Ganz schön bissig ...
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Oktober 2009
Begegnung der anderen Art
von Rosemarie Benke-Bursian

Rhicko lag auf seinem Bett und starrte an die Decke.
Morgen.

Morgen war es endlich soweit. Der Tag, auf den nicht nur er, sondern die ganze Gruppe des Orbitschiffes OS-00-11 gewartet hatte, war da. Im Jahre 00 hatten sie ihren blauen Heimatplaneten verlassen. Da war Rhicko noch nicht einmal geboren. Seine Eltern und Großeltern auch nicht. Sie warteten seit Generationen. Insgesamt hatten 50 Orbitschiffe das heimatliche Sonnensystem verlassen. Jeden Tag eines, OS-00-11 am 11. Tag. Jedes mit drei anderen vorprogrammierten Zielen. Und jede Gruppe hatte die Hoffnung und Sehnsucht mitgenommen, eines der Ziele möge ein bewohnbarer Planet sein. Dass der alte es nicht mehr war, daran waren Rhickos Urahnen allerdings nicht ganz unschuldig. Ausgebeutet hatten sie ihn. Ausgelaugt und geplündert und ihm dann durch Kriege um die letzen Ressourcen den Todesstoß versetzt: Ihn auf Jahrhunderte, womöglich Jahrtausende verseucht. Einige wenige, die das Unglück kommen sahen, machten sich an die Planung und den Bau der gigantischen Orbitschiffe und buchstäblich in letzter Minute konnten ausgesuchte Personen auf die Reise gehen. Ausgesucht, weil jeder Beruf vertreten sein musste: Computerspezialisten und Ingenieure, Ärzte und Altenpfleger, Natur- und Geisteswissenschaftler, Köche und Lebensmittelproduzenten, Lehrer und Erzieher, Philosophen, Geschichtenschreiber, Künstler, Reinigungskräfte und und und ... Und alle wussten, dass frühestens die Kindeskinder der Kindeskinder das erste Ziel erreichen konnten.
Das erste Ziel der OS-00-11 war ein Flop gewesen. Ein Gasplanet, der nur in seiner Atmosphäre Leben möglich machte. Da hätte man schon eine Mikrobe sein müssen, um das Angebot wahrnehmen zu können. Rhickos Eltern hatten diese Enttäuschung miterlebt.
Morgen.

Morgen würde Rhicko mit zwei anderen als Planet-Pioniere Ausgebildeten in die Landekapsel umsteigen und Aqua 2 betreten, einen blauen Planeten wie die einstige Heimat, die Rhicko nur von Erzählungen, Bildern und Filmen kannte. Aqua 2 galt schon beim Verlassen der Heimat als geeignetster Kandidat, denn er versprach mit flüssigem Wasser bedeckt zu sein.
Morgen.

Was würde Aqua 2 ihnen bringen? Zum ersten Mal fragte sich Rhicko, ob die Sehnsucht nach einem neuen Planeten tatsächlich seine eigene Sehnsucht war. Seine Heimat war die OS-00-11. Hier war er geboren und groß geworden. Und hier hatte er vor kurzem in Farinah eine Partnerin gefunden, mit der er sich ein gemeinsames Leben vorstellen konnte. Was spielte es da für eine Rolle, wo sie lebten? Wichtig war doch allein, dass sie überhaupt zusammen sein konnten. Und so schlecht war das Dasein auf OS-00-11 schließlich nicht: Schöne Wohnungen für die einzelnen Familien, Schule, Schwimmbad, Sportzentrum, Naturpark mit vielen verschiedenen Pflanzen und kleinem See, Zoo, Museum, sogar zwei Kinos, eine riesige Bibliothek, verschiedene Restaurants, Cafés, Bars, Krankenhaus - Ihm fehlte es im Grunde an nichts.
Morgen.

