Ganz schön bissig ...
Ganz schön bissig ...
Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
mehr ... ] [ Verlagsprogramm ]
 SIE SIND HIER:   HOME » MITMACH-PROJEKT » SCHREIBAUFGABE » Ingo Pietsch IMPRESSUM
NEWSLETTER
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

Jetzt anmelden! ]

UNSERE TOP-SEITEN
1.) Literatur-News-Ticker
2.) Leselust
3.) Forum
4.) Mitmach-Projekt
5.) Schreib-Lust-News 6.) Ausschreibungen 7.) Wettbewerbs-Tipps
Jagd | Oktober 2012
Evolution
von Ingo Pietsch

Jetzt beschlug auch noch das Visier seines Helms! Schweiß tropfte von seiner Nasenspitze und Seitenstiche machten sich bemerkbar. Wenn er stehen blieb, würde er sterben.
Gehetzt sah er zurück, konnte aber im Dickicht nicht erkennen, ob seine Verfolger noch hinter ihm waren.
Äste peitschten unablässig gegen seinen Körper, mehrmals war er schon über Steine oder Wurzeln gestolpert, die ihn fast zu Fall gebracht hatten.
Er vernahm Grunz- und Ruflaute. Also hatte er sie nicht abgeschüttelt.
Taylor musste trotzdem eine kurze Pause einlegen.
Er zog das Navi aus einer Beintasche und betrachtete den Pfeil auf dem Display, der ihm die Richtung anzeigte.
Ein Knacken in der Nähe schreckte Taylor auf und er rannte weiter.
Büsche lösten die Bäume ab und es ging einen sanften Hügel hinauf.

Taylor dachte kurz an seinen Partner Landon, einen Anthropologen, den er hatte zurücklassen müssen. Taylor hatte eine Zeitmaschine entwickelt und Landon war auf der Suche nach dem Missing-Link zwischen Mensch und Primate gewesen.
Fotos hatten sie machen wollen. Nur Fotos; und alles war schiefgegangen.
Nach einigen Testreisen hatten sie tatsächlich die Wiege der Menschheit in Afrika entdeckt. Mehrere Stämme Links besiedelten eine Waldlandschaft und sie benutzten Werkzeuge und besaßen eine eigene Sprache.
Taylor und sein Landon trugen Schutzanzüge, um sich vor unbekannten Bakterien und Viren zu schützen.
Sie hatten sich zwar im Verborgenen gehalten, doch die Links waren erheblich intelligenter als angenommen.
Die Links hatten ihnen eine Falle gestellt und Taylors Partner mit Faustkeilen erschlagen.
Taylor war nur die Flucht geblieben.

Noch fünfhundert Meter. Taylors Mund war ganz trocken, seine Schläfen pochten. Er dachte nicht daran, einen Schluck aus dem kleinen Schlauch im Helm zu nehmen. Die Panik ließ ihn laufen. Die Beine taten ihm weh und er wusste nicht, wie lange er noch durchhielt.
Der kleine Reaktor auf seinem Rücken würde den Anzug noch wochenlang mit Energie versorgen. Darüber brauchte sich Taylor keine Sorgen machen. Aber er war unbewaffnet.

Ein Gedankenblitz durchzuckte ihn. Landon hatte ihn davor gewarnt, dass der Reaktor auf keinen Fall beschädigt werden durfte. Es war ein experimentelles Modell und die Folgen könnten verheerend sein.
Hoffentlich hackten sie nicht weiter mit ihren Steinwaffen auf seinen Partner ein.
Kaum fünfzig Meter noch. Die haarigen Links liefen auf Händen und Füßen. Sie sahen Menschen so ähnlich. Und sie waren schnell.

Eine Detonation ließ die Erde erbeben. Taylor wurde zu Boden geschleudert, ebenso - wie er sehen konnte – die meisten seiner Verfolger. Eine Druckwelle breitete sich aus dem Wald heraus aus und knickte alle Bäume im Umkreis um.
Taylor sprang auf und hetzte die letzten Meter weiter.
Das Gerät zeigte einen grünen Punkt in der Mitte und er drückte einen Knopf.

Um einige Meter hatte er sein Ziel verfehlt und landete im Vorgarten seines Hauses, statt im Keller, in dem die Zeitmaschine stand.
Taylor riss sich den Helm vom Kopf und atmete tief durch. Langsam normalisierte sich sein Puls. Er hockte zwischen Büschen und sah sich um.
Während die Straße hell erleuchtet war, stand sein Haus im Dunkeln. So viel Energie hatte die Maschine noch nie benötigt.
Fieberhaft überlegte er, wie und ob er Landon retten konnte, als ein Auto vor dem Haus hielt. Taylor ging in Deckung und beobachtete zwei Männer in Affen-Kostümen, die ausstiegen.
Er sah genauer hin: Das waren keine Kostüme.
„Und wie fandest du die Menschenjagd, Zaius?“, fragte der Gorilla.
„Die war schon spannend. Jeder sollte das einmal mitgemacht haben. Leider dauert die Aufzucht von Menschen ziemlich lange und in Gefangenschaft glückt das meistens nicht. An sich also Zeitverschwendung. Aber es hat Spaß gemacht“, antwortete der Orang-Utan.
„Mein Sohn behauptet sogar, dass der Affe vom Menschen abstammt. So etwas lernen sie heute in der Schule!“
Zaius schlug mit seinen langen Armen auf die Erde und lachte dabei: „Wir? Vom Menschen?“
Der Gorilla lachte grunzend mit.

George Taylor hatte die Panik überfallen. Er hämmerte wie ein Verrückter auf dem Display der Fernbedienung der Zeitmaschine herum, aber sie blieb stumm.

Letzte Aktualisierung: 27.10.2012 - 13.15 Uhr
Dieser Text enthält 4200 Zeichen.

Druckversion

 LINKTIPPS: Naturwaren
Copyright © 2006 - 2025 by Schreiblust-Verlag - Alle Rechte vorbehalten.