Mainhattan Moments
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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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Jagd | Oktober 2012
Die Jagd nach deinem Herzen
von Thomas Schärfke

Die Sonne hatte an diesem Herbsttag die Laune verloren und war schon lange hinter den Wolken verschwunden. Es war nicht warm, aber auch nicht so kalt das ich mein abendliches Bier doch noch auf den Balkon genießen konnte. Ich war alleine, wie jeden Abend. Ich sehnte mich nach Zweisamkeit und chattete deshalb mit Singlefrauen aus ganz Deutschland. Doch das war alles zu trocken. Ich wollte, dass diejenige Frau die mein Herz erobert vor mir sitzt und ich in ihre Augen sehen konnte. So verging eine Nacht nach der anderen.
Bis ich eines Tages beschloss eine runde durch den angrenzenden Park zu joggen. Ich wusste gar nicht mehr wann ich das letzte Mal dies getan hatte. Aber warum denn mal nicht. Meine Sommerfigur hatte ich dieses Jahr auch durch das stundenlange Fahrradfahren im Frühjahr nicht erreicht, aber für nächstes Jahr hatte ich mir mehr vorgenommen. Ich dachte mir, jetzt im Herbst noch etwas joggen und im Winter etwas im Hallenbad plantschen gehen.
Und so kramte ich mein Joggingoutfit aus dem Schrank und begab mich in den Park. Die ersten Schritte waren die Hölle, alles tat weh. Hätte dann doch mal früher anfangen sollen und nicht den ganzen Sommer vor der Glotze verbringen sollen.
Vor mir lief eine junge Frau. Von hinten sah sie schon mal super aus und so legte ich einen Gang zu um sie auch von vorne betrachten zu können. Und so lief ich eine Weile an ihrer Seite und machte ganz schüchtern einige Blicke zu ihr. Wow! Ich war hin und weg. Sie hatte trotz der Anstrengung ein super süßes Lächeln, sogar ihre Augen schienen zu lächeln. Ich lief so lange an ihrer Seite bis auch sie mich bemerkte. Sie wurde nicht schneller, sondern hielt ihr Tempo und so drehten wir zusammen einige Runden durch den Park.
Nach einer guten Stunde war dann mein Akku leer und musste sie ziehen lassen. Ich setzte mich auf eine Bank die zum Glück gleich neben mir stand. Ich war so alle. Ich machte noch ein paar Dehnübungen und genoss danach diesen angenehmen Herbsttag. Doch ich konnte dieses Lächeln nicht vergessen. Eine Runde im Park dauerte ca. 15 Minuten und so hoffte ich sie noch ein paar Mal vorbei laufen zu sehen.
Nach gefühlten dreißig Minuten kam sie dann auch wieder in mein Blickfeld. Es machte einfach Spaß ihr beim Laufen zuzugucken. Sie bewegte sich so zart, als wenn sie auf Wolken schwebte. Ich hätte ihr stundenlang zuschauen können. Doch nach einer weiteren halben Stunde war sie anscheinend mit ihrem Programm fertig. Ich sah wie sie an einer anderen Bank ihre Dehnungsübungen machte und genau wie ich noch ein bisschen die letzten Sonnenstrahlen des Tages genoss. Ich musste diese Frau unbedingt kennen lernen. Aber wie, das war die Frage die ich mir bei so schönen Fragen immer stellte.
Ich war jetzt seit zwei Jahren Single. In meiner letzten Beziehung war ich nicht sehr glücklich gewesen. Es passte einfach von vorne bis hinten nichts. Sie wollte am Wochenende Party machen, Ich lieber mit Kumpels abhängen. Sie aß Salat, Ich lieber eine fett mit Käse belegte Mozzarella Pizza. Beim Sex wollte sie unten liegen, aber das wollte ich auch. Und so kam eins nach dem anderen und nach gut einem Jahr zog ich die Reisleine und beendete die Beziehung. Ich heulte ihr auch nicht nach, denn diese Beziehung war ein großes Missverständnis. Und so ging ich wieder alleine durch die Gassen meiner Stadt und suchte nach der Richtigen.
