Der Tod aus der Teekiste
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September 2009
Tauziehen
von Klaus Eylmann

Es war heiß. Die Luft über dem sandigen Platz flirrte unter der zwölf-Uhr Sonne. Mary stand mit einem geblümten Kleid vor ihrem Kuchenbuffet, Arme in die Hüften gestemmt, den Blick auf ihren Max gerichtet, der sich mit acht weiteren Kumpeln von der Müllabfuhr beim Tauziehen abrackerte.
Sommerfest der Müllmänner. Kinder kreischten. Orgelmusik wehte von dem Karussel herüber. Neun ausgesuchte Briefträger zogen am anderen Ende des Taues. Stämmige Burschen, deren Beinen man die Kilometer ansah, die sie zurückgelegt hatten.
Stiefel schrammten über die Linie hinweg. Max und seine Kollegen schlugen den Gegnern gönnerhaft auf die Schulter und luden sie auf ein Bier ein. Getränkestand und Kuchenbuffet wurden umlagert. Frauen zerteilten Kuchen auf Papptellern und und tauschten Neuigkeiten aus.
Von den kahlen Hängen löste sich eine Staubwolke, aus der ein Müllfahrzeug hervorkam. Es hielt auf den Platz zu und stoppte. Türen wurden aufgerissen. Aus der einen flog ein Mann und blieb bewegungslos auf dem Boden liegen. Aus der anderen kletterte etwas Metallenes. Eine humanoide Form. Klingte, klongte, klangte, als sie sich auf die Menschen zubewegte. Rotes Licht waberte in ihrem Kopf.
„In mir seht ihr das neue Müllmann-Modell.“ Karussellmusik verwehte, Gespräche verstummten. „Ab sofort wird das alte durch meine Kopien und mich abgelöst. “ Ein Roboter? Er ging auf den Wagen zu, näherte sich dem am Boden Liegenden und zog ihn am Kragen empor. Mary erkannte Frank Mosenbach, den Chef der Müllarbeitergewerkschaft. „Lohnfortzahlung,“ rief der Stahlmensch. „Frank hat sie für das alte Modell durchgesetzt.“ Er ließ ihn zu Boden fallen stieg in den Müll-Laster und fuhr davon.
Hitze kennt kein Erbarmen. Kein Windhauch stört sie. Die Menschen schienen gelähmt. Dann fassten sich zwei Männer, legten Franks Leiche in den Kofferraum ihres Autos und fuhren davon. Mary packte den Rest ihres Gebäcks sowie den Tisch in den Wagen und setzte sich hinein. Max kam dazu. Er schien schockgefroren.
„Nimm ein Stück Apfelkuchen“ Max blieb stumm. Schweigend fuhren sie eine Weile. Dann sagte er: „Heute Nacht hole ich mir den Müllwagen aus der Deponie und morgen fahre ich meine Tour.“
Mary ergriff seine Hand. „Ich gehe mit dir.“
Auf der Deponie standen die Fahrzeuge aufgereiht unter gelbem Natriumlicht. Dahinter zeichnete sich die dunkle Silhouette einer Baracke ab, dann die einer Trafostation.
„Die Baracke“, sagte Max. „Die Baracke ist neu.“ Max und Mary stiegen aus dem Fahrzeug. Das Licht des Mondes brach sich in dem Metalldach des Schuppens. Mary hörte ein Summen. Die Tür war unverschlossen. Sie traten ein. Es war dunkel, bis auf das rote Licht, das über den Köpfen der Roboter flimmerte. Marys Blick wanderte an ihrer Reihe entlang, heftete sich auf ein armdickes Kabel.
„Die Trafostation.“ Max suchte nach einem Schalter. „Sie lädt die Roboter auf.“
Mary schmiegte sich an ihren Mann. „Ziehen wir doch das Kabel aus der Wand.“ Es gelang ihnen nicht. „Da gibt es nur eines“, meinte Mary. Sie sahen sich an. Max nickte und zog das Handy hervor.
Mary, Max und weitere acht Müllmänner stemmten die Füße gegen den Boden. Das Kabel löste sich nicht von der Wand.
Mary, Max, acht weitere Müllmänner und neun Briefträger fielen mit dem Kabel zu Boden, standen auf und klopften sich gegenseitig auf die Schulter.
Auf dem Heimweg kam Mary und Max ein Polizeiwagen entgegen. Metallen blinkte der Fahrer unter dem Licht der Autolampen. Für den nächsten Tag war die Tour gesichert. Doch hatte der Kampf gerade erst begonnen.

Letzte Aktualisierung: 09.09.2009 - 11.33 Uhr
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