwischen.
„Wie unhöflich.“
„Keine gute Kinderstube.“
„Wenn ich da an meinen Carl Gustav denke. Der hätte so ein Benehmen nicht geduldet.“
„Sie sind der Mann hier. Also ist es Ihre Aufgabe uns zu beschützen und nach einem Fluchtweg zu suchen“, empörte sich die Herzogin.
„Ma chère, beachten Sie ihn einfach nicht.“
„Haben Sie gesehen, was Gräfin Gloria für ein Kleid trug?“, ereiferte sich die Prinzessin.
„Absolut terrible!“
„Wann engagiert sie endlich einen vernünftigen Stylisten? Die Gute sollte sich dringend beraten lassen.“
„Ach Gottchen, wenn ich da noch an ihre schrille und punkige Phase denke.“
„In der Tat, da ist sie jetzt geradezu bieder.“
„Wohl eher fromm.“
„Wie wahr, wie wahr. Ich weiß nicht, was ihre Hinwendung zur Religion soll.“
„Sie hat sogar mit einem Kardinal zusammen ein Buch geschrieben.“
„In einer Talkshow stellte sie die These auf: Gegen Schwulsein helfe nur viel Beten.“
„Gewagt, gewagt!“
„Die Königin der Fettnäpfchen“, kicherte die Großherzogin süffisant.
Es rumpelte gewaltig in der Ecke.
„Jack, sind Sie das? Machen Sie nicht solch einen Lärm, ich bekomme sonst Kopfschmerzen!“
„Honey, irgendjemand muss sich mal um unsere Befreiung bemühen.“
„Aber bitte nicht so laut. Meine Nerven.“
„Nerven hat mich eher der Auftritt von Verona, der Werbemillionärin, gekostet. Nach den ganzen Skandalen ihres Mannes geht sie weiterhin munter auf Galas und Charity-Veranstaltungen.“
„Sie hat mich sogar angesprochen!“
„Nein, Prinzessin. Das gibt es doch gar nicht“, echauffierten sich Herzogin und Großherzogin.
„Was hat sie denn gesagt?“
„Wo denn hier die Toiletten wären.“
„Toiletten, ha. Wie unverfroren.“
„Haben Sie denn geantwortet?“
„Wir blieben stumm.“
„Recht so.“
Erneut polterte es in der Ecke.
„Jack, Schätzchen, lassen Sie es bleiben. Es hat keinen Zweck.“
„Ich versuche mich bewusstlos zu stoßen. Ihr Getratsche ertrage ich nicht mehr viel länger.“
„Pah …“
„Humpf …“
„Bürgerlich halt …“
„Und haben Sie auch das rosafarbene Kostüm von Angela bemerkt?“, fragte die Herzogin nach einem kurzen Moment des Schweigens.
„Wie eine Fleischwurst sah sie darin aus.“
„Total deformiert.“
„Ein Griff ins Klo“, gluckste die Prinzessin.
„Später am Abend hat sich Ernst-August übrigens wieder mit einem Paparazzo angelegt.“
„Unmöglich, dieser Mensch. Was nur Caroline an ihm findet.“
„Mit ganz viel Champagner lässt sich jede Ehe schönfärben.“
„Da braucht sie aber jeden Tag eine ganze Kiste.“
Allgemeines Kichern, nur Jack stöhnte auf.
„Jack, Herzchen. Alles in Ordnung in Ihrer Ecke?“
„Ich halt das nicht mehr aus, ich halt das nicht mehr aus …“
„Sie tragen so gar nichts zu der Unterhaltung bei. Erzählen Sie mal aus der Filmbranche.“
„Sibylla, Liebes, Sie wollen sich doch nicht ernsthaft mit ihm unterhalten?“
„Immerhin ist er hier der einzige Mann …“
Schweigen. Jack zog hörbar die Luft ein.
„Damned.“
„Also, erzählen Sie uns von Julia Roberts. Ist sie mit ihrem Kameramann wirklich glücklich? Und was macht Sandra Bullock? Läuft ihr Nobelrestaurant in Texas?“
Licht blendete alle und die Herzogin wurde aus ihrer Mitte gezerrt.
„Was für ein Fang“, murmelte Benny, den sie den Nachtfuchs nannten, weil er seine Opfer schlau wie ein Fuchs immer nachts bestahl.
„Dafür bekomme ich bestimmt fünfzig Mille!“
Ein diebisches Lächeln zog sich von einem Ohr zum anderen, als er die Brosche mit dem prächtigen Diamanten tätschelte, während in dem Kästchen darunter die Großherzogin entrüstet murmelte: „Das ist unter Wert! Kretin!“

Letzte Aktualisierung: 24.03.2009 - 20.48 Uhr
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