Das alte Buch Mamsell
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Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
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Wen(n) wir lieben | Dezember 2014
Weihnachten in einer WG
von Hartmuth Malorny

Damals bewohnten wir ein baufälliges Einfamilienhaus in
einer heruntergekommenen Gegend, und da die Bagger
auch zum Ende des Jahres nicht anrückten, luden wir
einen Bekannten zum traditionellen Weihnachtsabend.
Mein Bruder und seine Verlobte, und ich und
meine Verlobte, hatten einen Karpfen (verfassungsgemäß blau) in
der Röhre, und als der Bekannte endlich an die Tür
klopfte, war die Hälfte der Geschichte bereits vorbei.

Während unsere Verlobten noch die Rezepte
studierten, tranken wir den Wein aus der Korbflasche,
der für die Sauce vorgesehen war.
Nach Streichholzziehen und lauten Diskussionen
bewaffnete ich mich mit
einem Schlachtermesser und begrüßte den Fisch
im Keller, der seine letzten Runden in der
Kinderbadewanne drehte, und wie
alle Beteiligten später das Massaker kommentierten,
eignete ich mich nicht zum Profikiller.
Wir schoben den Leichnam ohne Kopf und
Schwanz in den Ofen, die fürchterlichen
Stellen retuschierte meine Verlobte dezent
mit einem Bund Petersilie.
Zuerst wollte mein Bruder den Karpfen mit dem
Luftgewehr füsilieren, doch da sagte seine Verlobte:
„Stop, so geht das nicht, wir möchten kein Blei essen.“
Als unser Besuch an die Tür klopfte,
empfingen wir ihn mit glänzenden Augen, die
uns der Wein aus der Korbflasche beschert hatte.
Nach dem Essen blieb es lustig.

Da wir den Frauen den Einkauf überlassen hatten,
fehlte uns der 54 prozentige Rum für die
obligatorische Feuerzangenbowle, und so stöberte
mein Bruder eine Flasche Methylalkohol
auf, und auch den Hinweis des Bekannten, der meinte,
von Methylalkohol könne man blind werden, ignorierten
wir gelassen, denn das, was wir sahen, bestand aus
zwei Dauerverlobten und einem baufälligen Haus.

Einen weiteren Höhepunkt des Abends bildete dann die
bläulich zur Decke zischende Flamme, die sich bereits
(unerklärlicherweise) in die vergilbte Wohnzimmergardine
gefressen hatte, doch da war schon der Bekannte mit der
feuerfesten Form zur Stelle, in der sich
gut ein Liter Fischsud befand.
Was für eine Sauerei.
Anschließend tranken wir die kalte Bowle in der
warmen Küche. Dummerweise bekam unser Kumpel
Gewissensbisse, und als wir endlich mit dem Suff anfingen,
machte er es wie immer:
Eine blöde Miene zum schönen Spiel – und verschwand.

Mein Bruder und ich tranken ohne Gewissensbisse die Bowle,
den restlichen Wein und das Bier.
Irgendwann zwischen 6-7 Uhr morgens warf mir die Verlobte
meines Bruders schräge Blicke zu, aber es war ja nicht meine,
und so tranken wir noch die drei Flaschen Sekt leer,
die wir nach langer Suche in der Abstellkammer gefunden hatten.
(Versteckt in anderthalb Paar Stiefeln.)

Dafür war es dann meine Verlobte, die mich sturzbetrunken
aus der Küche in die Abstellkammer verfrachtete, und ich
merkte es erst, als mein Bruder am späten Nachmittag
in eben dieser Kammer nach Sekt, Wein oder Bier suchte.

Letzte Aktualisierung: 21.12.2014 - 01.04 Uhr
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