Lust(ig) | Februar 2013
| Alte Liebe rostet nicht | von Thea Derado
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Geburtstage sind für uns vier überreife Singles die beste Gelegenheit, uns zu treffen und ausführlich zu plaudern.
„Na, meine Gudeste, biste wieder ä Jahr älder geworden?“ Elke kann, obgleich vierzig Jahre fern ihrer Heimat, ihre Wurzeln nicht leugnen. „Och, das sin awer dolle Dorten! Da haste dich schja mächdisch ins Zeich gelecht! Ich ziehe schon ordentlich Geschmaggsfäden.“
„So, der Kaffee ist auch fertig. Wenn Inge kommt, können wir gleich loslegen. Ich bin schon sehr neugierig auf ihren Bericht.“
„Du weißt auch nicht, wie das Treffen mit ihrer Jugendliebe verlaufen ist?“
Ah, endlich das ersehnte Klingeln an der Wohnungstür! Kaum, dass Inge ihren Mantel abgelegt hat, wird sie überfallen.
„Hast du ihn getroffen?“ „Wie war es?“
Rita, der zu jeder Situation ein Lied einfällt, trällert: „Alte Liebe rostet nicht, schwinden auch die Jahre, trotz der Falten im Gesicht, trotz der grauen Haare.“
„Na gomm, meine Bibbe. Erzähl doch mal. Lass dir doch nisch jeden Bobel eenzeln aus der Nase ziehen!“
„Wir konnten uns wieder so prima unterhalten wie damals, in unserer Jugend.“
„Unterhalten! Wen interessiert denn das!“
Rita will es ganz genau wissen: „Nun sag schon, habt ihr? Du weißt schon.“
Inge nickt, lächelt und kümmert sich weiter genüsslich um die Ladung auf ihrer Kuchengabel.
„Wer hat den Anfang gemacht? Ist es nicht peinlich, wenn der Busen langsam Falten schlägt?“
„Na, de Männer wärn ooch nisch knackiger. Was de da so am Nacktbadestrand ze sähn krichst, da vorgeht dir awer dor Abbediet, sach ich dir.“
„Sei still, Elke! Ich will jetzt Inges Geschichte hören. Schieß los. Wer hat den Anfang gemacht? Musstest du viel Wein vorher trinken?“
„Nein. Das ergab sich so.“
„Äscha, in unserm Alder ergibt sich sowas nisch mehr. Da musste schon gezielt droff hin arbeeden.“
„Es war am dritten Tag. Wir hatten eine wunderschöne Bergwanderung gemacht. Beim Abstieg kamen wir an einem einsam gelegenen Bergsee vorbei. Verschwitzt wie wir waren, ließ Gerd seine Hüllen fallen und sprang ins Wasser. Ich war ja schließlich auch erhitzt. Also hinterher. Danach haben wir uns gegenseitig abgerubbelt. Nun ja.“
„Oh, an einem einsamen Waldsee!“ Rita verdreht schwärmerisch die Augen. „Wie prickelnd!“
„Sehr prickelnd. Besonders als die Ameisen über uns herfielen!“ |
Letzte Aktualisierung: 17.02.2013 - 15.05 Uhr Dieser Text enthält 2365 Zeichen. www.schreib-lust.de |