Futter für die Bestie
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Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten-
Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
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Ein Held | April 2010
Heldengeflüster
von Eva Fischer

Der Italiener Francesco nannte mich einst seinen Bruder. Für die Menschen im kühlen Norden bin ich weiblich.
Die Völker haben mein Kommen als göttlich gepriesen, mein Gehen als das Ende allen Lebens gefürchtet.
Ich gebe das Licht und die Wärme.
Ohne mich könnte kein Gras wachsen, keine Frucht geerntet werden, kein Lebewesen existieren.
Wahre Lobeshymnen haben die Menschen auf mich gedichtet, um meine Gnade gewinselt.
Ich bin ohne jegliche Konkurrenz. Selbst der von den unverbesserlichen Romantikern verehrte Mond wäre nur ein Haufen toter Steine ohne mich, ohne mein Licht.
Ich habe Macht über Leben und Tod.
Mit meinen Strahlen verbreite ich tödliche Krankheiten tausendfach.
Gar manches Lebewesen verbrannte zu Asche durch meine Glut.
Wehe dem, der mir ins Antlitz schauen will!
Er wird für immer erblinden!
Ich bin der Held aller Helden,
einsam,
ewig,
unbesiegbar!

Gemach, mein Freund!
Was du vertrocknen lässt, erwecke ich zu neuem Leben.
Oft sehen dich die Menschen als Fluch. Zu mir strecken sie die Hände gen Himmel, flehen um meinen Segen.
Sanft wie eine Melodie umhülle ich ihre verdörrte Seele, richte den Grashalm wieder auf.
Was wärst du, Held aller Helden, ohne mich?

Pardon, dass ich mich einschalte, aber da fehlt ja wohl noch ein Dritter im Bunde.
Erst ich bringe Bewegung in das Ganze. Ohne mich wäre alles starr und still.
Ich fächle den erschöpften Kreaturen Kühlung zu.
Die Palmen bringe ich zum Tanzen. Den Segelschiffen weise ich den Weg. Die größten und dicksten Bäume kann ich entwurzeln.
Mir gebührt der Titel des Herkules.

Da singen sie wieder ihre Loblieder. Es reicht ihnen nicht, dass es andere für sie tun.
Ihr schmort doch alle im Fegefeuer der Eitelkeit!
Aber ihr habt etwas Wichtiges vergessen. Um eure heldenhafte Kraft zu beweisen, braucht ihr mich.
Ich bin in jeder Sprache weiblich.
Im Frühling bin ich Jungfrau oder Hure, ganz wie ihr wollt.
Im Herbst bin ich immer neu gebärende Mutter Erde.
Sonne, dein Licht verschwindet im Nichts, wenn ich es nicht in meinen Schoß aufnehme.
Regen, erst ich wandle dein Nass in üppiges Grün.
Wind, ich bin dir Bühne für deine neckischen, bisweilen grausamen Spiele.
Ich wäre nichts ohne euch, mag sein, doch auch ihr wärt nichts ohne mich.
Nun entscheide du, menschlicher Paris, wem gebührt der goldene Apfel für den wahren Helden?

Sie laufen dem Ball hinterher, der golden in der Sonne glänzt: Maria und Kevin, Julia und Timo.
Ihre Gesichter glühen vor Eifer. Schweiß tropft aus ihren Poren.
Auf dem harten Sand rollt der Ball in raschem Tempo ziellos dahin.
Wer ihn vor den Füßen hat, ist für kurze Zeit Sieger.
Kevin schießt ihn hinauf in den azurblauen Himmel. Doch der Ball erreicht die Sonne nicht, kehrt zurück.
Maria kickt den Ball hinaus auf das Meer. Eine Welle trägt ihn wieder ans Land.
Der Wind pfeift den Ball blitzschnell über die glatte Fläche, doch Timo ist schneller, holt ihn wieder ein.
So spielen sie immer weiter, die kindlichen Helden und Heldinnen.
Sie sammeln die Glanzbilder ihrer Stars.
Sie sammeln Erfahrung.

Was kümmert sie der Wettstreit der Giganten?

Letzte Aktualisierung: 22.04.2010 - 10.27 Uhr
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