Honigfalter
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Erotik | Februar 2015
Is it love? – Ein Dreiakter
von Eva Fischer

Erster Akt

Felicitas war trunken von den neuen Eindrücken. Kein Auge hatte sie diese Nacht auf der Fähre zugemacht. Viel zu aufgeregt war sie, wenn sie daran dachte, dass sie bald auf ihrer Trauminsel sein würde. Der Bus hatte sie durch eine Landschaft gefahren, wo alles irreal schien. Die Häuser waren kleiner als zu Hause, die Bäume grüner, die Straßen enger, - man fuhr sogar auf der falschen Seite - die Leute freundlicher. Kathrin und Jim hießen ihre Gasteltern, nicht viel älter als sie selbst. Wie viel hatten eigentlich das Englisch der Menschen hier und ihr Schulenglisch gemein? Kathrin hatte ihr einen cup of tea gekocht und einen scone mit clotted cream und strawberry jam serviert. Sie fühlte sich wie Alice im Wunderland.

Dann hatte Kathrin ihr das Zimmer ihres Bruders gezeigt, der im Augenblick beruflich in den Staaten unterwegs war. „Fühle dich ganz wie zu Hause“, hatte sie gemeint. Felicitas packte ihren kleinen Koffer aus und schaute sich im Zimmer des Fremden um. Ein Bett, ein kleiner Schreibtisch, ein Regal, auf dem er sie aus einem apfelgrünen Rahmen anschaute. Sie nahm das Schwarz-Weiß Foto in die Hand. Die dunklen Augen brachten etwas in ihr zum Schmelzen. Sie strich zärtlich über die geschwungenen Lippen und über das Haar, das ihm glatt auf die Schultern fiel. Dann drückte sie einen Kuss auf seinen Mund. Sie hatte das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wenn jetzt Kathrin in den Raum käme? Was sollte sie von ihr denken? Hastig gab sie das Bild zurück in den Rahmen.

Nun stand sie vor seiner Plattensammlung und begutachtete die einzelnen Cover. Schließlich entschied sie sich für „Young Girl“ von Gary Pucket & The Union Gap, legte die Platte auf den Plattenteller und schloss die Augen. Die weiche Stimme streichelte ihre Haut wie ein Windhauch in der Sonnenglut.

“And you know it’s wrong to be alone with me“

Sie fühlte sich von dem Fremden nicht durch tausende Meilen getrennt, sondern seine unmittelbare Nähe durchflutete warm ihren Körper. Sie zog ihre Bluse aus und steichelte ihre Brüste.

“And so I’m afraid we go too far.”

Nein, sie brauchte keine Angst zu haben. Die Dunkelheit war jetzt ihr Verbündeter. Kathrin und Jim würden sie nicht mehr stören nach der anstrengenden Reise.
Der Fremde gehörte jetzt ganz allein ihr in ihren Träumen.

“You’re just a baby in disguise”.

