„Hoho, jetzt ‘mal langsam mit den jungen Pferden“, versuchte er sie zu beruhigen.
Doch sie trommelte weiter mit ihren zarten Fäustchen auf seinen Brustkorb ein. Nicht, dass er das nicht abkonnte, aber sie beschimpfte ihn auch noch ununterbrochen.
„Du Schuft, du elender … Wie konntest du nur?“
Rote Flecken zierten ihre Wangen, den Hals und das Dekolletee. Ihre Engelslocken standen in alle Richtungen, die Augen waren zu Schlitzen verengt. Schließlich schaffte er es, ihre Handgelenke zu fassen zu bekommen. Sie erstarrte, nur in ihren Augen loderte die Wut. Sie sah trotz ihrer Aufregung zum Anbeißen aus.
„Was ist denn plötzlich mit dir los? Gerade war doch noch alles in bester Ordnung?“
Sie schnaubte.
„Du Mistkerl … Du Taugenichts … Du Betrüger … Du Gauner … Du … Du …“ Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
Er war verwirrt. Er hatte sie den ganzen Abend auf Händen getragen, sie verwöhnt, ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen – und jetzt flippte sie so aus.
„Ich verstehe nicht. Was habe ich dir denn getan?“
„Was habe ich dir denn getan?“, äffte sie ihn nach. „Was du getan hast? Das fragst du mich auch noch ernsthaft?“
Er zuckte hilflos mit den Schultern.
„Ha! Nichts hast du getan, du Idiot, dass ist es ja eben.“
„Äh … ?“
„Du bist ja wohl echt schwer von Begriff, oder?“ Tränen liefen ihr übers Gesicht.
Nein, er verstand sie wirklich nicht. Nie würde er zulassen, dass ihr auch nur ein Haar gekrümmt würde. Und jetzt beschimpfte sie ihn ohne ersichtlichen Grund. Sie war doch sein Engelchen.
„Du, mit deinem Gentleman-Gehabe. Du solltest mir endlich die Unschuld rauben …“
Letzte Aktualisierung: 11.03.2009 - 00.18 Uhr Dieser Text enthält 1674 Zeichen.
