Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
Fast drei Jahre Schreib-Lust und (k)ein bißchen müde…
von Helga Rougui
Agnumamad?
Agnumamad??
Agnumamad???
ach ja Damamunga mal so rum
och nööööööö
Agnumamad also
agnumamad
agnum ama"d"
er lie"p"t das lamm
?
Gama Munda
Hirschkuh im Pazifik
??
Vasco in Südspanien
???
Ada mag Mun
der Guru liebt auch dich Ada
????
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dies wäre meine "fünfundreißigste geschichte in folge" bei schreib-lust
täte ich sie schreiben
und ich könnte sie dem bekennenden meister exquisiter selbstzelebrierter nougatpralinen und seiner "vierundzwanzigsten geschichte in folge" widmen
schade helga
das geht nun nicht
nun - ich könnte ja auch mal eine auszeit nehmen
aus was für gründen auch immer
muß ja nicht sagen welch wahrer grund dahintersteckt
nämlich:
mir fällt nix ein
nun ja das war schon öfter so
eigentlich jedes mal fast
und dann plötzlich ballte sich etwas zusammen was ich mit mir rumtrug
was in mir saß und raus wollte in genau der mischung von form und inhalt
und plötzlich krähte eine neugeborene geschichte im pc
ich fühle daß diesmal das glück der geburtswehe nicht mit mir sein wird
agnumamad
ha!
da hilft alles googeln nichts
und
die fortsetzung von tante käte
deren schicksal mich beschäftigt und das tatsächlich in ein agnumamad ausarten könnte
will keiner hören
wenn agnumamad vielleicht doch so etwas wie das jüngste gericht sein sollte
dann wäre das allerdings ein zufallstreffer
aber ich glaub in dem fall nehme ich doch lieber das linsengericht
aber das ist auch nur reine rhetorik
denn meine schwester würde ich nun wirklich nicht verkaufen
sie hat mich schließlich zur damamunga-geschichte inspiriert
ja ja das waren noch zeiten
sagte die oma auf der parkbank und strich sich über den langen weißen bart
AGNUMAMAD
egal wie lang ich drauf starre
die ziege fällt nicht um
egal ob mans groß oder klein schreibt
egal ob man droht höhnt schmeichelt oder bettelt
keine wolke formt sich zu irgendetwas
vielleicht hat die schlange recht
und eth itht wirklich nur kuntht
was heißt hier – nur!
dath wäre tho wath von thuper
da wäre ich nämlich aus dem erklärungsschneider
tja helgalein
(wie ein guter freund sich bemüht mich nicht zu nennen weil ichs nicht mag)
denk einfach nicht mehr dran
guck lieber daß dir hier keiner auf die zehen tritt
schwierig schwierig
mein dorf ist das letzte loch
auf dem ich höchstpersönlich auch schon pfeife grad
dort möcht ich nicht begraben sein
dort nicht noch anderswo
was
wollen also all die stinker hier?
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Während mir diese Gedanken und noch der eine oder andere dazu durch den Kopf gehen, stecke ich wie eine Sardine mit vielen anderen zusammengepreßt in der knallvollen Straßenbahn, und jene Zeile des großen Dichters Erps von Erpsenwalde meinen Heimatort betreffend geht mir seit einer halben Stunde nicht aus dem Kopf: "Es ist eine Stadt wie sieben Häuser ein Dorf." Während um mich herum gegrölt, gerülpst, gelästert, gelacht, gebrüllt, gesoffen wird, summe ich leise vor mich hin - "…dort möcht ich nicht begraben sein…", halte vergeblich Ausschau nach einem mehr oder weniger klebrigen Sitzplatz und versuche möglichst flach zu atmen. Wer von den Zombies um mich herum hat sich wohl seit drei Wochen nicht an den strategisch wichtigen Stellen seines zumindest äußerlich menschlichen Körpers gewaschen? Es könnte jeder von denen sein - und nur einer reicht aus, um die gesamte Atmosphäre in der Bahn zu vergiften. Dabei gibt es doch das Super-Deo "Agnumamad" mit 76 Stunden Frischegarantie auch in den dumpfesten Achselhöhlen… Helgalein, laß es sein, denke ich, und - "So werden Misanthropen geboren", und ich summe weiter verkniffen lächelnd vor mich hin.
