Mainhattan Moments
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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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Jubiläum | Februar 2011
Jubiläum
von Ralf Seybold

„Nee, was rufst Du schon wieder an?“

„Ich wollte nur Fragen, ob ich die Kinder sprechen kann?“
Aufgeregt trete ich von einem Bein zum Anderen.

Ich höre meine Ex-Frau laut ausatmen. Durch das Telefon klingt es, als würde ein Walross schnauben, aggressiv und ungehalten.
„Du hast doch erst gestern mit ihnen gesprochen…“

„Ja, aber heute. Heute habe ich sie noch nicht gehört.“, unterbreche ich sie. „Kann ich sie denn nicht sprechen? Sie fehlen mir.“ Ich unterstütze meine Forderung mit einem weinerlichen Ton. Das klappt eigentlich immer, bringt mich immer zum Ziel. Zumindest brachte es mich das bislang.

„Ach Matze“, sie klingt ungeduldig, „du hast sie gestern so durcheinander gebracht. Ich möchte das heute nicht.“

Ah so. Marie versucht es mal wieder auf die Verständnisschiene. Aber was soll ich gestern gemacht haben? Ich habe doch nur wahrheitsgemäß auf die Frage meines Sohnes geantwortet. „Wann kommst du wieder nach Hause?“, fragte er mich. Und ich habe gesagt, dass der Papa nie mehr nach Hause kommt. Weinte er danach? Ich erinnere mich nicht mehr genau. Aber egal. Sie versucht mich auszubooten.

Ich spüre wie meine Halsschlagader pulsiert. „Du musst mir erlauben, die Kinder zu hören. Immerhin sind es auch meine Kinder!“
„Nicht in diesem Ton, mein Lieber! Du hast gemeint, du müsstest ausziehen! Du hast gemeint, gleich zu dieser Schlampe ziehen zu müssen! Nicht ich.“

Die „Schlampe“, wie meine Ex sie nennt, das ist meine Freundin. Sie ist vielleicht das Beste, was mir passieren konnte in der Situation. Schon ein halbes Jahr vor der Trennung traute ich Marie nicht mehr. Hatte sie doch jedem dahergelaufenen Schwanz schöne Augen gemacht und geflirtet. Ich habe sogar gesehen, wie sie meinen Nachbarn geküsst hat – auf den Mund. Nein, nicht die Neue ist die Schlampe – die Alte, die ist eine Schlampe. Was fällt der nur ein?

„Du hast doch mit allem begonnen. Wegen Dir musste ich ausziehen, weil Du meintest, alles vögeln zu müssen, was Eier hat. Komm mir jetzt nicht damit und lass Jana aus dem Spiel. Sie hat damit nichts zu tun. Und jetzt gib mir verdammt noch mal die Kinder ans Telefon!“ Meine Stimme überschlägt sich.

„So nicht! Und solange Du die elende Drecksschlampe hast, wirst Du die Kinder gar nicht mehr hören!“

Der laute Knall, mit dem sie den Hörer auf die Gabel schmeißt, verhallt mit einem alles sagenden „tut-tut“.
Hat sie ihren Willen mal wieder durchgesetzt. Dann versuche ich es morgen noch Mal. Heute wäre unser erstes Jubiläum seit der Trennung gewesen. Ich bin gestern ausgezogen.

Letzte Aktualisierung: 23.02.2011 - 18.06 Uhr
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