Wollte er das wirklich alles aufgeben, um auf diesem unbekannten Planeten neu anzufangen? Würden sie sich nicht furchtbar einschränken müssen, bis alles so aufgebaut worden war, wie sie es hier auf dem mittlerweile zur Heimat gewordenen Orbitschiff schon hatten?
Natürlich, es hieß, man bliebe erst einmal auf dem Orbitschiff wohnen. Nur die Pioniere verlegten zunächst ihren Arbeitsplatz, und so bald wie möglich auch ihren Wohnraum, nach Aqua 2, um das Terrain zu sondieren, Rohstoffe ausfindig zu machen, Bauplätze einzurichten und so weiter. Voller Begeisterung und Neugier hatte er sich vor Jahren zum Pionier ausbilden lassen. So wie viele junge Leute. Sie waren nun diejenigen, die den Planten „erobern“ und bewohnbar machen sollten. Doch Farinah war Ärztin und ihr Arbeitsplatz blieb auf der OS-00-11, bis die Pioniere ihre Arbeit erledigt hatten. Er würde sie deshalb für lange Zeit nur noch selten sehen können.
Hielt ihre junge Liebe das überhaupt aus?
Morgen.

Aqua 2 war hervorragend geeignet, wie die jüngsten Messungen zeigten. Es gab auf ihm nicht nur die passende Atmosphäre, Gravitation, Temperatur und flüssiges Wasser. Der Abstand zum Zentralgestirn war genauso vielversprechend wie seine Umlaufbahn. Aqua 2 bestand aus festem Gestein, war von grünen Pflanzen überzogen, zwischen denen sogar Tiere wohnten. Auch den Orbitanern ähnliche Wesen schien der Planet zu beherbergen. Sollten sie über die nötige Intelligenz verfügen, konnten sie von denen womöglich sogar Hilfe beim Auffinden und beim Aufbau eines geeigneten Siedlungsortes bekommen. Und bestimmt waren die dann neugierig, was die Neuankömmlinge alles zu erzählen hatten. Deshalb wollten sie auf jeden Fall ihren Kommunikations- und Sprach-Transformator mitnehmen, sowie ein paar kulinarische Spezialitäten und Kunstgegenstände. Essen und Kunst waren immer gute Geschenke, um Friedfertigkeit auszudrücken, wenn es mit der Kommunikation zu Beginn doch nicht gleich so gut klappen sollte. Falls es wirklich intelligente Wesen waren.
Morgen.

Morgen würde das alte Leben vorbei sein, ein komplett neues beginnen. Endlich war der Tag gekommen und Rhicko freute sich tatsächlich nicht einmal ein winziges bisschen. Mit dem Gefühl, dass sein ganzes Leben sich in ein einziges Fragezeichen verwandelte, schlief er endlich ein.

