Wellensang
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Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
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März 2009
Ein verregneter Sonntag
von Thomas Losch

„‘… heast du G’schissene , wiaso håst du haiet offen?‘, sagt dä zu mir“, hörte ich plötzlich in der Konditorei eine Frau empört ihre Tischnachbarin fragen, als ich gerade dabei war, die hier aufliegenden Zeitungen zu lesen, neben der Lyrikerin S. sitzend.

Ich sah von der Zeitung auf, um zu sehen, wer hier gesprochen hatte, und sah nun SIE, die sich gerade laut denkend gefragt hatte, wieso sie die G’schissene sein sollte.
„Denk i ma, wiaso sågt dä G‘schissene zu mir ...?“, fragte sie sich nämlich nach einer Weile des Nachdenkens noch einmal, eine berechtigte Frage, ja wieso, dachte auch ich mir nun, ist gerade sie die G’schissene und auch die Tischnachbarin der G‘schissenen, eine den Kopf schüttelnde nichts fassen Könnende, fragte sich dies offenbar.
Wieso?

Ich las dann wieder etwas über die schönsten Urlaubsorte, die man jetzt schon buchen sollte, neben der Lyrikerin S. sitzend, als am Tisch rechts von uns ein Weißweintrinker nun einen Hund begrüßte, der mit seinem Frauerl gerade in das Lokal gekommen war, und vom Weißweintrinker in einem fort mit einem „is scho guat ...!“-Satz am Kopf getätschelt wurde, so, als ob er, der Hund, des Trostes eines Weißweintrinkers bedurfte, an so einem verregneten Sonntag, gerade jetzt vielleicht in diesem Lokal in Kaisermühlen, diesem Vorort von Wien, eines Trostes bedurfte.

Was schon gut sein sollte, weiß ein Hund ja eigentlich nicht, dachte ich mir,
was weiß denn schon ein Hund an einem Sonntag, was gut oder schlecht ist, dachte ich mir, statt in der Zeitung über die schönsten Urlaubsorte zu lesen, die man jetzt schon buchen sollte, nie denkt ein Hund an einem verregneten Sonntag „es ist schon gut“, oder „es geht mir heute schlecht und es könnte mir eigentlich besser gehen“ , dachte ich mir gerade, mich in das Hundedenken hinein denkend, regelrecht in Rage kommend schon, da ich nicht in Ruhe die Zeitung lesen konnte, was ich eigentlich vor gehabt hatte, als ich wieder die Stimme der G‘schissenen hörte, die sich nun als Folge ihres Denkens „heast, wås geht däs dää åån ...?“ laut fragte, eine berechtigte Frage, was, fragte auch ich mich nun wieder, gehen die Öffnungszeiten der G’schissenen die Konkurrentin was an.

Nichts, war meine glasklare Antwort, in mich hinein gedacht in der Hoffnung, an diesem Sonntag nichts mehr sonst denken zu müssen und diese Zeitung vielleicht zu Hause zu lesen, wer will schon an einem Sonntag die Probleme der G’schissenen hören, statt seinen Urlaub planen zu können.
Niemand, dachte ich mir gerade, als ich den Weißweintrinker neben mir laut „zahlen!“ rufen hörte und zur Theke zur polnischen Serviererin aufrecht wanken gehen sah, so dass diese über seine Gehkunst lächelte, den aufrechten wankenden Gang noch mal bewunderte als ihr der Weißweintrinker 10,-- € hin schmiss und glasklar „stimmt scho!“ dazu sagte, wo er doch nur hätte 3,80 € zahlen müssen, in der Tat eine beachtenswerte Zahlkunst die sich zur Gehkunst gesellte, dachte ich mir gerade, als die Lyrikerin S. plötzlich entnervt meinte, oh Gott!, sie müsse gehen, ihre Wäsche warte.
Zu Hause dann nahm ich mir dann die Zeitung aus der Tasche, setzte mich in meinen Lehnstuhl und las endlich in Ruhe den Artikel über die schönsten Urlaubsorte.
Am nächsten Sonntag würde ich dann beichten gehen.

Letzte Aktualisierung: 19.03.2009 - 14.20 Uhr
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