Das alte Buch Mamsell
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Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
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Auf Schatzsuche | August 2015
Unter dem Busch
von Klaus Freise

Laura saß ganz still. Sie lauschte. Um sie herum summten Bienen und Hummeln. Die rosa und violetten Blüten waren so groß, das sie beide Hände brauchte, um eine herunter gefallene Blüte aufzuheben. Die Kelchblätter fühlten sich seidig an. Auch die grünen Blätter waren glatt und so dicht, dass niemand Laura sehen konnte, unter dem Rhododendron.
Das war auch gut so, hier war sie sicher.
Sie war froh, sich nicht im Kohlenkeller versteckt zu haben. Der war zwar dunkel und für Erwachsene nur schwer zugänglich, aber dort gab es Spinnen, so groß wie Lauras Kopf. Schwarze fette Ekelspinnen, die mit ihren behaarten Beinen sehr schnell sein konnten, wenn sie über die weiß getünchten Kellerwände krabbelten. Gut, dachte Laura, dass ich nicht in die Kohlenrutsche geklettert bin. Wenn sie dort drin steckte und dann eine Spinne von unten an ihren kleinen Beinen hochkrabbelte, hätte sie sich nicht bewegen können. Laura bekam Gänsehaut.
Die vergessene Kohlenrutsche wäre ideal gewesen, sie war vom Garten aus kaum noch unter dem wuchernden Rhododendron zu erkennen. Im Keller musste man sich den Weg über die Kohleneier bahnen und von unten in die Rutsche spähen, natürlich nur mit einer Taschenlampe. Das Licht im Keller war schon lange kaputt. Gerade als Laura an die Klappe im Garten zur Rutsche dachte, hörte sie eine Tür im Haus klappern.
Sie zuckte zusammen. Jetzt musste sie ganz still sein. "Muckskmäuschen", wie Oma immer sagte. Als wenn man eine Stecknadel fallen hören wollte. Sie kniff die Augen zu. Jetzt kann mich niemand sehen.
Sie versuchte ganz langsam zu atmen und als sie Schritte hörte, hielt sie die Luft an.
Schwere Schritte. Stiefelschritte. Sie kamen über den geschotterten Weg. Vom Haus zum Garten. Schlurfend, suchend.
Laura spürte ihr Herz gegen die kleine Brust hämmern. Sie musste Luftholen. Jetzt gleich.
Die Schritte verließen den Schotterweg, kamen jetzt über den Rasen.
Laura hatte die Augen so fest zusammen gekniffen, bis sie Funken sah. Rote und gelbe Funken.
Da war plötzlich etwas auf ihrer Hand. Tastend, krabbelnd. Oh, bitte keine Spinne, dachte sie. Mit viel Überwindung blinzelte sie, zwinkerte. Pah, eine püppi kleine Ameise.
Schnell schlackerte Laura sie von der Hand.
Da öffnete sich das Blätterdach über ihr und sie schrak zusammen.
Omas rundes Gesicht. Ihre blauen Augen zwinkerten ihr zu als sie sagte:
"Hab dich gefunden, mein Schatz."
Laura quietschte vor Erleichterung und Vergnügen. Schnell wie der Blitz schoss sie unter dem Busch hervor, flitzte zum Birnbaum und klatschte ab. Oma folgte schnaufend in ihren Gummistiefeln.
"Jetzt bist du dran, Oma", jauchzte sie.
Die Ferien bei Oma waren doch immer am schönsten.

Letzte Aktualisierung: 22.08.2015 - 09.10 Uhr
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