Am nächsten Tag blieb nicht viel Zeit für lange Überlegungen. Übernächtigt versuchte Rhicko, sich ganz auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Es blieb nicht einmal Zeit, sich von Farinah zu verabschieden. Zwar würde er nur wenige Stunden fort sein, doch es war schließlich kein gewöhnlicher Ausflug. Farinah vorher noch einmal sehen zu können, ihre Wärme über einen Kuss und eine Umarmung nicht nur zu spüren, sondern auch mitnehmen zu können, hätte ihm viel bedeutet. Dass dies nicht geschehen war, ließ ihn frieren, verstärkte sein Gefühl, dieses Unternehmen sei eher der Beginn eines Unglücks denn eines Glücks.
Die größte Zeit war für den Flug zum Aqua 2 veranschlagt worden. Den fremden Boden sollten sie erst einmal nur so lange betreten, wie es nötig war, Bodenproben zu nehmen, ein paar Pflanzen zu pflücken und das Luftgemisch direkt über dem Boden zu testen. Da sie bisher nur wenige Punktmessungen von der Atmosphäre hatten, mussten sie sicher gehen, dass nicht ausgerechnet in den letzten Metern über den Boden ein für sie giftiger Stoff alle Pläne noch schnell über den Haufen warf.
Der Flug verlief problemlos, die Landung gelang punktgenau. Rhicko schaute, ebenso wie seine beiden Kollegen, nach draußen. Keiner redete ein Wort. Es war ein bewegender Augenblick, denn noch nie hatte einer von ihnen den Fuß auf einen fremden Himmelskörper gesetzt. In einiger Entfernung standen Büsche, anders und doch ähnlich wie sie sie kannten. Der Landeplatz erinnerte Rhicko an den Sportplatz auf der OS-00-11. Zumindest sah er künstlich angelegt aus. Er schaute zu seinen Begleitern. Als die ihm zunickten, öffnete er die Kapsel und schwang sich als Erster nach draußen. Sofort fühlte er sich ziemlich unbeholfen, obwohl er auf diesen Moment vorbereitet worden war: Auf dem neuen Planeten war er um einige Kilo schwerer als auf dem Orbitschiff. Als hätte ihm jemand einen Bleimantel übergezogen, der ihn zum Boden drücken wollte. Vorsichtig hob er den rechten Fuß, um einen Schritt zu gehen. Hinter ihm waren seine Kameraden ausgestiegen. Zur Sicherheit hatten sie Raumanzüge an, was sie zusätzlich beengte. Doch wenn die Messung des Luftgemisches positiv war, durfte der erste seinen Helm öffnen. Rhicko sehnte sich nach etwas Erleichterung, hielt das Instrument in die Höhe, so dass Luft durchströmen konnte und beobachtete die Anzeige.
Dann ging alles sehr schnell. Ein Dutzend Gestalten waren aufgetaucht, hatten sie umringt und kaum dass Rhicko einen erstaunten Laut hervorgebracht hatte, war er auch schon gefesselt. Der Helm wurde ihm vom Kopf gerissen, ein Tuch erstickte jeden weiteren Ton. Mit Entsetzen sah er, wie ein riesiges Transportfahrzeug hinter einer Anhöhe hervorkam, die Landekapsel auf die Ladefläche hievte und davonfuhr. Neben ihm standen seine Kameraden, ebenfalls gefesselt und geknebelt und schauten ihn mit vor Furcht geweiteten Augen an. Kurz danach lag er in einem Fahrzeug auf einer Trage, umringt von drei Gestalten. Sein Raumanzug wurde wenig zimperlich aufgeschnitten, sein Körper mit allen möglichen Kabeln und Instrumenten bespickt und traktiert. „Farinah“, dachte er, dann wurde es dunkel um ihn.

*
„Irgendeine Erklärung müssen wir den Leuten aber geben, zu viele haben etwas gesehen.“
„Klar Chef, ich habe schon eine Pressemitteilung vorbereitet. Außerdem ist der Spuk ja jetzt vorbei.“

Eine neue Ufo-Welle schwappt über das Land
Seit vorgestern stehen die Telefone bei Polizei, Feuerwehr und der zentralen Meldebehörde nicht mehr still. Zahlreiche Personen meldeten eine Ufo-Landung auf dem erst vor wenigen Tagen fertiggestellten Sportplatz. Dieses Ufo sei urplötzlich aus den Wolken aufgetaucht, geräuschlos aber zielstrebig auf die Erde geschwebt, um anschließend spurlos zu verschwinden. Dies ist bereits die dritte Welle derartiger Meldungen innerhalb von nur zwei Wochen. Von offizieller Seite wurde jedoch keine dieser drei angeblichen Ufo-Landungen bestätigt. Eine mögliche Erklärung biete die Wetterlage. Die seit langem anhaltende große Hitze könne zu Luftspiegelungen führen, die wie eine Fata Morgana sogar Ufos vortäuschen könnten. Verschiedene Medien-Experten führen die neue Ufo-Sichtungswelle allerdings auf den aktuell gestarteten spektakulären Film „Begegnung der anderen Art“ zurück.

Letzte Aktualisierung: 27.10.2009 - 15.33 Uhr
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