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Jagd | Oktober 2012
Schwarzer Freitag
von Monika Heil

Erst zehn Uhr. Ich sollte gehen. Halte mich hier viel zu lange an meinem Pharisäer fest. Selbst die Bedienung schaut schon ganz komisch. Die war früher auch netter, als ich noch mit Frau und Kind hierher kam. Silvia, das Miststück und Katharina, meine kleine Prinzessin. Wie oft waren wir drei hier! - Denk nicht mehr daran, Udo. Leicht gesagt.

Ist es denn zu glauben? Da wünsche ich im Rausgehen einen schönen Tag und die reagiert nicht! Behandelt mich wie Luft! Wohin jetzt? Am besten zu Maxi an den Imbiss. Die hört mir wenigstens noch zu, auch wenn sie immer wieder sagt, das hätte ich ihr alles schon hundert Mal erzählt. Hab ja sonst niemanden mehr. Silvia, das Aas, legt sofort auf, wenn ich anrufe. Dabei will ich sie gar nicht sprechen. Ich bitte sie nur, Katha ans Telefon zu holen. Katharina. Weiß sie es? Wenn ich doch nur einmal kurz mit ihr sprechen könnte. Aber nein, ihre liebe Mutter blockt ja alles ab. Seit einem Jahr habe ich keinen Kontakt mehr zu dem Kind. – Peng! Wie viele Verwundungen lasse ich noch zu? Meine Ex pfeift sowieso auf meine Gefühle. Sagt, das sei alles meine Schuld.

„Hallo Maxi, schönes Wetter heute.“
...
„Ja, hast Recht. Die Sonne wärmt schon. Ein Bier und´n Korn, wie immer.“
...
„Ich weiß, dass es erst halb elf ist.“
...
„Danke, Maxi. Trinkst du ´nen Schnaps mit?“
...
„Dann nicht. Hab was zu feiern. Da darf ich das so früh schon. Jahrestag sozusagen. Erst habe ich das alles ja für einen Aprilscherz gehalten, weißt du? Ausgerechnet am ersten April rief das Miststück in meiner Firma an und sagte ... Ach Maxi, ich darf gar nicht darüber nachdenken. S i e hat die Jagd eröffnet. Und dabei war nicht mal Herbst. 1. April. Das war mein schwarzer Freitag. Prost. Ich wollte nicht, dass sie geht. Man wirft doch nicht neun gemeinsame Jahre so weg. `Warum?`, habe ich sie immer wieder gefragt, `warum?` `Ich liebe dich nicht mehr`, hat sie geantwortet. Und: `entweder treibst du dich mit deinen Freunden in der Spielhalle rum oder sitzt zu Hause vor der Glotze und trinkst Schnaps.` Ich habe gefleht, ich habe gedroht. Klar, habe ich ihr auch mal eine geflammt. Dann kam mir die Idee! Ich machte ihr das Sorgerecht streitig. `Du kannst gehen`, habe ich zu ihr gesagt, `aber das Kind bleibt hier.` Da hat sie nur hämisch gelacht und `wir werden ja sehen`, gemurmelt. Dass sie damals schon einen neuen Freund hatte, wusste ich nicht. Der hat ihr auch den Quatsch eingeredet mit Jugendamt und Psychiater und so.“
...
„Ich habe nichts getan, Maxi. Wirklich nicht. Nie würde ich meiner kleinen Prinzessin etwas antun. Das hat auch der Psychologe gesagt, der Katharinas Zeichnungen ausgewertet hat. Frühkindliche Phantasien hat er das Wirrwarr genannt, das die Kleine erzählt hat. Ein Wunder eigentlich, denn Psychiater halten doch meist zu Mutter und Kind. – Noch´n Korn, Maxi, aber ´nen doppelten.“
...
„Prost. - Ich weiß bis heute nicht, warum sie mich so hasst. Vor zehn Jahren war ich noch ihr Mausibär und sie mein Zuckerpüppchen. Da waren wir noch glücklich. Fünf Jahre später war sie endlich schwanger. Was haben wir uns gefreut. Ich habe dieses Kind vergöttert. Katharina, meine kleine Prinzessin. Nie würde ich ihr etwas antun. Das musst du mir glauben, Maxi. Habe sie einfach nur lieb gehabt.
Kannst du dir das vorstellen, als ich eines Abends von der Arbeit kam, waren sie weg. Einfach weg. Die Wohnung so gut wie leer. Peng! Auf dem nackten Fußboden lag der Zettel mit ihrer neuen Adresse. Sie wohnt jetzt bei diesem Olaf. Allein der Name! Piekfeine Gegend, da. Noch eins, Maxi.“ - „He, Maxi! Hast du gehört? Noch ein Bier!“
...
„Danke. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Ich bin ihr nicht einfach nachgefahren, nein. Ich doch nicht. Ich bin zur Bank, Geld abheben. Donnerstags abends treffe ich mich immer mit Fred und Hannes in der Spielhalle. Die kennst du doch auch, Maxi.“
...
„Aber die halten wenigstens noch zu mir. Sind richtige Freunde. Wissen immer einen Rat. Und den brauchte ich da wirklich. Beim dritten Versuch zieht der depperte Automat meine Scheckkarte ein. Bei dem Mann am Schalter habe ich dann diesen abschätzigen Blick zum ersten Mal bemerkt. Silvia, mein Zuckerpüppchen, hatte alle Konten leergeräumt. Peng! Na, da habe ich aber zurückgeschossen! – Gib mir mal noch ´nen Korn, Maxi.“
...
„Unterbrich mich doch nicht dauernd. Also - ich habe einfach meinen Job geschmissen. Wenn ich kein Geld habe, kann ich ihr keinen Unterhalt zahlen. Ist doch logisch, oder? Dann, habe ich gedacht, kommt sie zurückgekrochen und bläst die Jagd ab. Halali! Denkste. Stattdessen schwarzer Freitag. Nicht einmal ins Gesicht hat sie es mir sagen können, dieses Aas. Angerufen hat sie. Hat versucht, mich telefonisch umzubringen. Nehmen Frauen nicht Arsen oder Blausäure, wenn sie ihre Männer abmurksen wollen? Oder Pistolen. Ein scharfer Schuss – peng. Meine schaffte es mit einem knappen Satz am Telefon. `Katharina ist nicht dein Kind.` Peng! Hörer aufgeknallt. Natürlich habe ich prozessiert, weil das nicht wahr sein kann. Seit gestern habe ich es schwarz auf weiß. Hier, lies. „Der Kläger ist unstreitig nicht der biologische Vater.“ Noch einen Kurzen auf den Weg, Maxi.“
...
„Danke. Ja ich weiß, das habe ich dir schon hundertmal erzählt. Ich verspreche dir, es war das letzte Mal. Tschüß Maxi.“
„Tschüß Udo.“

Mann, geht der mir auf den Geist. Was nicht ausschließt, dass er mir manchmal auch leid tut. Klar, irgendwo hat er ja Recht. Sylvia ist auch nicht ohne. Trotzdem, es gehören immer zwei dazu – eine, die es macht und einer, der es mit sich machen lässt. Der braucht eine wie ... ach, du Scheiße, was war das denn jetzt? Klang wie ein geplatzter Autoreifen, oder? ... Nee, das bringt der nicht. Nee, ne? Verdammt! Oder doch?

3. Version

Letzte Aktualisierung: 20.10.2012 - 12.36 Uhr
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