| | Liebe ist ... | September 2010 | | Wahnsinnig verliebt von Robert Poleschny
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„Ich liebe dich.“
Ich hauche ihr diese drei Worte zärtlich ins Ohr, während ich sanft mit meinen Fingern ihren Hals hinabgleite. Es kribbelt in meinem Körper. Ihre Gänsehaut signalisiert mir, fortzufahren, belohnt mich für meine Liebkosungen. Meine Hand erreicht ihre Schulter und bleibt, wie zufällig, am Träger ihres Negligés hängen. Ein leichter Widerstand hindert mich an der weiteren Erkundung ihrer Gestalt, sodass der Träger einfach „mitgenommen“ wird, um schließlich herunter zu rutschen. Eine Brust, zuvor nur schemenhaft zu erkennen, wird freigelegt.
Sie stöhnt leise, will etwas sagen. Ich lege den Finger auf meine Lippen.
„Psst.“
Dann entscheidet sie sich dagegen, um diesen knisternden Augenblick nicht zu zerstören, und schließt die Augen, die mich vorher noch eindringlich angesehen haben.
Die Temperatur im Raum scheint unaufhörlich zu steigen. Kleine Schweißkügelchen bilden sich auf unserer Haut, werden zu Tropfen, perlen ab, um letztendlich der Schwerkraft nachzugeben und zu Boden zu fallen.
Die Haut. Zwangsjacke der Seele, die nur durch den Schlüssel der wahren Liebe kurzzeitig ihre Freiheit erlangt.
Ihr ganzer Körper zittert. Ich spüre, wie ich in ihren Rhythmus einsteige und ebenfalls beginne, von innen heraus zu beben.
„Gefällt dir das?“, flüstere ich und erforsche weiter ihren Leib.
Sie dreht den Kopf zur Seite, murmelt etwas Unverständliches. Die Magie der wortlosen Verständigung lässt mich lächeln. Ein perfektes Paar braucht nicht miteinander zu reden. Ich fahre fort.
Ihre Rundungen erinnern mich an Statuen bekannter Bildhauer. Ihre Haut, so glatt und geschmeidig, wie weicher Samt. Kurz beneide ich diese Künstler für ihre Fertigkeit, etwas nach ihren Vorstellungen zu formen.
Vorsichtig betaste ich ihre Mamille und ziehe mit dem Finger Kreise drum herum. Ihr Zittern wird stärker. Sie rekelt sich unter meinen Berührungen.
Ihre zusammengebundenen Hände wollen meinen physischen Kontakt erwidern. Sie winden sich in ihren Fesseln. Ich überlege, ob ich das Seil entfernen soll. Lasse es bleiben, da es ihr Wunsch war. Ihr lustvolles Stöhnen nimmt zu.
Ich küsse leidenschaftlich ihre Halsbeuge. Meine Zunge berührt ihre Haut. Ihr Körper zuckt. Schlagartig macht sich salziger Geschmack in meiner Mundhöhle breit. Ich schließe die Augen, um das Aroma intensiver wahrzunehmen.
Ein Hauch von Erotik liegt in der Luft. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und atme tief ein. Meine Nasenflügel heben und senken sich.
Schweiß, gepaart mit etwas Anderem, etwas Undefinierbarem umspielt mein Geruchsorgan und entlockt mir einen tiefen Seufzer. Ich weiß nicht, wie lange ich noch an mich halten kann. Möchte den Moment so lange wie möglich genießen. Möchte nichts überstürzen.
Dann schaue ich in ihr Gesicht. In dieses makellose Gesicht. Jetzt spiegeln verzerrte Züge ihre Erregung wider. Auch sie scheint sich nicht mehr dauerhaft zusammenreißen zu können. Ich gebe mich geschlagen und knöpfe langsam mein Hemd auf. Auf Höhe der Brust spüre ich mein Herz klopfen. Ich halte inne. Mein ganzer Körper pulsiert, als würde er gleich auseinanderspringen. Wir werden eins sein und niemand wird uns daran hindern.
Ich schaue das erste Mal in ihre Augen und zögere. Spielt mein Verstand mir einen Streich? Ich wische den Gedanken beiseite. Einen Atemzug lang sah ich nackte Angst in ihrem Blick.
Dann ein Scheppern von allen Seiten. Glas splittert, grelles Tageslicht dringt durch das Fenster, blendet mich.
Ich kneife meine Augen zusammen und erkenne nur schemenhaft Männer, die, mit Waffen auf mich gerichtet, dastehen.
„Nehmen Sie die Hände über den Kopf und legen Sie sich auf den Boden! Sofort!“
Ich drehe mich um und hebe meine Arme. Auch hinter mir ein Pulk von Männern in Uniform. Die Tür hängt schief in ihren Angeln. Ein letztes Mal schaue ich in ihr Gesicht. Tränen laufen an ihren Wangen herunter und versickern im Stoff ihres Knebels. |
Letzte Aktualisierung: 26.09.2010 - 16.53 Uhr Dieser Text enthält 3942 Zeichen. Druckversion | | | | |