Honigfalter
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Verzaubert | Juni 2012
Fionas Welt
von Nicole Heetzsch

Unendliche Stille macht sich in Fionas Palast breit. Sie hockt auf ihrem Thron, als Sonnenstrahlen durch das Fenster fallen. Fiona springt auf und weckt Nevio. Dieser flattert erschrocken auf.
„Siehst du das, Nevio?“ Fiona hüpft begeistert um ihren Spatzen herum. „Es ist wieder hell. Die düsteren Wolken sind weitergeflogen. Jetzt ist Frühling.“
Fiona versteht sein wildes Gezwitscher als Zustimmung und öffnet ihm den Käfig.
„Bald können wir beide wieder draußen Spaziergänge machen und fliegen. Doch nun ist es Zeit für den Frühjahrsputz. Wie sagt die hochverehrte Königin immer: Erst die Arbeit, dann der Spaß … oder sowas. Machen wir uns zuerst an diese grauen Vorhänge. Hässlicher Staub, nicht wahr, Nevio? Er soll verschwinden.“
Fiona holt ihren Zauberstab und die Kiste mit den wunderschön leuchtenden Farben, die sie über alles liebt.
„Ach“, seufzt sie. „Das Leben kann so schön sein. Vor allem, wenn man eine Fee ist. - Uno, due, tresa, die Vorhänge sind rosa!“
Fee Fiona zaubert den Stoff in ihre Lieblingsfarbe. Das hat sie sich schon immer gewünscht. Mehrmals muss sie den Stoff mit dem Zauberstab berühren, da der dicke Staub sich nicht so leicht verwandeln lässt.
Piepsy, die königliche Maus, kommt aus ihrem Versteck gekrochen und macht fiepend auf sich aufmerksam.
„Na, du Langschläfer“, begrüßt Fiona sie. „Hast du Hunger? Hier ist noch der Rest meiner letzten Mahlzeit.“ Sie stellt den Teller mit dem grünschimmernden Brot hin und streichelt über ihr weiches Fell. Wenn sie ihre Freunde nicht hätte, wäre es ziemlich langweilig.
„Nimm es mir nicht übel, Piepsy. Du musst alleine essen. Ich möchte nun für eine strahlende Aussicht sorgen.“
Mit dem Stab in der Hand zeigt sie auf die Scheibe. „Ene mene meck, der Dreck muss weg. Auch die Gespenster! Es leuchte mein Fenster.“
Da der Zauber von unten nicht funktioniet, klettert Fiona auf die Fensterbank und wiederholt ihr Sprüchlein mit wertvollem Zauberstaub. Geschafft. Glänzender könnte es kaum sein.
„Nun die Wolke“, beschließt sie. Sie stellt alle Blumentöpfe hinunter. „Ihr braucht doch auch den Regen, um wachsen zu können. Hokus pokus nasser, es strömt das Wasser!“
Fiona wartet. Die Wolke weigert sich vermutlich wegen des Sonnenscheins. „Das heißt nachhelfen“, stellt Fiona fest und begießt die Wolke mit Wasser. Sie muss noch mehr hinzuholen. Nach ausgiebigen Eimerschleppen klappt es doch. Die Wolke regnet den alten Staub hinaus und gießt dabei die Blumen. Geschafft.
Fiona schaut sich um. „Die Wände sehen nicht glücklich aus“, bemerkt Fiona. „Abrakadabra, simsalabunt!“ Immer diese graue Steinwand anschauen macht müde. Wie hell sie nun wirkt: Gelbe, violette und rote Hand- und Fußabdrücke verteilen sich auf ihr. Immer mehr Farben kommen hinzu. Wie schön es wird. Fiona ist stolz. Sie spürt ihr Herz vor Freude fest klopfen.

Eigentlich wollte die Königin Wandverkleidung besorgen, doch war ihr Ausflug mit der Kutsche leider nicht erfolgreich. Der Wärter der Schatzkammer wollte kein Gold herausgeben. Er meinte, der Meister und Gatte der Königin solle sich nicht immer in der Zaubertränke aufhalten und persönlich vor Ort erscheinen. Bis dahin bliebe die Truhe mit ihren Goldtalern versperrt. Fiona hatte mitgehört. Nett war der Wärter nicht. Er hatte sie aus dem Saal geschoben und das Tor geschlossen.

Bald kommt sicher wieder die böse Hexe, die schon ihre älteren Geschwister mitgenommen hat. Woher Fiona es weiß? Sie konnte Gespräche belauschen.
Die Hexe hat sich ihr schon vorgestellt. Bei ihrem letzten Besuch behauptete sie, Kinder bräuchten Spielzeug und Farbe an den Wänden. Fiona weiß aber, dass es nur ein Vorwand ist. Gold wird von Hexen geliebt. Und wenn die Königin nicht zahlt, dann holt sie die Kinder. Beschweren kann sich nun aber niemand mehr, es ist bunt. Eine Fee kann das Leben der Hexen ganz schwer machen.

Zufrieden schaut sich Fiona in ihrem Zimmer um. Schön sieht es aus. Unter der Wolke hat sich ein kleiner See gebildet. „Nevio, kommst du mit baden?“
Sie legt ihr Kleid ab und tapst behutsam in das kühle Wasser. Das tut gut.
Genau in diesem Moment hört sie den knöchernen Öffner im Toreingang klappern. Graue Wolken versperren der Sonne die Sicht. Es wird kühl im Zimmer. Piepsy flüchtet in ihr Versteck.

Der große Magier betritt den Raum. Der Geruch seines Zaubertrankes macht sich überall breit.
„Was hast du denn gemacht, Prinzessin? Alles versaut! Wer soll das denn bezahlen?“ Er kratzt sich am Kopf. „Hat deine Mutter die beschissene Fingerfarbe nicht weggeschmissen? Ist das Glitzerkleber am Fenster? Und warum ist deine Matratze nass? Du weißt doch, wo der Pisspott ist!“
Fiona lächelt. Er mag ihr Vater sein, aber er muss noch viel lernen. „Ich bin doch eine Fee und ich habe gezaubert.“
„Gezaubert? Einen Saustall haste gemacht.“ Er schüttelt den Kopf. „Wo ist deine Mutter?“
„Sie schläft ihren hundertjährigen Schlaf. Der Besuch in der Schatzkammer hat sie müde gemacht.“
„Na, dann werde ich sie mal wecken.“
Beim Hinausgehen schließt er die Tür. Fiona legt sich davor und lauscht.
„Bitte, wecke sie sanft“, flüstert sie. Im gleichen Moment hört sie das Klatschen seiner Pranke.
Ihre Stimme wird noch leiser. „Ene mene mu und meck, mach den Schmerz jetzt wieder weg. Alles, was jetzt sei n muss, ist für die Königin ein Kuss. Hex, hex.“

Der Zauber funktioniert nicht, sie sind zu weit weg. Fiona hört die Königin wimmern und den Magier zischen. Silberne Tränen laufen durch das zarte Feengesicht. Fioana sammelt sie in ihren Händen.
Bis morgen wird sie diese halten.
Dann ist ein neuer Tag.
Morgen wird sie der Königin die magischen Tränen auf ihre Wunden legen, damit diese schneller heilen.
Anschließend werden sie Flaschen sammeln und sie gegen Goldtaler eintauschen.

Fiona freut sich. Jeder Tag hat etwas Besonderes.

Letzte Aktualisierung: 24.06.2012 - 21.38 Uhr
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