Burgturm im Nebel
Burgturm im Nebel
"Was mögen sich im Laufe der Jahrhunderte hier schon für Geschichten abgespielt haben?" Nun, wir beantworten Ihnen diese Frage. In diesem Buch.
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Traumfrau/-mann | April 2011
Ein Mann wie ein Gedicht
von Monika Reidegeld

„Es ist Nacht,
und mein Herz kommt zu dir …,
hält’s nicht aus,
hält’s nicht aus mehr bei mir.“
Morgenstern


Wie du daliegst, mein Geliebter. Der Mond bescheint dein schönes Gesicht und hebt alle Konturen hervor, wie bei einem Gemälde.
Ab und zu bewegen sich deine Augenlider. Wovon träumst du?
Fast scheint es mir, du lächelst ein flüchtiges Lächeln.
Dein Atem ist ein Hauch und die Luft im Raum ist angefüllt mit deinem Moschusduft. Ich würde deinen Geruch unter Tausenden entdecken.
Mein Herz ist warm und erfüllt von dir.

Ich kann nicht schlafen. Nein, nein, es ist nicht wegen des Vollmondes.
Ich finde vor lauter Glück keine Ruhe. Ich will gar kein Auge zutun.
Ich will keine Sekunde mit dir versäumen.
Ich will alles ganz bewusst wahrnehmen.
Fast ungläubig sitze ich hier neben deinem Bett und schaue dich an.

Wie sich doch die gesamte Existenz eines Menschen verändern kann.

Oft verhält sich das Leben kapriziös, wie eine verwöhnte Diva. Es verweigert die elementarsten Dinge, experimentiert mit dir, verbietet selbstverständliche Wünsche und deklariert sie als Illusion.
Und dann ganz plötzlich gießt es ein Füllhorn von Geschenken vor dir aus und sagt:
„Nimm es. Bediene dich. Es ist alles deins.“
Mein Geschenk bist du, mein Wunderbarer.

Und das graue Leben bekommt genau die Farbe und exakt die Temperatur, die man benötigt, um den Tag leichtfüßig zu beginnen.

„Wir, wir leben! Unser sind die Stunden,
Und der Lebende hat recht.“
Schiller

Hast du dich bewegt?
Aber nein, wie töricht von mir. Du schläfst tief und sorglos.
Das bemerkte ich erst kürzlich, als ich aus Versehen den Schlüssel fallen ließ während ich dich betrachtete. Du hast nicht mit der Wimper gezuckt und ich habe ihn behutsam aufgehoben, ohne dich aus den Augen zu lassen.

In deinem großen Bett befinden sich nur noch e i n Kopfkissen und e i n e Bettdecke. Und auch sonst sind keine Dinge mehr zu sehen, die auf diese Schlampe hindeuten.

Es ist gut, dass sie verschwunden ist.
Wenn du nur dieses Bild auf der Anrichte entfernen würdest? Das ertrage ich nicht. Fort damit. Jetzt gleich.

Wie kannst du denn diesen widerlichen Anblick noch ertragen?
Den Anblick der Person, die eifersüchtig auf unsere einzigartige Liebe war? Die mich wahnhaft und unzurechnungsfähig nannte.
Aber ich habe sie überzeugt, dass sie das Feld zu räumen hat, obwohl es mich einiges an Energie gekostet hat.
Nun ist sie nicht mehr in der Lage, ihre Meinung zu ändern.
Nur, was tatest du? Du leugnetest uns. Wie konntest du mich so demütigen?
Nur deshalb habe ich dir die Reifen zerfetzt.
Jeder Stich war eine Befreiung.
Aber wenn du mir versprichst, dass du ab jetzt immer zu mir stehst, verzeihe ich dir.
Ach, ich habe dir schon längst verziehen.

Der Mond ist inzwischen weitergewandert. Das veränderte Licht lässt dein Angesicht noch edler erscheinen.
Wie in Marmor gemeißelt liegt es auf dem weißen Kissen.
Und ich?
Ich liege dir zu Füßen.
Ich bete dich an.

Seltsam, aus meiner Seele quellen immer wieder Gedichtfragmente hervor.

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt.“ …
Goethe

Wunderbar, nicht wahr?
Wie die zweite Zeile beginnt, fällt mir im Moment partout nicht ein.
Aber als ich sie zum ersten Mal las, war ich vollkommen ergriffen.

Wir sollten weit weggehen, Liebling. Vielleicht ins Ausland, wo uns niemand kennt.
Wo es nur uns beide gibt. Keine Neider, keine Polizei.
Nur die immerwährende Nähe und das pure Glück.

„Ich muss dich anschaun immerdar“ …
Storm

… flüstert mir meine Seelen-Stimme zu.
Noch so eine herrliche Zeile.
Das tue ich oft in der Nacht. Es sind nur zwei Treppen, die ich hinunter gehen muss.

Woher ich den Schlüssel habe?
Liebster, das bleibt mein Geheimnis.

Letzte Aktualisierung: 26.04.2011 - 21.44 Uhr
Dieser Text enthält 3688 Zeichen.

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