Honigfalter
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Düstere Zeiten | November 2010
Fieber
von Christina Stöger

Ich liege in meinem Bett und friere. Mir ist so schrecklich kalt. Und ich zittere am ganzen Körper. Wieder dieses bescheuerte Fieber. Wie ich es hasse. Aber ich muss es wohl akzeptieren. Es wird nie vergehen. Ich strecke die Nase unter meiner Decke hervor und schaue mich um. Mein Blick fällt als erstes auf den Wecker, der neben mir steht. Es ist 2.53 Uhr. Und ich habe noch nicht geschlafen, dabei bin ich so schrecklich müde. Wie auch. Ich kann nicht schlafen. Ich habe Hunger und ich friere. Wieder den ganzen Tag nichts gegessen. Aus der Arbeit um 16 Uhr nach Hause und erst mal Haushalt. Bleibt ja alles liegen, weil der gnädige Herr meint, nix machen zu müssen. Den ganzen Tag läuft nur wieder diese bescheuerte Playstation. Fussball. Was der nur daran findet. Ich werde es nie verstehen.

Mir ist so schrecklich kalt und das Bett zittert. Hoffentlich wird er davon jetzt nicht wach. Die Wohnung ist so kalt. Im November keine Heizung. Nur den kaputten Ölofen, der nicht richtig heizt. Oder den Heizlüfter, aber der braucht ja auch so viel Strom. Den kann ich nicht anmachen. Eine Wärmflasche..., das wärs jetzt. Aber aus dem warmen Bett raus... nie. Da sterbe ich ja beim Aufstehen. Und dann müsste ich in die Küche rüber. Wenn ich nur dran denke, wie es dort aussieht. Das ganze Geschirr und die Wäsche Berge. Ich bin ja nicht dazu gekommen. Ich war so müde... wollte nur schlafen. Das hab ich nun davon. Sei ruhig mein Bauch, nicht knurren. Nicht so laut. Später bekommst du was zu essen... Später, wenn ich nicht mehr so friere. Wenn doch das Zittern endlich aufhören würde. Dann könnte ich vielleicht doch noch etwas schlafen. In 2 Stunden muss ich schon wieder aufstehen. Oder ich bleibe wenigstens heute zu Hause. Nicht in die Arbeit. Nicht am Fließband stehen und Bücher in Kartons werfen. Nicht eine Stunde in der Kälte mit dem Bus zur Arbeit fahren. Aber dann verliere ich vielleicht meinen Job. Sie haben mich eh auf der Abschussliste. Ich bin nicht leistungsfähig. Blödsinn. Ich kann doch arbeiten. Mit Tabletten geht alles. Dann habe ich auch nur ein bisschen Fieber. Aber das merkt bestimmt niemand. Es interessiert ja auch niemand. Brrr... schon wieder so ein Schüttelanfall. Wann hört denn das endlich auf?

Oh nein, mein Mann hat sich bewegt. Ich muss mich zusammenreißen. Nicht frieren.
"Was machst du denn schon wieder? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist kurz nach drei. Hör endlich auf mit diesem doofen Zittern. Ich kann nicht schlafen. Geh ins Bad oder sonst wohin, aber lass mich in Ruhe. Verschwinde!"
Das wars. Nun muss ich doch aufstehen. Ich will nicht, ich kann nicht. Ich erfriere, wenn ich jetzt aufstehe.
"Hau endlich ab und lass mich in Ruhe!"
Also gut. Es hilft ja nix, ich muss raus. Erst mal die ganzen Decken und Kissen weg. Dann ganz schnell in die Trainingshose. Liegt ja am Boden. Und ne Jacke drüber. Und dann ins Bad. Genau so mach ich das. Nur kein Licht anmachen. Sonst schimpft er wieder. Ich weiß ja, wo die Tür ist. Oh ist mir kalt. Ich kann mich gar nicht aufrichten. Also dann geduckt weiter. Schnell ins Bad und die Tür zu. Heißes Wasser in die Badewanne laufen lassen. Ganz heiß. Dann geht das Fieber schneller rauf. Dann habe ich endlich meine Ruhe und muss nicht mehr frieren.

