Der Cousin im Souterrain
Der Cousin im Souterrain
Der nach "Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten" zweite Streich der Dortmunder Autorinnengruppe "Undpunkt".
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Alles nur Show | März 2015
Alles! Nur Show-
von Helga Rougui

down mach ich nich mehr, sagte der alte Cowboy zu niemand bestimmtem, das is mir zu ... laut ... zu ... zu

Er verstummte. Nicht gesprochene Silben versickerten in der dumpfen Luft der überfüllten Bar, bevor sie zu Wörtern hätten werden können.
Keiner hatte ihn gehört. Das inkohärente Gemurmel eines ausgemergelten Anachronismus wand sich unter dem gängigen Aufmerksamkeitslevel wie ein Glasaal daher, war da und doch nicht da.

Er wünschte manchmal, man möge ihn hören, und gleichzeitig ertrank er in der Furcht, sein Wort möge Realität setzen.

Alles ... ja ... aber keinen ... Show-down ...

Er kippte zur Seite, schlug hart auf dem Boden auf.
Mir ist, dachte er, als hätte mich die Kugel getroffen.

Hat das Hinfallen schon immer so geschmerzt?
Ich erinnere mich nicht.
Ich müßte es inzwischen gewöhnt sein.

Aber die Qual wird jedes Mal wieder neu erfunden.
Das hatte ich auch vergessen
In der Euphorie darüber, daß es sich dieses Mal so frisch und anders anfühlte.

War das der Text einer Rolle?
Oder kamen die Gedanken von ihm selbst?
Hatte er laut gesprochen?
Wohl nicht.
Niemand nahm Notiz von ihm.
Aber das war kein Beweis.

Er fragte sich, wie man inmitten einer Menschenmenge so völlig unsichtbar sein konnte.
Er hob eine Hand, hielt sie vor die Augen, betrachtete sie.
Sie war durchscheinend wie sehr dünnes abgeriebenes Pergament.
Er konnte seine weißen Fingerknochen sehen.
Winzige bläulich irisierende Würmer krochen an ihnen entlang, geschäftig suchend.

Wo war sein Blut?
Wer hatte es genommen?

Er bewegte sich vorsichtig – lag er in einer Lache?
Irgendwie erschien es ihm plötzlich logisch, daß sich auch sein Blut, nachdem es ihn verlassen hatte, über ihn lustig machte.

Am besten wäre es, ganz zu schweigen bis zum Abspann.
Es würde nicht lange dauern, verglichen mit der Zeit, die kam.

Aber – daß er dieses Mal den Schuß überhört hatte?
Das regte ihn jetzt doch ein wenig auf.

Auch wenn es im Grunde
egal war.

Letzte Aktualisierung: 22.03.2015 - 19.59 Uhr
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