Zweiter Akt

Marilyn fand es doof, sich die Somerferien durch einen Sprachkurs verderben zu lassen. Auch würde sie sicherlich Rolf, ihren festen Freund, vermissen. Um Mitternacht hatte sie sich in Ostende zusammen mit anderen Jugendlichen eingeschifft. Die Fähre würde am frühen Morgen in Dover anlegen. Von da ab ging es dann mit dem Bus noch weiter nach Tunbridge Wells zu ihren Gasteltern. Bis dahin war noch lange Zeit. Marilyn betrachtete die Mitreisenden. Einige schliefen, andere unterhielten sich. Ihre Freundin Felicitas schaute aus dem Fenster auf das Meer, als ob die Wellen ihr eine spannende Geschichte zu erzählen hätten. Marilyn zog es ins Freie, auf das menschenleere Deck, als sie leise Musik hörte. Ein junger Mann saß mit seiner Gitarre zwischen den Beinen auf dem Boden und zupfte an den Saiten, während sich sein Blick in den Weiten des Horizonts verlor.
„Du, ich habe noch eine Flasche Wein. Willst du auch einen Schluck?“
Der junge Mann nickte, ohne sein Spiel zu unterbrechen oder den Kopf zu heben.
Marilyn fischte das Geschenk fĂĽr ihre Gasteltern aus dem Rucksack, das ihre Mutter in BlĂĽmchenpapier eingewickelt hatte.
„Hast du einen Korkenzieher?“, fragte sie ihn.
Nun legte er doch seine Gitarre beiseite und holte aus der hinteren Hosentasche seiner Jeans ein Klappmesser mit einem Korkenzieher.
„Bitteschön! Immer zu Diensten, young girl.“
Marylin griff nach dem Korkenzieher. Ihre Hand berührte seine und verweilte einige Sekunden länger dort als nötig.
„Ich mach schon“, sagte der Fremde und stand auf. Nachdem er den Korken mit einem Plopp aus der Flasche gezogen hatte, setzte er die Flasche an den Mund, nahm einen kräftigen Schluck, bevor er ihr den Wein weiterreichte. Sie setzte sich neben ihn.
„Hi, ich bin Marilyn“, prostete sie ihm zu.
„Echt jetzt?“
„Ja. Verdanke ich wohl meinem Vater. Und wie heißt du?“
„Boris. Verdanke ich meiner Mutter. Sie ist Opernfan.“
„Fährst du auch nach Tunbridge Wells?“, versuchte Marilyn das Gespräch in Gang zu halten, während der Fremde abwechselnd die Flasche und die Gitarrensaiten bediente.
„Nö“, kam es wortkarg, wenig informativ zurück.
„Sondern?“ hakte sie nach.
„London.“ Das Gitarrenspiel erklang nun lauter.
„Jimmy Hendrix?“ wagte sie einen erneuten verbalen Vorstoß.
„Nö. Eigenimprovisation.“
„Toll!“
Noch nie hatte sie so geile Musik gehört. Das Deck als Freilichtbühne unter nächtlichem Himmel, weit weg von ihrem Elternhaus, war einfach perfekt für ein Konzert und der Künstler lag ihr quasi zu Füßen. Ihr Blick ging über seine langen Beine und seine Hände, mit denen er die Saiten teils zärtlich zupfte, teils hart anschlug.
Sie schmiegte sich in seinen SchoĂź, wo etwas GroĂźartiges zu wachsen schien. Er fasste an ihre BrĂĽste, quetschte sie wie zwei reife Zitonen. Sie unterdrĂĽckte einen Schrei, doch da hatte schon seine Zunge ihren Mund in Besitz genommen.

Dritter Akt

40 Jahre später in einer Theaterbar

„Wann haben wir das letzte Mal den Sommernachtstraum gesehen?“
„Das ist schon ewig her. Es war mal unser Abithema, weißt du noch?.“
„’Doch die gepflückte Ros ist irdischer beglückt als die am unberührten Dorne welkend’...“
„ Tja, Jungfrauen sind wir beide nicht mehr.“
„ Mit der Anzahl deiner Lover kann ich nicht mithalten.“
„’Drum nennt man ja den Gott der Liebe blind’. Ach, wenn du mich fragst, der ganze Sex wird überbewertet.“
„ Und das aus DEINEM Munde!“
„ Shakespeare hatte schon recht. Der Mensch lässt sich von einem Puck den Saft eines Krautes in die Augen träufeln und sieht nicht mehr, dass er es mit einem Esel treibt.“
„ Höre ich da Reue heraus?“
„ Keineswegs! Eher Bedauern. Die Wirkung der Tropfen lässt mit der Zeit nach.“
„Du als Romantikerin bleibst von diesem Problem natürlich verschont. Festgeschnürt in dem Kokon der Imagination können dich die Leiden der Liebe nicht berühren.“
„Ich bin verheiratet.“
„Und was träumst du nachts, wenn er dir im Bett den Rücken zuwendet?“
„Die Gedanken sind frei.“
„Ein Leben lang an EINEN Mann gefesselt zu sein, stelle ich mir schrecklich vor. Die Gewohnheit ist der Feind jeglicher Erotik.“
„Du nennst es Fessel. Ich nenne es Freiheit. Ewig auf der Suche nach Frischfleisch, nie ankommen können, ist das nicht auch frustrierend?“
„Du redest ins Blaue, hast keine Ahnung, was Leidenschaft ist, ziehst dich in den sicheren Hort zurück.“
„Liebe ist mehr als Sex. Hast du nicht gerade selbst gesagt, dass Sex überbewertet wird.“
„Ich weiß jedenfalls, wovon ich spreche, liebe Felicitas. Aber lass uns nicht weiter streiten!
Herr Ober, noch ein Glas Rotwein, bitte!“ (Schweigen. Marilyn lässt ihre Blicke schweifen)

„Siehst du den da drüben? Mensch, hat der einen knackigen Arsch! “
„Er ist mindestens zwanzig Jahre jünger als du.“
„Deshalb ist er ja noch knackig. Und wie der mich anguckt! Ich glaube, da habe ich Chancen. Die Nacht ist noch jung. Prost, Romantikerin! Du willst sicher bald ins Bett.“
„Ach Marilyn, du gibst wohl nie Ruhe! Und das mit 57!“
„Das bin ich meinem Image schuldig.“

Letzte Aktualisierung: 04.02.2015 - 22.08 Uhr
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