Mainhattan Moments
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Süchtig nach ... | März 2011
Spieglein, Spieglein
von Martina Bracke

Ein hübsches, wenn nicht schönes Mädchen blickt mir entgegen. Lange braune Haare umfließen ein ovales Gesicht mit strahlendem Teint. Das Mädchen blüht gerade auf, formt einen Kussmund, der mir sinnliche Berührung verspricht.

Spieglein,

Sorgfältig schminkt das hübsche Mädchen Goldtöne auf die Lider und schmeichelt den Wimpern mit Volumenmascara. Ich freue mich auf die Begegnung. Fast sauge ich mich an den dunklen Augen fest. Tauche ab in ihre Tiefe.

Spieglein

Kirschroter Glanz bedeckt die vollen Lippen, lenkt den Blick von den Augen ab, die konzentriert den Bewegungen folgen wie ich. Kurz schweife ich ab. Sehe ich Schatten unter den Augen, oder täuscht mich das Licht?

an

Ein erdiges Rouge verteilt das Mädchen auf die Wangenknochen. Mit streichelnden Fingern möchte ich vorsichtig die Farbe wieder abstreifen, sie nicht so hervortreten lassen.

der

Dem Mädchen fällt eine Strähne ins Gesicht. Fasziniert registriere ich die Bewegung seiner Hand, mit der es sie zurückstreicht. Seine Augen blicken mir gerade entgegen, offenbaren eine ungewohnte Traurigkeit.

Wand.

Augenhöhlen ist der Begriff, der mich irritiert, wenn ich dieses Mädchen ansehe, ansehen muss. „Wo bist du?“, rufe ich ihm zu, doch hört es mich nicht.

Wer

Ein Mädchen hält sein Gesicht in meine Richtung. Es kommt mir merkwürdig bekannt vor. So schmal. Es ist so schmal. Seine Hände zittern, als es den kirschroten Lippenstift verteilt. Es malt über die vorgegebenen Linien hinweg. Eine Fratze. Ich starre in eine Fratze.

ist die Schönste

Nur Haare und Knochen, so scheint mir. Ich erkenne kein Mädchen, keine Jugend. Leer sind die Augen.

im ganzen Land?

Erschreckt zucke ich zusammen, als ich zusehen muss, wie jemand nach diesem Wesen greift, in es hineinkriecht, es durchdringt, aussaugt und nur eine leblose Hülle zurücklässt, die vor mir zusammenbricht und sich nicht mehr rührt.

Letzte Aktualisierung: 15.03.2011 - 10.24 Uhr
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