Das mir nun gerade beim Joggen die Frau über den Weg läuft die mir gleich beim ersten Blick gefiel war wohl Schicksal. Abe warum sollte ich nicht auch mal Glück haben. Die letzten Monate waren nicht einfach. Im Frühjahr hatte ich meinen Job verloren und schlug mich seitdem mit Minijobs durchs Leben. Mein Auto musste ich deshalb auch verkaufen weil ich nicht das Geld hatte dieses Luxusgut mir weiterhin leisten zu können. Ich schwamm irgendwie nur so mit in der Gesellschaft. Das einzige was mir blieb waren meine Freunde, mit denen ich jeden Samstag gemütliche Abende verbrachte. Mal spielten wir stundenlang Rommé oder schauten uns zusammen die Bundesliga an. Aber ich wollte mal wieder das was neues in mein Leben trat.
Das Wetter wurde von Tag zu Tag immer schlechter. Trotzdem ging ich jeden zweiten Tag in den Park, nicht um zu joggen, sondern mit der Hoffnung diese eine Frau wieder zu sehen. Ich glaubte fest daran, dass Sie mein Leben verändern könnte. Ich hatte an mir beobachtet, dass wenn ich in einer glücklichen Beziehung war, ich auf andere Menschen anders wirkte. Vielleicht half dies auch dabei wieder einen normalen Job zu bekommen. Es ist ja immer ganz wichtig wie man bei einem Vorstellungsgespräch auf den Menschen der vor einem sitzt, wirkt und was man ausstrahlt. Zurzeit war ich innerlich so unsicher, dass ich erst gar keine Bewerbungen abschickte. Ich hatte den Glauben an mich verloren.
Im Oktober schob ich nur Frust. Das Wetter war so schlecht das kein Mensch bei diesem auch nur fünf Minuten vor die Tür gehen würde. Ich saß deshalb stundenlang vor dem Rechner und zockte mal das mal jenes. Es war so langweilig, aber was sollte ich tun. Ich hoffte auf besseres Wetter im November und den Mut diese Frau einfach mal anzusprechen.
An einem Sonntag im November träumte ich bis mittags. Als ich wach wurde schienen die Sonnenstrahlen durch mein Fenster bis in mein Gesicht. Dies war der Tag dachte ich mir. Ich aß noch schnell mein Müsli und machte mich dann auf den Weg in den Park. Und da war sie wieder. Sie musste schon eine Weile gelaufen sein, denn man sah ihr die Anstrengung an. Ich wartete bis sie auf meiner Höhe war und fing an mit ihr zusammen ein paar Runden zu laufen. Ich hoffte und betete diesmal mit ihr mithalten zu können. Der Tag war einfach herrlich. Das Wetter passte zu meiner Stimmung und ich wusste heute verändert sich mein Leben.
Nachdem wir zusammen fast eine Stunde gelaufen waren, machte sie mit einer Handbewegung mir klar dass es für sie jetzt reichte. Wir beide hielten an einer Bank und machten zusammen einige Stretchübungen um die Muskeln zu entlockern. Nachdem wir unsere Übungen gemacht hatten, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und stellte mich ich ihr vor. Sie lächelte mich an und verritt mir auch ihren Namen. Sie hatte eine samtweiche Stimme. War etwa in meinem Alter, vielleicht auch zwei, drei Jahre älter. Aber das war mir egal. Ich hatte immer jüngere Freudinnen gehabt und mir insgeheim immer gewünscht mehr Erfahrungen von der Partnerin in einer Beziehung zu haben. Bei ihr merkte ich sofort, dass sie schon einiges im Leben erlebt hatte. Und so setzten wir uns noch auf die Bank, quasselten ein bisschen und genossen diesen sonnigen Sonntag im November.
