Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Seit Professor Dr. Crombach verwitwet war, gestaltete sich sein Leben trist und einsam. Edita war ihm eine treusorgende Gattin gewesen, hatte Haus und Grundstück mustergültig in Schuss gehalten, seine Finanzen sorgfältig verwaltet. Sie war zu ihren Lebzeiten die perfekte Hausfrau, die ihre eigenen Bedürfnisse stets hintan gestellt hatte. Das wurde ihm immer wieder schmerzlich bewusst, wenn er Anna Piepenbrink wirtschaften sah. Allein der Lärm, den diese unsensible Haushaltshilfe veranstaltete! Unerträglich, wie sie mit dem Geschirr klapperte, die Türen knallte oder über die alten Holzstiegen stapfte. Edita hingegen war wie ein lautloser Engel durch das Haus geschwebt.
„Ach, Edita“, seufzte Professor Dr. Crombach und schaute auf die behäbige alte Wanduhr, die schon sein Großvater aufgezogen hatte.
Er musste los. Um zehn erwartete ihn Edita. Der Professor achtete penibel auf Pünktlichkeit. Wotan offenbar auch, denn er kam ohne Aufruf in den düsteren Korridor getrabt, während Herrchen seinen Paletot überzog.
„Komm, mein Guter, wir müssen los.“ Grußlos verließ er das Haus und begab sich auf seinen täglichen Weg zum Friedhof.