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Flower Power | Juli 2011

Sodom und Gomorrha
von Anne Zeisig

FLOWER POWER POP UND OLA. ALLES IST IN AFRI COLA.

Kannst mir verraten, warum in derer Reklame die Maderln alleweil halb nackert über die Mattscheibn umeinandhüpfen? Dünn sinds wie Bohnenstangn.

‘Da siehstes’, hat mein Justerl g’meint, ‘des is wegen derer Entmannipation. Alle miteinand dürre. Dene Busen flach wie an Brettl, keine Hüftn nit und ka Hinterteil net. Wolln ausschaun wie Kerle. Und dös is dann für dene Entmannipation.’

Mannsbilder und Cola? Und dös bei uns in Bayern?

‘Aber Weiberl! Deren Reklame könnens in ganz Deutschland anschaun. Nitta nur do herobn, wo Zucht und Ordnung herrscht mit unsere Reinheitsgesetze.’

Da stimm i dem Justerl zu.
Was i da an zügellosen Ausschweifungen in derer Tagesschau um Acht seh! ‘s Jungvolk in Preissn legt sich auf Zugschienen, weils gegen Atomstrom sind!
Wolln ‘s wieder Dampfloks fahrn lassen? Oder Pferdekutschn?
Könnens herkimma. Der Huberbauer hat so an alts Vehikel in der Scheunen zum Rehabilitieren. Fürs Museum, hat er g’sagt und werkelt jede Sekund dran umeinander, damit dene Geschichte lebendig bleibt, meint er.

Die Gärtnerliesel hat verzählt, dass die Tochter vom Huberbauer in Berlin mit einem Hippie in einer wilden Kolumne beisammen lebt. Mit viele Andere. Weiberl und Mannerl schnackserln wild umeinand.
Dann tätens Rauschgift raucha und nackert über Politik diskutiere. Ohne Gottes Segen.
Und alleweil würden Kinder von dene eine oder andere ohne Verbote umeinandhopsn wies wolln.
Dös Lieserl hat gsagt, do in Berlin sei des Antiautomotorische Erziehung, damit d’ Balgerl sich frei entfalten könnt.

‘Dös wundert mi fei net. Wenns gegen elektrische Züg sind, sinds a gegen Motorisierung mit dene Autos. Sollns ‘n Nachwuchs aufs Radel setzn. Da könnens sich im Fahrtwind entfalten. Dös is gsünder als alleweil zwischen dene nackerte Hippies umeinandzuhopsn.’

Justerl. Wos recht hast, hast recht.
Sodom und Gomorrha do herunt’n in Preissn.
So ists halt alleweil, wennd junge Leut Lenin, Marks, Luther und andere Politiker Glauben schenkert.
Dös passiert bei uns Katholiken net, weil d’ Schandtaten gebeichtet und bereut wern vor dem Herrn.

‘Da tät i gern das Gsicht vom Pfarrer sehn, wenni ihm Vielweiberei beichten täte.’

Bist an alter Ochs, Justerl. Hast di’ längst aufs Altenteil gsetzt.
Um aufd Liesel zurückzukimma. Die verzählt, dass die Hubertochter gegen dene Paragraph Zweihundertachtzehn am demonstriere is aufd Straßn mit an Plakat.
“Mein Bauch ghört mir” hat drauf standen, sagt Liesel.
I hab mei Händ übern Kopf zusammeng’schlagn. Is dös Maderl aufn warmen Bruder reing’falln. So is dös, wennst mit fremde Hippies schnackerlst.

‘Dös darfst fei net mit dene Paragraph für warme Brüder verwechseln. In d’ Tagesschau hams gsagt, dös ist der Parapraph für Abtreibunge. Da solln d’ Weiber nita mehr b’straft werdn.’

Jessas Maria! Do bekreuz i’ mi’. Liaba a Kinderl aufm Kissn als eins aufm G’wissn. Jo mei, wo vier Balgerl satt wern, do wird an fünfts alleweil satt.
‘s Gärtnerliesel hat gmeint, dass s’ nur eins will. S’ nimmt diese Pillen, wos Evolution gehemmt wird, hats gsagt. Tabletten gegen Hormone sinds.

‘Is Jugend a’ noch gegen Hormone! Wollns alleweil alles abschaffen!’

DAS IST SPITZE!

Findst net, dass der Hans Rosenthal alt ausschaut? Mit dene Tränensäck unter die Augen.

‘Bei dene seine Vergangenheit is dös ka Wunder nit. Wennst dei Familie vergast hättn, da hättst a’ schlaflose Nächt alleweil. Hast net gwusst, dass dös a Jud is?’

A Jud im Fernsehen.
Jo mei. Man muss vergessen können.
Aber lustig ists scho’, wie der springe kann, wenn d’ Kandidate richtig antworten tätn.
Was hat er gfragt, Justerl?

‘Motto der Hippiebewegung.’

Hättst des gwusst?
Gräm di net. Hätt i a net gwusst.
Hörst! Law änd Pieß, hat er gsagt. Der Rosenthal hats übersetzt: Liebe und Frieden.

‘An Jud, der Englisch kann. Reschpekt!’

Fei Liebe is des net, wenn d’ Hippies wild übereinand umaherfallen mit ihre Triebe. Und wennd Weibersleit eifersüchtig wern, dann ists aus mit dene Friede da in der Kolumne.
Jetzat will er wissn, wie lange derer Vietnamkrieg dauert. Weißt du ‘s?

‘Is dös da, wo d’ Amis d’ Atombombe abgeworfn ham?’

Sind ja viele Jud nach dene Amis rübergmacht. Erinnerst di’ an den Sternfeldjakob? Den und seine Sippe hams damals abgeholt. Jo mei. Hast nichts gwusst nita Genaues.
Den Seppert sei’ Alten ham seinerzeit Gärtnerei vergrößert aufn Grund vom Sternfeldjakob.

‘Jo mei. Des war freilie guat. Sonst hätts Unkraut alls überwuchert. ‘s Blumenmeer vom Gärtnerseppert tät den Jakob freun, wenn er ‘s sehn könnt.’
Gärtnerliesel hat gsagt, dass s’ den Betrieb übernimmt vom Vater. ‘s Maderl will exotische Gewächse züchtn. Mit Blumen alleine könnens d’ Familie nit ernährn. Vorher wills Biologie studiern, damits weiß, wies geht mit der Zucht.
‘Studiern? So a liabs Maderl da heruntn bei dene Hippies! Da wirds alleweil ka Zucht und Ordnung net findn.’

Studiern den Jud seine Kinder a’ in Berlin?

‘Weiberl! Keiner im Dorf hat gwusst, was aus dem Sternfeldjakob und seiner Sippe gworden is. Vielleicht sinds bei die Amis.’

I’ mein den Rosenthal! Tät mir scho leid, wenn er missratene Kinder hätt da in Preissn.
Da! Justerl!
Hast gsehn, wie ‘s Hänschen wieder g’sprungn is!
Mei, is des luschtig!

‘Springen kann er.’

WER WIRD DENN GLEICH IN DIE LUFT GEHEN!
GREIFE LIEBER ZU HB, DANN GEHT ALLES WIE VON SELBST!

Willst an Bier und an Schnupftabak?

‘Jo. Scho. Dalli-Dalli. ‘s pressiert. Hab Durscht.’


Version 2 © anne zeisig

Letzte Aktualisierung: 24.07.2011 - 09.17 Uhr
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