Wellensang
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Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
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Pulp Fiction | Dezember 2011
Undercover
von Hajo Nitschke

Reduce fear (NYPD-Motto)

Aber wie machst du das? (Schnurren!) Wie kommst du in einem Kofferraum gegen deine hĂĽndische ScheiĂźangst an, wenn du gerade verreckst? In wenigen Augenblicken wĂĽrde sie ein kleiner WĂĽrfel aus Blech, Fleisch und Knochen sein. (Weitermaunzen!)
Rumms! Der Jaguar wird offenbar auf die Rampe gesetzt. Schrotto summt „Amazing Grace“. Sie kann sich seine ahnungslose Visage vorstellen. Er weiß nicht, dass er in den nächsten Sekunden am Mord an einem weiblichen Detective des New York Police Departments beteiligt ist. Das Unterbewusstsein registriert, dass nur noch wenig Zeit bleibt, und dreht Meagan Bakers Leben im Zeitraffer ab:
Mamis kleine Meggy … Wisch! … Einige Männer … Wusch … Hochzeit mit Andrew und seine Ermordung …Zack … Bis zum vermasselten Einsatz gegen Trevor Coleman.

Schrottos Summen wird fröhlicher. Sicher hat er die Hand schon auf der Steuerung liegen, der Arsch. Vermutlich die linke, damit er sich bequem einen runterholen kann. Dem Briefing zufolge ihm zuzutrauen. Handlanger Colemans. Ganz übler Wichser, aber Katzen-Narr. Bei Tieren ein butterweiches Herz, ansonsten ausgewiesener Misanthrop. Stellt keine Fragen. Mord an einer Polizistin ist jedoch was anderes. Schnurr, Mädel!, meldet sich ihr Hirn, das gleich Kleingeschnetzeltes sein wird.
Irgendein Agent Tucker hatte eine SWAT-Einheit schicken wollen. Aber die Cops wollten sich nicht vom FBI reinreden lassen, die Querelen dauerten an. Jetzt war es zu spät, zumindest für Meagan.
Schrotto summt immer noch von der Gnade Gottes. Fuck!

Enforce laws (NYPD)

NatĂĽrlich. Das Recht durchzusetzen, war ihre Aufgabe. Dabei blieb Andrew als Erster auf der Strecke: ihr Mann und Kollege. Wegradiert von einer Bestie: Coleman.
Sie hatten sich von der romantischen Kulisse City Islands blenden lassen. Im schnuckligen Paradies der Eastchester Bay der Satan selber? Als sie dahinterkamen, war es für Andrew zu spät. In kleinen Häppchen landete er, wie viele vor ihm, als zarte Spezial-Fleischbeilage zu Hummer und Salat im Magen der ahnungslosen Gäste. Sea food nach Art des Hauses. Trevor hatte Meagan gezwungen, selber davon zu essen. Alle drei Tage etwas Wasser, aber nichts zu beißen. Eine Woche. Zwei Wochen. Fast drei. Angekaute Schuhsohlen, abgenagter Mörtel aus dem Kellergemäuer. Hunger, Gier nach Nahrung. Dann Trevor mit einem würzig duftenden Stück aus Andrews Hüfte. Er verschwieg es nicht, weidete sich an ihren Qualen.
„Nein? Na gut, Schlampe, frieren wir es wieder ein. Du wirst schon noch …“
Nur noch Schleim, ansonsten Rotz und Verzweiflung. Dasselbe am nächsten Tag. Nach vier Tagen aufgegeben.
„Friss, Schlampe!“
Und sie hatte gefressen … Hatte es unter dem Gelächter des Bastards erbrochen. Wurde gezwungen, die eigene Kotze zu schlucken. Was sollst du machen, wenn sie dir die Nase zuhalten?

Im Keller des inzwischen geschlossenen Lobster House war Meagan ergraut. War eine Andere geworden. Nachdem Detective Ceyenne Anderson sie befreite, sagte sie der Welt ein halbes Jahr Good bye. Ließ niemanden an sich ran. Kämpfte mit Therapien und Schuldgefühlen. Bis der Chief Inspector ein Machtwort sprach: „Meagan, es reicht! Ich verstehe Sie, aber Sie werden jetzt durchstarten - für Andrew!“ Treffer!

