Der Tod aus der Teekiste
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"Viele Autoren können schreiben, aber nur wenige können originell schreiben. Wir präsentieren Ihnen die Stecknadeln aus dem Heuhaufen."
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Juli 2009
Thuja occidentalis
von Hajo Nitschke

Was hast du erwartet, alter Narr, fragt er sich. Sein Blick gleitet über die Fassade. Aufgebröselter Putz, Risse in der verwitterten Tür. Fast verschwunden ihre Maserung, die Holztäfelung zerkratzt. Trübe gewordene Fenster blicken den Betrachter an und spiegeln dessen glanzlose Augen. Das Haus und sein Gegenüber, beide gleichermaßen eingefallen. Zerschunden wie das runzelige Türholz.

Gichtige Finger fahren vorsichtig über aufgelöste Fugen, als tasteten sie über Falten und Narben des eigenen Gesichtes. Diese Unterkunft ist so verwundet wie er, ihr einstiger Bewohner. Zweiunddreißig Jahre ist es her. Morsch geworden, grau und stumpf, das Haus und er. Dort ein Fensterladen – zugenagelt wie mit Sargnägeln in den Deckel seines Lebens. Und seiner Ehe mit Anna. Er beugt sich ächzend vor, starrt durch ein Loch im alten Holz. Verharrt, den Blick über den dunklen Flur hinaus ins Leere gerichtet. Schattenhafte Umrisse gewinnen Gestalt. Tür zur Stube, Kommode, Regal … Und da – Anna! Es trennen sie nur wenige Meter, aber mehr als drei Jahrzehnte.

‚Fritz, Lieber! Da bist du ja!’
Und er: ‚Hallo du, wie war dein Tag?’ Ein Kuss, zartes Streicheln vertrauter Hände. Vorbei. Er zog fort. Neue Häuser, Münder und Hände. Glücklich wurde er nie, denn er liebte Anna noch immer. Am Ende des Weges ist er nun zu ihr zurückgekehrt. Hat sie gefunden, endlich. Anna, jung geblieben, als wären die Jahre nicht vergangen. Im schlichten Kleid, das die Anmut der Gestalt unterstreicht. Zwei Augen von der tiefen Bläue eines stillen Sees sind auf ihn gerichtet. Arme strecken sich ihm entgegen. Dann ist alles verschwunden.

Anniiie! – Doch das Bild hat sich aufgelöst wie eine Fata Morgana. Um ihn her nur Wüste. Unbarmherzig klopft der Schmerz ans Kreuz, als er sich aufrichtet. Das also ist die Heimkehr. Heimkehr in die Ödnis der Beziehung zweier Menschen. Er spürt Verlassenheit. Das Haus ist unbewohnt. Die Hausnummer blieb, sonst stimmt nichts mehr. Kein ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.

Vielen Dank!

Andreas Schröter

Letzte Aktualisierung: 01.08.2009 - 12.50 Uhr
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