Wellensang
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Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
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Jagd | Oktober 2012
Blattschuss
von Robert Pfeffer

Hinter dieser Tür musste sie sein. Er wusste, dass er sie irgendwann kriegen würde. Vielleicht mit diesem geldgeilen kleinbürgerlichen Stecher, der sie schon eine Weile umschwänzelt. Die Klinke greifen, aufstoßen und direkt abdrücken … das Foto könnte Millionen wert sein. Ihm zitterte der Finger am Auslöser bei dem Gedanken. Wovon er einerseits überrascht war. Auf der anderen Seite sagte er sich, dass ihn das als Profi glatt ein bisschen menschlich mache. Jetzt aber Schluss mit den Sentimentalitäten, rollte er noch einmal kurz mit den Augen, dann fix die Tür auf und rein.

Sie, die Gräfin von und zu Werthmann vom Deiche, baumelte an einem laienhaft geknoteten Gürtel von der Decke. Praktisch, dachte er, wenn man sich ein altes Fachwerkschlösschen als Hotel für die letzte Reise gönnt. Freie Balken bieten ja sonst nur wenige Häuser. Er nahm die Adelsfrau ins Visier. Dankbares Motiv, die halten schön still. Besser gleich aus zwei Perspektiven, jeweils mit und ohne Blitz. Die Auftraggeber mögen Auswahl. Die herausgequetschte Zunge wirkt allerdings nicht fotogen. Doch er hatte Verständnis. Bei ihrem Vorhaben auch noch darauf zu achten, das wäre wirklich ein bisschen viel verlangt gewesen. Ein Hoch auf Bildbearbeitungsprogramme.

Er griff zum Handy. „Börnsen hier. Die Werthmann hängt ziemlich dekorativ im Turmzimmer vom Schlosshotel. … Nein, Polizei ruf ich als Nächstes an. Wollen Sie ein einzelnes Bild oder ne Serie? … Ok, how much? … Hören Sie, zum Witzeerzählen kann ich auch meine Tante anrufen! … Dreihunderttausend und ich liefere Ihnen das Ganze aus zwei Perspektiven. … Ok. Eine Mail an meine Adresse und wir kommen zusammen. Wenn ich die in einer Minute im Posteingang sehe, kriegen Sie fünf, dann haben Sie es exklusiv. …Wenn nicht, kommt die Konkurrenz in den Genuss. … In Ordnung, bis gleich.“

Wenig später war alles verschickt. Bereits eine halbe Stunde danach, die Polizei war gerade eingetroffen und sicherte den Tatort, machte die „Szeneblatt“-Webseite mit den ersten Bildern des Selbstmordes der Gräfin auf, die Zunge dezent retuschiert und die Augen hinter einem schwarzen Streifen verborgen. Das Foto mit Absicht etwas unscharf. Klein am Rand stand: „Quelle: Hunting Ltd.“.

***

„Diese widerliche Bazille Börnsen war auch bei der Werthmann schon wieder als Erster da. Ich wette, der macht sich bei jeder Leiche Kerben in den Gürtel. Geht so nah ran, dass er mit dem Foto von `ner Blutlache problemlos den Rhesusfaktor bestimmen könnte, diese Sau.“
Kommissar Welter blätterte im Ermittlungsbericht.
„Solche Typen treiben Leute in den Tod und verdienen ein Schweinegeld damit. Dabei sind die ja nicht blöd. Immer nur so nah ran wie nötig, immer geil auf den einen Schuss. Und den hören die Opfer nicht mal. Und wir dürfen hinterher alles aufwischen.“

***

„Welter am Apparat. Ich brauch die Spusi im Schlosshotel. … Ja, das Turmzimmer, wie bei der Gräfin vor drei Monaten. Sieht mir nach einer gezielten Aktion aus. … Schuss in den Hinterkopf. Ziemlich unappetitlich, weil großes Kaliber. Von der Birne ist kaum noch was übrig ... Bis du da bist, seh ich mir mal die Kamera an, die vor dem Opfer baumelt. Könnte sein, dass da was drauf ist, was uns weiterbringt. … Wie? … Szeneblatt, ja, gute Idee, hol die ruhig dazu. Sag dem Chef einfach, Börnsen wär schon hier. ... Nein, anrufen wird er nicht mehr ...“

Version 3

Letzte Aktualisierung: 24.10.2012 - 00.34 Uhr
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