Erneute Jagd auf Abschaum Coleman. An ihrer Seite Ceyenne, Kollegin und Medium. Hatte in Trance mit Hilfe ihrer geistigen Spirits die Spur gefunden. Doch vor weiteren Kontakten mit Coleman hatten die jenseitigen Freunde Angst und tauchten ab.
Mit mobiler Leitstelle und allen freien Kräften verfolgten die Freundinnen den Wahnsinnigen. Stellten die Bronx auf den Kopf, zu Land, zu Wasser, in der Luft. „The finest“ zogen alle Register. Die Highway Unit hätte ihn nach einer Verfolgung über die Interstate 195 fast geschnappt, doch er entwischte über den Harlem River und verschwand im Häusermeer Manhattans. Seine Mordserie fegte über Bronx Country hinweg: „Hausschlachtungen“, ausgedehnt aufs ganze Land. Vergeblich hing der Steckbrief bis nach Downtown in jedem Winkel. Und jetzt hatte er Meagan am Arsch.
Zum Teufel mit dem Theater! Das ist kein Miauen, darauf fällt niemand rein … Doch halt, Schrottos Summen bricht ab!

Provide for a save environment (NYPD)

Sichere Umgebung gewährleisten … Ceyenne und Meagan observierten ein Gehöft südlich Riverdales. Coleman hatte auf dem Land Vorlagen für seine kranken Verbrechen gesammelt. Eine Rinderbesamungsstation war Inspiration für frauenverachtende Nekrophilie, die er zwischen seinen Morden zur Entspannung einschob. Gut, es wurden zunächst nur Leichen geschändet. Er holte sie sich über den Long Island Sound hinweg von Hart Island, der Insel der verlorenen Seelen. Aber dann bürstete er auch Frischfleisch nur von hinten ab. Die Frauen, meist Nutten, waren gefesselt und wehrlos, wenn er sie bestieg. Danach waren sie tot. Wie ein Deckbulle tobte er sich aus. “Besamungsattrappen“, die bereits vorher Kadaver waren, hatten noch das bessere Teil erwischt. Richtig schlimm wurde es aber, als das Schwein gelegentlich unmittelbar vor dem Aufsprung eigenhändig „Aus-eins-mach-zwei“ am lebenden Objekt zelebrierte.

Dann der heiĂźe Tipp Riverdale.
Sie schlichen vorsichtig näher. Ein Blick durchs Stallfenster – Da stand er, der Bastard, nackt. Der Penis stand ebenfalls. Unter ihm auf einen Trog hingestreckt ein ebenfalls nacktes menschliches Etwas. Genauer gesagt die untere Hälfte eines Menschen, Gesäß nach oben. Sah aus, als sei das einmal eine Frau gewesen … Auf New Yorks Toteninsel lagen auch menschliche Teile in den genormten Holzkisten unter der Erde, als „refuse“ beschildert: Abfall. Sich so zu erniedrigen konnte nicht mal ein Tier.

Trevor war schlimmer als ein Tier. Er rammte sich mit unmenschlichem Aufschrei in das bleiche Fleisch. Die beiden Frauen zogen ihre schweren SIG Sauer und stürmten in den Stall. Schüsse der Body Guards töteten Ceyenne auf der Stelle.
Wie Meagan die Flucht gelang, wusste sie selber nicht. Von SchĂĽssen verfolgt, war sie zu ihrem Ford Explorer gerannt und irgendwie im letzten Moment entkommen.
Auch jetzt? Schritte nähern sich. Der Kofferraum wird aufgehebelt, sie blickt in Schrottos pockennarbige Fratze.

Reingefallen! Das war kein Kätzchen, Idiot!
Und nun ein Ohnmachtsanfall. Da! Er befreit sie von den Fesseln, auch vom Knebel. Endlich wieder Luft durch den Mund.

Preserve the peace (NYPD)

Den Frieden willst du bewahren? Ok, warte noch. Meagans Schusswunden haben aufgehört, zu bluten. Wird sie es schaffen? Schrotto hat sie wie eine Puppe auf seinen Schreibtisch geworfen und ihr eine Ohrfeige verpasst. Doch sie spielt die Besinnungslose. Der Drecksack geht summend zur Tür, um abzuschließen. Wie das archivierte Profil ahnen lässt, wird er sie ficken und danach Coleman ausliefern wollen. Jetzt! Als sich der Schlüssel dreht, springt sie ungeachtet der Schmerzen auf und zieht ihre 19-Millimeter-Glock.
NYPD!, schreit sie, als sich Schrotto umdreht. Er reißt die Fresse auf. Ha! Hättste nicht erwartet, dass ich dieses niedliche Spielzeug zwischen den Titten versteckt hab, was?

