Liebesgeschichten ohne Kitsch? Geht das? Ja - und wie. Lesen Sie unsere Geschichten- Sammlung "Honigfalter", das meistverkaufte Buch im Schreiblust-Verlag.
Doch dann sah sie das Mädchen wieder. Ein Mann führte sie vorsichtig zurück auf die Straßenseite, von der sie gekommen war. Er blieb mit ihr vor dem Geschäft stehen, aus dem sie gekommen und sprach freundlich mit ihr. Das Mädchen nickte einmal und kurz darauf ging der Mann fort. Er setzte sich jedoch nur wenige Meter entfernt an der Straßenecke auf eine Decke neben einen Hund. Sie erkannte ihn erst jetzt. Es war der Mann, der fast jeden Tag mit seinem Hund an dieser Ecke saß und bettelte.
Sie richtete ihren Blick auf das junge Mädchen, welches nicht recht zu verstehen schien, was passiert war. Ihre Mutter kam nur wenige Augenblicke später aufgebracht aus dem Geschäft und tastete das Mädchen mit groben Griffen von unten nach oben ab. Der Mann an der Straßenecke, den dies alles nicht mehr zu interessieren schien, erhielt von ihr zum Abschied wütende Blicke.
Anna versuchte ihre Hose von den Kaffeeflecken zu befreien, doch gelang ihr dies nicht recht. In Gedanken tupfte sie immer wieder auf die gleiche Stelle und dachte weiter darüber nach wie eine solche Situation so unbemerkt vorbeiziehen konnte. Ihre Sitznachbarn im Cafe würden sich nur an die spleenige Frau erinnern, die sich mit ihrem heißen Kaffee verbrüht hatte. Die Mutter wird ihrem Mann und jedem, der es hören will, von den verdorbenen Arbeits- und Obdachlosen erzählen, die für den moralischen Verfall der Gesellschaft verantwortlich sind. Und der Autofahrer wird sich sagen, dass es alles halb so schlimm war, eigentlich doch nichts passiert sei.