Ja, es ist ein Festtag heute. Ein Freudentag.
Der vorletzte Tag der Größten Kirmes am Rhein.
Der Höhepunkt.
Der Tag des Feuerwerks.
Böseste Gelegenheit für alle sensationslüsternen einheimischen Deppen sowie wesensgleiche Provinzler des Umlands, unter Beihilfe des Rheinbahnfahrverbunds den unappetitlichsten Menschenauflauf aller Zeiten zustandezubringen und sich auf den matschigen Rheinwiesen – Austragungsort des jährlichen Spektakels – zusammenzurotten.
Dem Typen, der mir gerade seinen pestilenzartigen Atem ins Gesicht bläst, sollte ich mal eins von meinen hochwirksamen Agnumamad-Bonbons anbieten in der Geschmacksrichtung Bockshornjagd – wenn schon steife Brise von vorn, dann lieber die als Bock pur.
Harmagedon, Inspirationssalto, Geheimwaffe, Kunstobjekt, Deo, Bonbon.
Sehr hübsch.
Klingt wie eine neue Schreibaufgabe: Schreibe eine Geschichte, in der die vorgenannten sechs Begriffe in eben dieser Reihenfolge undekliniert auftauchen.
Nach dem Gemümmel – "Annnummmammmmadd" zu urteilen, das bei der Aussprache des A-Wortes entsteht, könnte ich mir auch ein Schnullerfabrikat vorstellen.
Ich schiele unauffällig auf das eingesabberte Objekt, das sich - gerade frisch in die Gegend gespuckt von einem Wonneproppen auf dem Arm seiner Mutter hinter mir – jetzt auf meiner linken Schulter befindet. Zu Boden gehen konnte es nicht, siehe Sardinenprinzip. Bevor der Nuckel mit einer gemurmelten Entschuldigung hastig aufgeklaubt und wieder eingestöpselt wird, erspähe ich ansatzweise ein Wort in sehr kleiner Schrift auf dem flachen Plastikteil – na so was, ich glaube, es beginnt mit einem großen A…
Also, mal echt jetzt.
Agnumamad – ein Schnuller?
Ein Halt-die-Klappe-Dingens mit eingebauter Option für schiefe Vorderzähne?
Will uns jemand mundtot machen?
Die Administratoren und Moderatoren von SL?
Nö, die meinen mit Schreib-Aufgabe sicher nicht, daß wir aufgeben sollen.
Obwohl manchmal… doch nein. Die wollen, daß wir schreiben.
Und wir, die Autoren?
Auch eher nicht, dann wäre ja nix mehr zum monatlichen Lesen, Lieben, Loben, Verreißen und sich Verbeißen da.
Oder – Moment mal?
Ich schnappe mir - plopp - den Schnuller, ohne daß die Mutter was mitkriegt, und während das Baby laut und schrill zu greinen beginnt, steige ich schnell aus und laufe nach Hause.
Im Wandschrank wühle ich nach dem Döschen mit Plakafarbe, male den Schnuller golden an – und fertig ist die Himbeere für Schreiberlinge!
Der RACSO der Literatur, sozusagen!
Ich öffne den Kühlschrank und sehe Agnumamad auf der Butterdose sitzen.
Er schaut mich an und sagt feierlich:
"Anläßlich der Racso-Preisverleihung geht hiermit der Goldene Schnuller für die schlechteste Geschichte über mich an –"
Schnell schließe ich die Kühlschranktür.
Um ein Haar wäre ich zu langsam gewesen.
Bei solchen Zeremonien soll man fei nicht stören.
Letzte Aktualisierung: 07.03.2010 - 15.09 Uhr Dieser Text enthält 6379 Zeichen.