Burgturm im Nebel
Burgturm im Nebel
"Was mögen sich im Laufe der Jahrhunderte hier schon für Geschichten abgespielt haben?" Nun, wir beantworten Ihnen diese Frage. In diesem Buch.
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Wasser | Januar 2011
Die Flaschenpost
von Andrea Will

Silke stand auf der einen Uferseite des Rheins und dachte nach. Das Wasser. Es bedeutet ewiges Leben mit einem Kreislauf, der nie zu ende geht. Was dieses Wasser wohl schon alles gesehen hatte? Tragödien, Liebesgeschichten und Dramen, die sich überall ereignet hatten. Und sie stand hier. Lebensmüde und ohne Hoffnung auf Besserung ihrer Lebenssituation.
Was hatte sie alles machen wollen. Alle ihre Träume und Wünsche im Leben waren Gedankenblitze, die kamen und gingen und schließlich zerplatzten. Ob es der nicht bestandene Schulabschluss war, der Tod ihrer Eltern, der Traumberuf, in dem sie doch nicht glücklich war. Nichts schien zu klappen. Ob einfach oder kompliziert. Und nun konnte sie nicht mehr.
Sie betrank sich und wollte sich dann einfach ins Gras legen. Ihr war egal was mit ihr passierte.
Da sah sie mit einem Mal einen Jungen mit einer Flaschenpost. Er war ungefähr 10 Jahre alt. Als er sie bemerkte, kam er auf sie zu.
" Du siehst sehr traurig aus, was machst du hier?", fragte er neugierig.
" Lass mich in Ruhe und verschwinde!", erwiderte Silke kühl.
Doch der Junge ließ sich nicht mit ihrer schlechten Laune vertreiben.
"Ich wollte diese Flaschenpost ins Wasser werfen. Darin ist ein Brief an meine Mutter."
"Warum gibst Du ihn ihr nicht selber?"
" Sie ist gestorben."
"Und warum schickst Du ihr dann diese Flaschenpost?", Silke fing an zu lachen.
Der Junge schwieg eine Weile und warf die Flaschenpost dann in das Wasser.
„Meine Mutter wird sie bekommen und lesen.“
In dem Moment sah es so aus, als rollte eine Träne über seine Wangen.
„Deine Mutter ist tot. Oder meinst Du sie kommt aus der Erde wieder hinauf zu Dir?“
"Man merkt, das ihr Erwachsenen immer nur an das glaubt, dass real ist und was man beweisen kann."
"Was meinst Du damit?"
" Meine Mutter ist tot. Mein Vater sagt, sie ist im Himmel. Doch wer sagt mir, dass der Himmel nur dort oben ist?"
"Du kleines Dummerchen. Der Himmel ist da oben, weil ich ihn dort sehe."
" Das sagst du nur, weil es dir die anderen immer erzählen. Ich werfe diese Flaschenpost in das Wasser. Was meinst du was passiert?"
" Die Flasche wird vom Wasser getragen. Vielleicht bleibt sie irgendwo hängen. Vielleicht gleitet sie auch sehr weit weg."
"Siehst du. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten. Warum soll dann der Himmel nur dort oben sein? Warum soll es da nicht auch mehrere Möglichkeiten geben?"
Der Junge verzog das Gesicht und hob einen Zeigefinger in die Luft.
„Was ist, wenn man die Wolken, Gras und das Gras, Wolken genannt hätte? Dann stehst du auf Wolken und siehst das Gras im Himmel. Und wo würden dann die Tiere fressen?“
Die Sonne blinzelte ein wenig durch die Wolken hindurch. Auf dem Wasser bewegte sich ein kleines Boot.
Silke merkte, wie glücklich dieser Junge in seiner Welt war, obwohl ihm das Wichtigste genommen worden war. Die Liebe seiner Mutter. Aber er suchte einen Weg, dass die Liebe seiner Mutter, in seiner Erinnerung nicht verloren ging. Und so schrieb er einen Brief und hoffte, dass die Flaschenpost, den Weg zu ihr fand.
"Was hast du ihr geschrieben? Oder ist das ein Geheimnis?"
" Ich habe ihr immer morgens alles erzählt, was ich geträumt und erlebt habe. Und das habe ich ihr nun aufgeschrieben. Sie hat zu mir gesagt, ich solle immer ganz tief mit meinem Herzen glauben. Und wenn das Herz rein und ohne negative Gedanken ist, wird es wahr werden."
Silke erkannte in dem Jungen sich selbst. Nur das er nach einem Ausweg suchte und die Hoffnung nicht aufgab.
" Das hat mir meine Mutter früher auch immer gesagt, als ich so alt war wie Du. Aber sie ist auch tot."
"Vermisst du sie sehr?"
" Ja."
" Ich heiße übrigens Max. Und ich habe eine Idee."
Seine Augen strahlten. Er kam näher zu Silke und setzte sich neben sie.
" Wir treffen uns einfach jeden Tag hier und erzählen uns, was wir unseren Müttern erzählt hätten."
"Meinst Du, das hilft, Max?"
" Du musst nur daran glauben. Und wenn es besonders schlimm ist, werfen wir eine Flaschenpost hinein. Sie werden sie dann bestimmt finden.“

Letzte Aktualisierung: 19.01.2011 - 09.07 Uhr
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