Mainhattan Moments
Mainhattan Moments
Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
mehr ... ] [ Verlagsprogramm ]
 SIE SIND HIER:   HOME » MITMACH-PROJEKT » SCHREIBAUFGABE » Andrea Will IMPRESSUM
NEWSLETTER
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

Jetzt anmelden! ]

UNSERE TOP-SEITEN
1.) Literatur-News-Ticker
2.) Leselust
3.) Forum
4.) Mitmach-Projekt
5.) Schreib-Lust-News 6.) Ausschreibungen 7.) Wettbewerbs-Tipps
Jagd | Oktober 2012
Der Sinn des Wortes
von Andrea Will

Die lieben Kleinen. Sie machen uns nicht immer Freude. Zumal es auch Zeiten gibt, wo sie sehr nerven können. Da wünschte ich mir manchmal ein Pflaster, um ihren Mund zukleben zu können. Mein Sohn Heiko ist sieben Jahre alt und manchmal hat er Phasen, da möchte er alles wissen. Neulich hörte er im Radio, dass jemand nach dem Glück jagen würde. Sie ahnen was nun kommt, oder? Er setzte sich zu mir an den Küchentisch, wo ich gerade eine schöne Tasse Tee trinken wollte. In diesem Moment dachte ich nicht im Entferntesten daran, in welche Richtung sich unser Gespräch entwickeln würde.
„ Du Mutti, was bedeutet eigentlich Jagen?“.
„ Da rennt man Tieren hinterher und erschießt sie.“
„Kann man das Glück auch erschießen?“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Eben hat einer im Radio gesagt, jemand jagt dem Glück hinterher.“
„Das bedeutet dann etwas anderes.“
„Wieso?“
Am liebsten wäre ich aufgestanden, weil ich einfach nicht in der Stimmung war, Dinge groß und breit zu erklären. Ich wollte doch einfach nur in Ruhe meine Tasse Tee trinken. Aber sollte ich Heiko so ratlos zurücklassen? Schließlich war er doch auch mit einer ihm wichtigen Frage zu mir gekommen. Also eine kleine Denkpause.
„ Viele Leute spielen Lotto und wollen so zu viel Geld kommen. Sie wollen nicht mehr arbeiten und sich kaufen, was sie schon immer haben wollten. Da sagt man auch, sie jagen dem Glück hinterher.“
„Aber die schießen doch auch.“
„Die schießen nicht. Diese Leute spielen nur Lotto.“
„Neulich habe ich aber gehört, dass jemand einen anderen umgebracht hat, um seine Geldbörse zu stehlen. Hat er dann den Menschen gejagt oder die Geldbörse?“
Kennen Sie so eine Situation, wo man sich immer mehr um Kopf und Kragen redet? Da gab es doch mal so ein tolles Kinderbuch, wo ein Sohn immer mit seinem Vater über Sachen geredet hat.
„Es gibt böse Menschen, die stehlen anderen etwas. Wie eine Geldbörse. Und stattdessen müssen sie den Menschen verfolgen, der die Geldbörse hat.“
„Jagen heißt also auch verfolgen?“
„Ja genau. Ich glaube, du hast es begriffen.“
„Aber wie kann man dann sein Glück verfolgen?“
„Manchmal gibt es mehrere Bedeutungen für ein Wort.“
„Warum?“
„Sei doch froh. Denn wenn du das eine Wort schreiben kannst und das andere nicht, ist es doch auch praktisch.“
„Ich habe später eine Sekretärin, die alles aufschreibt, was ich ihr sage. Papa macht das doch auch. Soll ich ihn mal fragen, ob er auch Schwierigkeiten hat, Wörter richtig zu schreiben?“
„ Dein Vater kann schreiben.“
„Aber warum hat er dann eine Sekretärin?“
Nun war ich an einem Punkt angelangt, an dem mir die Erklärungen ausgingen. Warum ist es für einen Erwachsenen nicht immer so einfach, sich in ein Kind hineinzuversetzen? Am liebsten hätte ich den Radioansager gejagt, der gesagt hatte, dass jemand dem Glück hinterher jagt. Oder hieß es etwa . . .? Können Sie mir da vielleicht weiterhelfen? Mir fiel nur ein Spruch von Heinz Erhardt ein: „ Manche Sterne möchten leuchten, obwohl sie keinen blassen Schimmer haben.“

Letzte Aktualisierung: 16.10.2012 - 19.18 Uhr
Dieser Text enthält 3087 Zeichen.

Druckversion

 LINKTIPPS: Naturwaren Diese Website wird unterstützt von:

www.mswaltrop.de
Copyright © 2006 - 2024 by Schreiblust-Verlag - Alle Rechte vorbehalten.