Da langt er in seine Hosentasche – Die Glock ist für ihre Präzision und Schnelligkeit bekannt, er oder ich!
Er …
Auf immer noch wackligen Beinen steht Meagan vor der Leiche des Recyclers: Ausgesummt, Schrotto!
„Fallen lassen!“
Ganz sanft und zugleich eiskalt eine Stimme hinter ihr. Meagan kennt sie. Trevor Coleman! Und sie weiß, es ist vorbei. Ihre letzte Chance – vertan! Der Killer und seine Leibwächter packen sie, reißen ihr das blutdurchtränkte Brautkleid, Slip und BH vom Leib und zwingen sie bäuchlings zurück auf Schrottos Tisch. Mit auf den Rücken gefesselten Händen muss sie hilflos zusehen, wie Coleman aus seinen Klamotten steigt und sich eine Kettensäge reichen lässt. Sie weiß, was jetzt kommt. Riverdale hat sie eingeholt.

Alles vergeblich. Auch der Hochzeitstermin vorher mit Little Tonys Jüngstem. Braut des Monats … Bevor sie noch die Schwiegertochter des Bronx-Paten und zugleich Coleman-Vertrauten werden konnte, hatte sie einer der Hochzeitsgäste erkannt. Aus dem Ja wurde ein Nein: Undercover-Strategie im Eimer. Von Little Tonys Leuten gefesselt und geknebelt aus der Kirche geschleppt. Draußen eine wüste Schießerei zwischen den Mafioso und einem rätselhaften, blondhaarigen Unbekannten: Hüne von Kerl. Meagan leider in der Schusslinie, von einigen Kugeln prompt getroffen. In einen Kofferraum geschleudert, Ziel dieser Recyclingtempel. Und was Schrotto nicht schaffte, wird Coleman jetzt vollenden. Die Kettensäge springt an: Meagan wird in zwei Hälften zerfallen. So viel Blut – Riesensauerei das … Und danach: Anlauf Trevor – Natursprung …

Bleibt dir in solcher Lage nur Zynismus? Ihre Beine sind nicht gefesselt. Sie wälzt sich vom Tisch, entgeht dem Sägeblatt knapp und springt auf die Füße. Stürzt sich wie ein flüchtendes Reh aus der Tür, fällt in Metallsplitter, springt wieder auf. Höhnisches Gelächter: Coleman hat sie auf Armeslänge eingeholt und seine grinsenden Puerto Ricaner bilden einen Halbkreis.
Da peitschen Schüsse. Der Schrott spritzt in alle Richtungen. Zwei Kerle sinken zu Boden. Helis über ihren Köpfen. Von einer hochgewachsenen Gestalt angeführt gleiten Gestalten in Kampfanzügen am Seil nach unten. Die Mounted Unit prescht herbei, berittene Polizei: Man will auf Nummer Sicher gehen. Coleman ebenfalls, denn er dringt mit der Kettensäge auf den Hünen ein, während die Anderen sich ergeben. Ein Karateschlag und der Irre stürzt in sein eigenes Mordwerkzeug. Ein Pferdehuf auf den Schädel raubt ihm die Besinnung. Die Säge erwischte ihn an der Hüfte und rattert so lange, bis sich der Oberkörper vom Rumpf trennt.
Das wars, Trevor! Nightmare-Grüße in die Hölle!
Meagan schaut in die harten blauen Augen des großen Blonden und begreift: Es ist der Unbekannte vor der Kirche, der jetzt ihre Blöße mit seiner Jacke bedeckt. Schluchzend sinkt sie in seine Arme. „Es ist vorbei, Meggy. Alles ist gut.“ Er streichelt ihr über das Haar: „Darf ich mich vorstellen? Agent Randolph Tucker, FBI.“

Preserve the peace: In Meagans Herz kehrt Friede ein.

Letzte Aktualisierung: 27.12.2011 - 08.15 Uhr
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