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Partystimmung | Juli 2015

DIE Party
von David Ock

Ich muss zugeben, dass ich gerne feiere und daher natürlich auch schon viele Partys hinter mir habe. Doch unter all den Geburtstags-, Silvester-, Semester-, Abschluss- und sonstigen Feiern, ist mir die letzte Silvesterfeier doch besonders intensiv im Gedächtnis verhaften geblieben. Dies liegt kein bisschen daran, dass sie erst wenig mehr, als ein halbes Jahr her ist, ganz im Gegenteil: sollte ich wider Erwarten hundert Jahre alt werden, so werde ich mich dennoch stets an diese Feier erinnern. Aber ich will von vorn anfangen.

Die Feier sollte groß werden, denn ich hatte ein hartes Jahr hinter mir. Meine Freundin hatte im November mit mir Schluss gemacht und das Studium lief auch nicht so gut, dazu kam noch Ärger mit meinem Bruder, der stets meinte, er müsse mir Vorwürfe machen. Alles gute Gründe mal endlich einen Masterreset durchzuführen und mit reichlich Alkohol und in guter Gesellschaft ins neue Jahr zu starten.

Schritt 1: Einladung
Die Einladungen habe ich bereits Anfang Dezember verschickt, man kennt ja seine Pappenheimer. Ich glaube ich habe so ziemlich jeden eingeladen, der mir nicht allzu sehr auf den Sack ging. Und ein paar Vertreter des weiblichen Geschlechts, die mit ihrer Körbchengröße ihr nervtötendes Wesen kompensieren können. Wer jetzt denkt, ich habe an hohem Samendruck gelitten, der hat da vermutlich Recht. Aber hey – ich war Single, wer kann's mir da verdenken? Bei den fast hundert Emails blieben nur wenige außen vor, wie etwa mein Bruder (erwähnte ich nicht bereits, dass er nervte?) oder der linke Nachbar. Der war sogar Kommilitone, aber ein absoluter Stimmungskiller. Zog ständig eine Fresse, hat den Kontakt mit anderen Studenten gemieden und ich hatte auf früheren Partys schon Besuch von der Polizei gehabt, und wette, dass er das war.

Schritt 2: Planung & Einkauf
Ich hatte mir bereits über Weihnachten Gedanken gemacht, was ich zu Trinken haben wollte (das Essen mitzubringen überließ ich, wie üblich, den Gästen). Da Bier mir zu bieder war, hatte ich mich ursprünglich für Tequila Sunrise entschieden und um es auf die Spitze zu treiben beschlossen, eine Badewanne voll zu machen. Die dafür benötigte Badgrundreinigung wäre schon schlimm genug gewesen, aber beim Pinkeln Leute Cocktails schöpfen zu lassen, war dann doch etwas zu viel. Dann kam mir DIE Idee: Swimming Pool. Und den Cocktail dann entsprechend seinem Namen servieren! Also bin ich dann am 29. einkaufen gefahren. Aufblasbarer Plastikpool, Becher, Teller, Besteck, Alkohol, Chips, etc. Ich habe dann doch noch 2 Kästen Becks gekauft. Ich fürchte, ich habe deutlich mehr Geld an diesem Tag hingeblättert, als das Budget eigentlich hergab. Aber da muss man halt auch mal flexibel sein.

Schritt 3: Vorbereitung
Nun gut, ein bisschen Arbeit musste sein. Sauber machen, aufräumen. Ein paar Blumengirlanden aufhängen und so was. Dann hätte ich es doch fast vergessen, habe dann am 30. nochmals alle Teilnehmer angeschrieben und angehalten Hawaiihemden, Blumenketten und Sonnenbrillen mitzubringen, den Strohhut nicht zu vergessen. Die Musik vorab schon mal auszuwählen hat vermutlich die meiste Zeit in Anspruch genommen.

Schritt 4: Party, Party, Party
In einem Wort: ein voller Erfolg. Gut, zugegeben, das waren drei Worte, aber eine derartige Party in nur einem Wort zu beschreiben, wäre ihr wohl kaum gerecht geworden. Überall Hawaiihemden und Bikinis, Strohhüte und Cocktailgläser. Und allein Sofie (Sozialpädogogik Erstsemester) im Bikini zu sehen, war die ganze Mühe schon wert gewesen. Musste meine vorherige Mutmaßung von D auf E korrigieren. Oder war es doch nur Doppel-D? So oder so: ich war begeistert. Dazu gab es eine riesengroße Menge an Ananas, Mangos, Paella, Hotdogs und unglaubliche Mengen Fingerfood. Alles tanzte zu Peter Fox & Seeed.
Um 12 dann hatte ich glaube ich so ziemlich alles geknutscht, was einen Bikini anhatte - und nicht nur die. Also raus auf den Balkon, solange man die Temperaturen aushielt und dort Party machen. Es war dann eine halbe Stunde später, als die Polizei unten vorfuhr. Naja, es war nun mal nicht das erste Mal, daher drehte ich die Musik etwas runter und hab mir mein Hawaiishirt wieder angezogen. Es dauerte jedoch einige Minuten, bis die Freunde in grün dann auch bei mir klingelten. Sonst waren sie immer deutlich schneller gewesen. Vielleicht waren sie auch in Feierlaune? Dann könnte ich mir das Ganze „Ja, ich dreh die Musik runter“, „Schon zum zweiten Mal? Echt? Hab ich gar nicht mitbekommen.“ et cetera sparen.

Also: es klingelte und ich ging an die Tür. Die beiden Beamten schienen doch nicht so in Partylaune zu sein, wie ich das gehofft hatte. Sie schauten mich ernst an und fragten, ob ich Jan Peters sei. Ich bejahte dies und bot gleich freiwillig an die Musik runter zu drehen. Proaktive Mitarbeit wird immer gern gesehen, selbst wenn das Angebot unehrlich war.
Nein, meinten sie, deswegen seien sie nicht gekommen. Ich war irritiert. Dann kam jener Satz, der mir seither nie aus dem Sinn gegangen ist: „Ihr Untermieter hat sich erhängt, vermutlich Selbstmord, können sie uns dazu vielleicht etwas sagen?“


Copyright David Ock 20.07.2015

Letzte Aktualisierung: 21.07.2015 - 15.33 Uhr
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