Als dann langsam der Nachmittag anbrach wollte sie dann doch nach Hause. Es war kalt geworden und nicht sehr ratsam bei diesem Wetter durchgeschwitzt stundenlang auf einer Bank im Park zu sitzen. Und so nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und fragte sie nach einem Date am nächsten Wochenende. Ich dachte mir ein letztes Eis in diesem Jahr. Sie sagte Ja und ich war so happy.
Die ganze Woche schwebte ich wie auf Wolken. Die Tage wurden immer länger und die Sehnsucht wuchs von Tag zu Tag. Ich hätte sie nach ihrer Handynummer fragen sollen oder ob sie auf einer dieser vielen Social Network Seiten aktiv war. So zählte ich an manchen Tagen schon die Minuten bis dieser vorbei war.
Dann stand endlich der Samstag vor der Tür. Meine Kumpels hatte ich auf nächstes Wochenende vertröstet. Mir war es sehr wichtig dieses Date zu haben, mit der Hoffnung dass sich daraus etwas entwickelt. Und so sprang ich vor dem Date noch schnell unter die Dusch, zog mein bestes Outfit an und benutzte mein teuerstes Parfüm. Aber bloß nicht zu viel, dass wirkt dann immer so aufdringlich. Am frühen Nachmittag fuhr ich dann mit der Tram in die Innenstadt zur beliebtesten Eisdiele. Ich schaute mich um, aber ich sah sie noch nicht. Ich schaute auf die Uhr. Na super ich war eine halbe Stunde zu früh. Beim ganzen hübsch machen hatte ich vergessen auf die Uhr zu achten. Also ging ich noch ein bisschen über den Boulevard und beobachtete die Menschen beim shoppen.
Kurz vor halb drei stellte ich mich dann wieder vor die Eisdiele und wartete ganz gespannt. Ich war tierisch nervös, versuchte aber cool zu wirken. Und da erschien sie dann pünktlich und stand mit einem wunderschönen Lächeln vor mir. Dieser Anblick war ein Traum und genau diesen wollte ich jeden Tag haben. Wir gingen in die Eisdiele und setzen uns an einen Tisch. Es waren an diesem Tag nur wenige Eisesser im Geschäft und so konnten wir uns einen Platz am Fenster aussuchen und ganz entspannt die Karte studieren. Es dauerte nicht lange und sie fragte mich nach meiner Woche. Sie hatte bemerkt, dass ich doch sehr nervös war und nicht so richtig wusste wie ich ein Gespräch beginnen sollte. Und so war ich froh, dass sie den Anfang machte. Ich fing an ihr eine Wochenbericht zu geben. Langsam wurde ich lockerer und mir fielen dann auch ein paar Fragen ein. Es entwickelte sich ein sehr harmonisches Gespräch und so vergasen wir ganz und gar unser Eis. Am Ende unseres ersten Dates hatten wir dann vor uns im Becher nur noch Erdbeersoße mit ein paar Früchten die wie kleine Schiffe durch das Eis schwammen.
Es war nun schon früher Abend und das Date nahm langsam sein Ende. Ich entnahm ihrem Lächeln das ich doch ein angenehmer Unterhalter war. Natürlich bezahlte ich die beiden Eisbecher, half ihr in ihre Jacke und öffnete ihr die Tür. Das war der schönste Tag seit langem. Ich wollte ihr dann beim Abschied die Hand geben, doch sie kam mir auf einmal ganz nah und gab mir einen Kuss auf die Wange. Und so wusste ich, dass dies nicht das letzte Date gewesen sein sollte. Mit Schritten wie auf Wolken machte ich mich auf den Heimweg mit dem Gedanken an eine bessere und glücklichere Zukunft.

Letzte Aktualisierung: 10.10.2012 - 20.20 Uhr
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