Das dauert so lang. Ich gehe einfach schon mal rein. Ganz langsam, nur nicht verbrennen. Oh, wie das Wasser gut tut. Aber so wenig. Doch hier kann ich jetzt bibbern. Nun stört es niemand. Aber es ist laut. Das darf nicht sein. Schnell den Duschkopf unter Wasser... Ja, so gehts. Das fällt nicht auf. Sonst schimpft er noch, dass ich das teure, warme Wasser verschwende. Er hat ja Recht, aber was soll ich tun. Endlich, das Wasser steigt und hüllt mich ein. Gut, dass ich so dünn bin. Ich brauche nicht viel Wasser. Hauptsache es bedeckt meinen Bauch....
Wie schön, dass Zittern lässt langsam nach. Ich bin so müde. Endlich Entspannung. Alles tut mir weh. Jeder Muskel in meinem Körper. Der Kopf scheint zu platzen. Aber ich zitter nicht mehr. Wie gut das tut. Die Augen zu, nur ganz kurz. Ich darf nicht einschlafen. Nicht hier. Schnell noch das Wasser aus. Es ist genug drin. Wenn ich mich ganz flach hinlege, dann kann ich auch meinen Kopf unter Wasser tauchen. Meinen Rücken entspannen. Dann ist mein Körper fast mit Wasser bedeckt. Tiefer rutschen, nur nicht einschlafen...

Brr ist das Wasser kalt. Doch eingeschlafen. Na, ist ja noch mal gut gegangen. Ich bin nicht ertrunken. Schnell raus hier, sonst fang ich wieder an zu frieren.
Wo ist mein Handtuch? Das Fenster ist ganz beschlagen. Hat es geschneit? Im November? Auf dem Fenstersimms liegt eindeutig Schnee. Das sehe ich ganz deutlich, auch wenn meine Augen brennen wie Feuer. Das ist das Fieber. Wie in Watte gehüllt, durch einen Schleier sehe ich auch den Eiszapfen, der dort am Fenster hängt. Innen. Und tropft langsam vor sich hin. Tropfen für Tropfen fällt von ihm ab.
Soll ich den Heizlüfter anmachen? Ich muss ja, sonst ist hier alles ganz feucht und die Wände schimmeln weiter. Das geht nicht. Also doch anmachen. Nur ganz kurz. Die Kosten, wir haben doch kein Geld. Jetzt liege ich endlich. Den Bad Teppich hätte ich auch waschen sollen. Da sind noch die Schuhabdrücke zu sehen. Es riecht nach Matsch und Öl. Bestimmt aus der Autowerkstatt. War er also doch wieder dort, gestern. Hat sein Auto gepflegt. Soll nicht heute das neue Fahrwerk kommen? Ein teurer Spaß, aber wenn er es haben will.

Ich bin so müde. Noch 30 Minuten, dann muss ich aufstehen. Mein Herz schlägt so schnell. Das Fieber ist nun oben. Ich kann eh nicht schlafen. Nur etwas ausruhen. Ein bisschen. Dann aufstehen und Tablette nehmen, dass ich den Tag übersteh. Ich werde gehen müssen. Es hift nichts. Wir brauchen ja das Geld. Und mir geht es auch schon wieder gut. Ich friere nicht mehr. Mein Kopf ist ganz warm, aber ich kann aufstehen, in die Küche gehen und mich anziehen. Gleich. Nur noch ein etwas liegen. Der Heizlüfter brummt so schön. Ich werde nicht einschlafen. Gleich, gleich stehe ich auf und gehe...

Letzte Aktualisierung: 01.11.2010 - 13.41 Uhr
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